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Münster (upm/kk)
Datenspezialisten konzipieren mathematische Modelle zur Verarbeitung von Daten, analysieren sie und setzen die Daten anschließend in einen sinnvollen Kontext.<address>© Fotolia</address>
Datenspezialisten konzipieren mathematische Modelle zur Verarbeitung von Daten, analysieren sie und setzen die Daten anschließend in einen sinnvollen Kontext.
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Von der Analyse bis zur Verwertung großer Datenmengen: Spezialisten müssen Grenzen zwischen Fachdisziplinen überschreiten

Zertifikatsstudiengang „Data Science“ an der WWU geht in die dritte Runde

Bundesweit werden händeringend Datenspezialisten – sogenannte „Data Scientists“ –gesucht. Die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) bietet seit 2015 in Kooperation mit der WWU Weiterbildung den berufsbegleitenden Zertifikatsstudiengang „Data Science“ an. Die wissenschaftliche Leitung des Programms haben: Prof. Dr. Thorsten Quandt vom Institut für Kommunikationswissenschaft, Prof. Dr. Heike Trautmann und Prof. Dr. Gottfried Vossen vom Institut für Wirtschaftsinformatik sowie Prof. Dr. Thorsten Wiesel vom Marketing Center Münster.

Fast jeder Mensch hinterlässt Spuren im Internet: Wer online ein neues Kleid oder einen Anzug kauft, bekommt oftmals die passenden Schuhe und Jacken angeboten. Nicht nur das Online-Shopping-Erlebnis generiert eine Vielzahl an Informationen. Daten stammen aus unterschiedlichen Quellen. So erzeugen zum Beispiel die elektronische Kommunikation via Messengerdienste und die Nutzung von Social-Media-Kanälen wie Facebook, Twitter oder Instagram große Datenmengen. Darüber hinaus sammeln Überwachungssysteme, Bank- und Bezahlkarten sowie vernetzte Autos und Haustechnik individuelle Informationen über Verhaltensmuster, Vorlieben und tägliche Gebräuche. Um die Daten zielgerichtet zu nutzen, werden sogenannte „Data Scientists“ benötigt. Das sind Spezialisten, die mathematische Modelle zur Verarbeitung von Daten konzipieren, sie analysieren und anschließend in einen sinnvollen Kontext setzen. Laut einer aktuellen Studie von McKinsey fehlen in Deutschland rund 95.000 Datenspezialisten in deutschen Unternehmen.

Datenspezialisten benötigen eine ganzheitliche Expertise

Der berufsbegleitende Zertifikatsstudiengang „Data Science“ der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Münster bildet genau diese Datenspezialisten aus. „Unser Data-Science-Konzept zeichnet sich insbesondere durch Interdisziplinarität und die integrierte Sichtweise verschiedener Forschungsbereiche aus“, erklärt Heike Trautmann. „Sowohl technische Aspekte der Informatik, die Datenanalyse sowie Konzepte der Kommunikationswissenschaft in Kombination mit Anwendungen aus dem Marketing-Bereich erlauben den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die ganzheitliche Sicht auf datengetriebene Entscheidungsprozesse“, ergänzt Thorsten Quandt. Vor allem die Rolle und der Nutzen von „Big Data“ – zu Deutsch große Datenmengen – nehmen in dem Lehrgang eine wichtige Rolle ein. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter dem Modewort Big Data? Grundsätzlich bezieht sich der Begriff auf folgende Dimensionen: volume (Umfang, Datenvolumen), velocity (Geschwindigkeit, mit der Datenmengen generiert und transferiert werden), variety (Bandbreite der Datentypen und Datenquellen) sowie value und validity, welche den unternehmerischen Mehrwert und die Sicherstellung der Datenqualität gewährleisten.

„Zahlreiche Unternehmen erkennen den enormen Wert, den analytische Szenarien auf der Basis von Big Data haben, sowie deren Auswirkungen auf die Geschäftsanalytik allgemein und speziell auf Produktentwicklung, Produktion, Marketing, Kundenbeziehungsmanagement und letztlich Umsatz. Wer sich in diesem Bereich nicht weiterqualifiziert, hat einen deutlichen Wettbewerbsnachteil für sein Unternehmen“, erläutert Thorsten Wiesel. Um diese ganzheitliche Perspektive zu vermitteln, bringen die Teilnehmer reale Beispiele und Fragestellungen in das Studium mit. „In den Veranstaltungen diskutierten wir gemeinsam mit den Studierenden unter anderem individuelle Ansätze und Lösungen für die jeweiligen Probleme. Anschließend setzen die Teilnehmer die Lösungen in ihrem Unternehmen um“, erläutert Gottfried Vossen.

Inzwischen hat das Meer an Daten verschiedenste Bereiche der modernen Gesellschaft fest im Griff und bestimmt maßgeblich das Handeln vieler Menschen. Trotzdem – oder gerade deswegen – haben viele Menschen Bedenken gegenüber den aktuellen Entwicklungen im Bereich Digitalisierung. „Das liegt zum großen Teil an der Anonymität des Internets und den vielen Missverständnissen, die sich um die Digitalisierungs-Debatte drehen“, erklärt Thorsten Quandt. Dass der Computer die passende Jacke zum Kleid empfiehlt und Online-Anbieter personalisierte Anreden verschicken, suggeriert bei einigen Menschen Skepsis und Misstrauen. „Es geht dabei vor allem um die Erstellung bedarfsgerechter Kundenprofile und die Optimierung des digitalen Kundenerlebnisses. Das ist etwas Tolles! Es freut sich schließlich auch jeder, wenn er sonntagmorgens beim Bäcker mit seinen Lieblingsbrötchen in Empfang genommen wird“, sagt Thorsten Wiesel mit einem Lachen.

Zertifikatsstudiengang „Data Science“ an der Universität Münster

Die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der WWU bietet in Kooperation mit der „WWU Weiterbildung“ ab Winter 2018 zum dritten Mal den berufsbegleitenden Zertifikatsstudiengang „Data Science“ an. Der Studiengang richtet sich an Menschen, die in der Praxis mit dem Umgang großer Datenmengen konfrontiert sind. Das Studium vermittelt über zehn Monate kommunikationswissenschaftliche, informationstechnologische sowie marketingwissenschaftliche Kontexte. Die Teilnehmer erhalten interdisziplinäre Perspektiven und vielseitige Gestaltungsmöglichkeiten aus dem Bereich Big Data. Bewerbungsschluss für den Studienstart im Dezember ist der 8. Oktober.

Die WWU Weiterbildung gGmbH ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Universität Münster und bietet berufsbegleitende Weiterbildungen im Fächerspektrum der WWU an.

Autorin: Kathrin Kottke

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