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Münster (upm/jas)
Luca Horoba<address>© WWU - Jana Schiller</address>
Luca Horoba
© WWU - Jana Schiller

Umfrage zum Semesterstart: Wie läuft die Wohnungssuche?

"Eine nervenaufreibende Zeit"

Mit rund 65.000 Studierenden gehört Münster zu den größten Hochschulstandorten Deutschlands. In der Stadt eine Wohnung zu finden, ist nicht einfach. Vor allem zu Beginn des Wintersemesters ist die Nachfrage groß. Studienanfänger haben es dabei oft besonders schwer. Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA), die Stadt Münster und das Studierendenwerk Münster sind erste Anlaufstellen für „Erstis“. In einer Umfrage hat sich Jana Schiller umgehört, wie groß die Wohnungsnot bei Studierenden in diesem Jahr ist. Ein Student berichtet außerdem, mit welchen Tricks er im vergangenen Jahr nach langer Suche eine Unterkunft gefunden hat.

Luca Horoba, AStA-Referent für Soziales und Wohnraum:

Jeden Tag, wenn ich momentan in das Asta-Gebäude komme, stehen Leute im Flur und fragen nach freien Wohnungen. Viele haben schon 25 oder 30 erfolglose WG-Castings hinter sich. Insbesondere Erasmus-Studierende, die sich zu spät mit dem Thema befasst haben, finden nur schwer eine Unterkunft. Studierende von außerhalb wissen oft nicht, dass Wohnraum in Münster knapp ist. In diesem Jahr ist die Situation noch schwieriger als im Vorjahr, weil zwei große Wohnheime des Studierendenwerks saniert werden. Wir verweisen dann zum Beispiel auf unsere Aktion „Deine Couch für Erstis“ oder unsere Wohnbörse. Die Idee ist, verschiedene Wohnmöglichkeiten auf einer Plattform zusammenzufassen, und in der Bevölkerung dafür zu werben, Studierende wenigstens für einen kurzen Zeitraum aufzunehmen. Momentan pendeln rund 30 Prozent der Studierenden in Münster. Wenn nichts gegen das Wohnraumproblem getan wird, wird sich diese Zahl vermutlich noch erhöhen. Das wäre für den Hochschulstandort Münster sehr schade.

Sabine Jansing<address>© WWU - Jana Schiller</address>
Sabine Jansing
© WWU - Jana Schiller
Sabine Jansing, Studierendenwerk Münster, Abteilung „Studentisches Wohnen“:

Wir haben damit gerechnet, dass es dieses Jahr turbulent wird und wir uns vor Anfragen kaum retten können, weil wir aktuell eine große Wohnanlage sanieren. Dadurch fallen rund 500 Plätze weg. Eine andere Anlage ist erst ab November wieder mit ersten Zimmern bezugsfertig. Zum Semesterstart stehen daher mit 4872 Wohnheimplätzen deutlich weniger Unterkünfte zur Verfügung als in anderen Jahren. Entgegen unserer Erwartung ist es allerdings bisher relativ entspannt. Bis Ende 2018 stehen rund 2700 Bewerber auf der Warteliste, von denen jedoch erfahrungsgemäß viele nicht mehr konkret suchen. Viele Studienanfänger nutzen für das erste Semester lieber eine private Unterkunft. Wenn es ganz eng wird, bieten wir Studierenden für bis zu zwei Wochen Schlafplätze in unserer Notunterkunft an. Dieses Angebot nehmen vor allem internationale Studierende wahr, für die Pendeln keine Option ist. Langfristig bemüht sich das Studierendenwerk in Gesprächen mit der Stadt, weiteren Wohnraum zu schaffen.

 

Felix Mehls, drittes Semester Politik und Recht:

Felix Mehls<address>© WWU - Jana Schiller</address>
Felix Mehls
© WWU - Jana Schiller
Ich habe mein Studium zum vergangenen Wintersemester angefangen und die Wohnungssuche war sehr schwierig. Da ich erst Anfang September die Zusage für meinen Studienplatz erhielt und viel gearbeitet habe, hatte ich keine Zeit für Wohnungsbesichtigungen. Ich komme aus Erfurt und kannte anfangs niemanden in Münster. Für die ersten zwei Nächte hatte ich ein Hotelzimmer, danach habe ich alle zwei Tage auf einer anderen Couch übernachtet. Die Frage nach einem Schlafplatz war in der O-Woche leider mein häufigstes Gesprächsthema. Einen Monat lang hatte ich fast jeden Tag WG-Castings. Ich habe zwar viele nette Leute kennengelernt und kenne mich seitdem gut in Münster aus. Aber die Zeit war auch sehr nervenaufreibend – man möchte schließlich irgendwann mal ankommen. Mit etwas Glück habe ich schließlich im November eine dauerhafte Bleibe gefunden, in der ich jetzt noch wohne. Studienanfängern, die aktuell auf Wohnungssuche sind, empfehle ich: Seid bei der ersten Bleibe nicht zu wählerisch und gebt nicht auf!

 

Rainer Leskow, Stadt Münster, Amt für Wohnungswesen und Quartiersentwicklung:

Rainer Leskow<address>© WWU - Jana Schiller</address>
Rainer Leskow
© WWU - Jana Schiller
Mein Eindruck ist, dass die Wohnungssituation in Münster seit vielen Jahren problematisch ist. Der Wohnungsmarkt insbesondere im preisgünstigen Segment ist das ganze Jahr über heiß umkämpft. Neben Studierenden sind auch andere Gruppen wie Alleinerziehende, junge Familien oder ältere Menschen oft auf günstigen Wohnraum angewiesen. Der Beginn des Wintersemesters ist für alle ein besonders großes Problem. Wir beobachten seit der Einführung des Bachelor-Master-Systems mehr Studienanfänger zum Wintersemester, da die Studiengänge stärker vorstrukturiert sind und Quereinstiege oder ein Start zum Sommersemester oft nicht mehr möglich sind. Gemeinsam mit verschiedenen Akteuren wie den Asten versuchen wir in der Bevölkerung mit unserem „roten Sofa“ zu werben, damit Privathaushalte Studierenden ein Zimmer zumindest zeitlich befristet zur Verfügung stellen. Auch umliegende Gemeinden wie Telgte unterstützen die Aktion und bieten gut angebundenen Wohnraum. Ich rate den Studierenden daher, bei der Wohnungssuche flexibel zu sein.

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