Bahnbrecher der Literatur
Die zwölf deutschsprachigen Literaturnobelpreisträger sind Thema einer Ausstellung, die bis zum 23. Januar 2009 im neuen Foyer der Universitäts- und Landesbibliothek Münster (ULB) gezeigt wird.
Eröffnet wurde die von der Grimmelshausen-Gesellschaft e. V. und der ULB nach Münster geholte
Wanderausstellung mit dem Titel „Ich, natürlich, oder?!" am Freitag, 5.
Dezember, im
neuen „Torhaus" an der ULB am Krummen Timpen. Christiane Kussin,
Geschäftsführerin der bundesweit tätigen Arbeitsgemeinschaft Literarischer
Gesellschaften und Gedenkstätten e. V., von der Idee und Konzeption der Ausstellung stammen, führte in das Thema ein.
"Ich natürlich, oder?!" soll im Jahre 1981 Gabriel Garcia
Márquez einem Journalisten am Tag der Verleihung des Nobelpreises für Literatur
auf die Frage geantwortet haben, ob er wisse, wer der diesjährige Preisträger
sei. Doch Márquez' Freude war verfrüht: Nicht er wurde gewählt, sondern Elias
Canetti, einer der zwölf deutschsprachigen Autorinnen und Autoren, denen die
Stockholmer Nobel-Stiftung diese hohe Auszeichnung von 1901 bis heute zuerkannt
hat. Márquez hatte jedoch nicht lange Grund enttäuscht zu sein. Denn als erster
Kolumbianer erhielt er bereits 1982, ein Jahr nach Canetti, den
Literaturnobelpreis.
Ein Dutzend deutschsprachiger Nobelpreisträger für Literatur - wer waren
die eigentlich? Die jüngeren dürften noch allgemein in Erinnerung sein:
Elfriede Jelinek im Jahre 2004 und Günter Grass 1999. Heinrich Böll (1972) und
Hermann Hesse (1946) werden vielen ebenfalls noch spontan einfallen, vielleicht
auch Gerhart Hauptmann (1912). Aber die komplette Liste bekommen nur wenige
zusammen. „Da kommen selbst Literaturprofessoren ins Stocken", meint Prof. Dr.
Peter Heßelmann vom Germanistischen Institut der Universität Münster. Der Präsident der Grimmelshausen-Gesellschaft gibt zu, dass
selbst er nicht auf Anhieb alle Preisträger parat hatte. Für ihn ein Grund
mehr, die Wanderausstellung der Arbeitsgemeinschaft Literarischer
Gesellschaften und Gedenkstätten nach Münster zu holen.
Zusammen mit der Universitäts-
und Landesbibliothek Münster (ULB) ist es möglich geworden, die ansprechend
gestalteten Stellwände zu zeigen. Ergänzend werden zu den ausgezeichneten
Autoren einige Erstausgaben ihrer Werke aus dem Bestand der ULB zu sehen sein.
Der Nobelpreis für Literatur ist die weltweit höchste Ehrung, die einer
Schriftstellerin oder einem Schriftsteller zuerkannt werden kann. Während in
den ersten Jahren der über einhundertjährigen Verleihungsgeschichte vor allem
die klassische Meisterschaft preiswürdig war, wählte die Schwedische Akademie
nach dem Zweiten Weltkrieg oft die so genannten Bahnbrecher der Literatur. Die
Ausstellung versucht daher das Spannungsfeld von literarischer Qualität und den
sich wandelnden Rezeptionsbedingungen zu spiegeln. Mit dieser Ausstellung
besteht erstmals die Möglichkeit, sich ein umfassendes Bild von den
deutschsprachigen Literaturnobelpreisträgern zu machen und auch etwas über die
Geschichte der Auszeichnung zu erfahren. Eine umfangreiche informative Begleitpublikation
zu der Ausstellung kann vor Ort erworben werden.
„Endlich präsentieren wir uns mal wieder mit mehr als einer Baustelle!",
freut sich Matthias Kayß, in der ULB zuständig für Öffentlichkeitsarbeit. Auch nach der Fertigstellung der neuen Gebäude am Krummen Timpen wird
in der Bibliothek noch intensiv gearbeitet. Bis zum Sommer 2009 werden die
Sanierungs- und Umbauarbeiten noch andauern. Im großzügig erweiterten und
hellen Foyer ist aber bereits Platz für kleine Ausstellungen. Die Präsentation
der deutschsprachigen Literaturnobelpreisträger macht hier den Anfang. Größere
Ausstellungen wird es in der ULB aber frühestens im Herbst nächsten Jahres
geben.