Für eine erschwingliche Batterietechnologie
Bis zum Jahr 2020 sollen mindestens eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen unterwegs sein. Viele Autofahrer sind jedoch noch nicht bereit, den durch die teure Batterietechnologie vergleichsweise hohen Anschaffungspreis für einen solchen Wagen zu bezahlen. Hinzu kommt, dass die Batterie nach etwa zehn Jahren nicht mehr genug Energie speichern kann, um das Auto komfortabel zu betreiben. Wissenschaftler vom Institut für Wirtschaftsinformatik und vom Batterieforschungszentrum MEET der Universität Münster wollen vor diesem Hintergrund neue Lösungen finden. In dem nun gestarteten Projekt "EOL-IS" (End-Of-Life Solutions für eCar-Batterien) entwickeln sie Konzepte, die zu einer erschwinglichen Batterietechnologie beitragen sollen. "EOL-IS" wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bis März 2015 mit rund 700.000 Euro gefördert.
Angesichts der steigenden Anzahl an Elektroautos wird die Weiterverwendung der Batterien in Zukunft eine große Rolle spielen, prognostizieren die Forscher. Dass die Speicherkapazität für den automobilen Einsatz nach zehn Jahren nicht mehr ausreicht, heißt nicht, dass die Batterie nach dem Ausbau aus dem Elektroauto entsorgt werden muss. Die Batterien können dann etwa noch zur Zwischenspeicherung von Energie aus Windkraftanlagen oder Sonnenkollektoren, zum Antrieb kleinerer Fahrzeuge oder zum Betrieb von Geräten auf Baustellen dienen.
In Zusammenarbeit mit Automobilherstellern, Recyclingunternehmen und Energieberatungen entwickeln die Forscher der Universität Münster neue Lösungen, um jede Batterie optimal weiterzuverwenden. Hierzu erheben sie die Anforderungen für die infrage kommenden Nutzungs-Szenarien. Bei aus Elektroautos ausgebauten Batterien bestimmen sie den genauen Zustand: Wie viel Energie können sie noch speichern? Wie wurden sie bisher genutzt? Aus welchen Materialien bestehen sie? Auf dieser Grundlage wird die beste Möglichkeit zur Weiterverwertung für jede Batterie ausgewählt.
Damit Kunden bereit sind, eine gebrauchte Batterie zu kaufen, muss für jede einzelne Batterie außerdem ein maßgeschneidertes Dienstleistungsangebot erstellt werden. Zum Beispiel könnten Kunden eine Gebühr für jeden Ladevorgang der Batterie zahlen, anstatt die Batterie zu kaufen. Hierdurch gehen die Kunden nicht das Risiko ein, eine Batterie zu kaufen, die dann kurz nach dem Kauf schon wieder entsorgt werden muss.
Die Forscher wollen eine Software entwickeln, mit der automatisch die beste Verwertungsmöglichkeit für jede Batterie bestimmt werden kann. Dr. Daniel Beverungen, wissenschaftlicher Leiter von "EOL-IS", betont die wirtschaftlichen und ökologischen Vorteile dieses Ansatzes: "Unser Projekt trägt dazu bei, einen Markt für die Weiterverwendung gebrauchter Batterien aus Elektroautos zu etablieren. Dadurch profitieren sowohl die Automobilindustrie als auch die Kunden, da die Kosten für Elektroautos sinken. Günstigere Anschaffungspreise können wiederum zu einem steigenden Interesse an der Elektromobilität in Deutschland führen."
Forschungspartner der Universität Münster sind die Unternehmen "P3 energy and storage" aus Aachen sowie "Hellmann Process Management" aus Osnabrück. "P3 energy and storage" entwickelt im Projekt neue Verfahren zur automatisierten elektronischen Bestimmung des Batteriezustands. "Hellmann Process Management" entwickelt ein Logistik-Konzept für den Transport der Batterien aus der Werkstatt zum Kunden und evaluiert die Projektergebnisse.