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Münster (upm/jas)
Prof. Dr. Christian Weinheimer (9. v. l.) startete das KATRIN-Experiment gemeinsam mit anderen Verantwortlichen und Nobelpreisträgern per Knopfdruck.<address>© WWU/Nicholas Steinbrink</address>
Prof. Dr. Christian Weinheimer (9. v. l.) startete das KATRIN-Experiment gemeinsam mit anderen Verantwortlichen und Nobelpreisträgern per Knopfdruck.
© WWU/Nicholas Steinbrink

"Alle Mitarbeiter tragen ein großes Lächeln im Gesicht"

Nach 20 Jahren der Vorbereitung beginnt "KATRIN"-Experiment mit WWU-Beteiligung

Nach fast 20-jähriger Bau- und Planungszeit hat das „KATRIN“-Experiment (kurz für „KArlsruhe TRItium Neutrino experiment“) am vergangenen Montag (11. Juni) seine Messungen am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) aufgenommen. Astroteilchen-Physiker Prof. Dr. Christian Weinheimer von der WWU ist einer der beiden wissenschaftlichen Sprecher einer internationalen Kollaboration von inzwischen 20 Instituten aus sechs Ländern. Jana Schiller sprach mit ihm über diesen besonderen Tag.

Haben Sie reichlich Lampenfieber vor der Inbetriebnahme von KATRIN und dem Start der Messungen verspürt?

Ja, wir haben diesen Tagen intensiv entgegengefiebert. Mittlerweile darf ich verraten, dass wir mit dem Messen der Neutrinomasse vorab etwas geübt haben, damit beim offiziellen Start nichts schiefging. Die Messungen funktionieren hervorragend. Deshalb tragen alle KATRIN-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein großes Lächeln im Gesicht.

Was bedeutet es für Sie als Wissenschaftler, dass mit KATRIN nun endlich die Masse von Neutrinos bestimmt werden kann?

Zwar reicht das Forschungsprogramm meiner Arbeitsgruppe inzwischen von der Suche nach Dunkler Materie bis zur Entwicklung von Detektoren für die medizinische Bildgebung. Aber die Eigenschaften der Neutrinos und insbesondere ihre Masse haben mich schon seit meiner Diplomarbeit fasziniert und waren immer ein großer Schwerpunkt meiner wissenschaftlichen Arbeit. Die Bestimmung der Neutrinomasse ist eine sehr schwierige Aufgabe. Ein Teil der notwendigen Technologie und Methoden musste dazu erst von der KATRIN-Kollaboration entwickelt werden. Die vergangenen Jahre waren für meine Arbeitsgruppe und mich ein langer und anstrengender Weg, bei dem nicht immer klar war, ob wir ans Ziel gelangen würden. Die WWU, der Fachbereich Physik und besonders das Institut für Kernphysik haben uns sehr dabei unterstützt. Wir sind alle sehr glücklich darüber, dass jetzt die Messungen beim KATRIN-Experiment losgehen und sich die Mühen ausgezahlt haben.

Wie geht es nun weiter - welche Aufgabe übernehmen Sie und Ihre Mitarbeiter bei den zukünftigen Messungen?

Im Vordergrund stehen jetzt die Messungen und die Auswertung der Daten. Um die Daten im Detail zu verstehen, sind sehr viele Kalibrationsmessungen und Messungen der Systematik erforderlich. Wir Münsteraner haben eine große Hardware-Verantwortung, weil wir einen Teil der dafür notwendigen Instrumente entwickelt und gebaut haben und weiterhin betreiben werden.

Zum Hintergrund:

Neutrinos sind Elementarteilchen, von den man seit einigen Jahren weiß, dass sie eine Masse besitzen. Das internationale Experiment KATRIN am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) wird die bisher unbekannte Neutrinomasse so genau wie nie zuvor eingrenzen. Da Neutrinos etwa eine Milliarde Mal häufiger im Universum vorkommen als Atome und da sie mindestens eine Million Mal leichter sind als alle anderen elementaren Materieteilchen, ist die Frage der Neutrinomasse von großer Bedeutung für die Astrophysik sowie die Kern- und Teilchenphysik. Die deutschen Universitätsgruppen des KATRIN-Experiments werden durch die Verbundforschung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert.

 

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