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Münster (upm)
Eine Welttournee mit Sarah Brightman verhalf Alex Grube zum Durchbruch. Seit einem Jahr unterrichtet der Bassist an der Musikhochschule Münster.<address>© WWU - Peter Leßmann</address>
Eine Welttournee mit Sarah Brightman verhalf Alex Grube zum Durchbruch. Seit einem Jahr unterrichtet der Bassist an der Musikhochschule Münster.
© WWU - Peter Leßmann

Musizieren als Überzeugungstäter

Star-Bassist Alex Grube soll den Pop-Studiengang an der Musikhochschule Münster noch bekannter machen

Einer der gefragtesten Live- und Studiobassisten Deutschlands als Professor? In Münster ist das möglich. Dass Alex Grube, der seit dem Wintersemester an der Musikhochschule der Universität E-Bass unterrichtet, dem dortigen Pop-Studiengang zusätzliche, neue Impulse verleihen und zu noch mehr Bekanntheit verhelfen wird, darf man getrost erwarten. Doch ist eine Hochschule für einen namhaften Instrumentalisten, der bereits für Sarah Brightman, Mark Forster, Unheilig, Cassandra Steen oder Tim Bendzko in die Saiten gegriffen hat, nicht eine völlig andere Welt? Für den 33-jährigen Musiker, der sich offen, locker und unkompliziert gibt, zugleich aber eher bürgerlich-solide als übertrieben flippig wirkt, nicht. „Es handelt sich um ein besonders freies und individuelles Studium, bei dem es darum geht, Künstler-Persönlichkeiten auszubilden“, freut er sich über seine Tätigkeit an der Musikhochschule. „Hier stehen die Studenten mit ihren jeweiligen Talenten, Sichtweisen und Fragen im Mittelpunkt, und das macht den Reiz aus.“

Die Chance einer Welttournee kommt für einen deutschen Musiker nicht so oft.

Geboren 1983 in Flensburg, wurde die Musik Alex Grube in die Wiege gelegt: Sein Vater war Gitarrist und gab sich schon früh alle erdenkliche Mühe, ihm das Gitarrespielen beizubringen. Irgendwann sprang der Funke über, und Alex spielte bereits im Alter von zehn Jahren Rockmusik in der Band der örtlichen Musikschule. Vier Jahre später wechselte er von der Gitarre zum E-Bass und vom Rock zum Jazz und war in verschiedenen Bands der regionalen Musikszene aktiv, einschließlich des Landesjugendjazzorchesters. Seine ersten bezahlten Konzerte im zarten Teenager-Alter halfen ihm, sich langsam eine Existenz als Musiker aufzubauen. Nach dem Abitur studierte er an der baden-württembergischen Popakademie in Mannheim Popmusikdesign und genoss die musikalisch rege Szene der kurpfälzischen Metropole. Noch während des Studiums von 2004 bis 2007 bekam er Gelegenheit, mit anderen Künstlern auf Tourneen zu gehen und Stücke im Studio einzuspielen. Als danach die Entscheidung anstand, wo er sich niederlassen sollte – in Frage kamen für ihn damals nur Hamburg und Berlin als die beiden Hochburgen des deutschen Pop-Business –, entschied sich Alex Grube schnell für Hamburg, wo er seither lebt und arbeitet.

Nicht ahnen konnte der junge Mann, dass seine Karriere schon bald gewaltig Fahrt aufnehmen sollte. Von Herbst 2008 bis Frühjahr 2009 ging er für ein Dreivierteljahr auf Welttournee mit der britischen Sängerin Sarah Brightman, die unter anderem durch „Time to say goodbye“ Weltruhm erlangte. „Als dieses Angebot kam, musste ich alle meine Projekte in Deutschland einstampfen“, erinnert er sich. „Doch die Chance einer Welttournee kommt für einen deutschen Musiker nicht so oft. Die musste ich nutzen.“ USA, Kanada, Asien und Südamerika lauteten die Stationen der Tournee, die Alex Grube zum Durchbruch verhelfen sollte; inzwischen ist er darüber hinaus auch in Ost- und Südosteuropa („ein sehr dankbares, euphorisches Publikum“) aufgetreten.

An große Auftritte vor 100.000 Menschen wie auf Festivals oder vor dem Brandenburger Tor sowie an große Gagen und Übernachtungen in erstklassigen Hotels könne man sich gewöhnen, meint der gefragte Musiker. Aber trotzdem sei es entscheidend, auf dem Teppich zu bleiben. „Es gibt auch Wochen im Jahr, in denen die Engagements nicht so zahlreich sind, und ich bin ja ein Mann der zweiten Reihe“, schätzt er die Situation des freischaffenden Musikers realistisch ein. „Manchmal spiele ich auch nur vor 50 Leuten in einem Jazzclub.“ Mit Glamour, Luxus oder Privilegien habe ein solches Leben, für das man ein stabiles Ego brauche, meist wenig zu tun. Im Gegenteil. Manche Berufsmusiker wüssten gelegentlich nicht, wie sie ihre Miete zahlen sollten, und seien Existenzängsten ausgesetzt.

Die Popmusik umfasst ein weites Feld – vom Jazz über Rock, Beat und Folk- sowie Country bis hin zu Rap, Hip Hop, Techno und elektronischer Musik. Alex Grube macht Touren mit Jazz-Musik, nimmt aber auch viele Radio-Pop-Stücke auf und hat sage und schreibe 250 Konzerte als Begleiter von Helene Fischer gegeben. „Sie ist sehr sympathisch und herzlich und arbeitet mit Topmusikern zusammen. Für mich ist das, ehrlich gesagt, ein Job zum Geldverdienen“, urteilt der Bassist aufrichtig. „Ihre Schlager höre ich mir zu Hause nicht an.“ Etwas anders liegt der Fall bei Mark Forster, der für Alex Grube „ein guter Freund“ ist und mit dem zusammen er von dessen Stunde null an musiziert. „Das ist eine Herzensangelegenheit und macht mir viel Spaß“, unterstreicht er. „Ich musiziere gern mit Leuten, die Überzeugungstäter sind.“

Die Tätigkeit im Studio (Alex Grube: „Mein Steckenpferd“) nimmt inzwischen bei dem Bassisten immer größeren Raum ein, aber die Bedeutung von Live-Konzerten schätzt er gerade in der heutigen Zeit als hoch ein: Wurden früher Konzerte veranstaltet, um eine CD zu promoten, mit der man das eigentliche Geld verdiente, so sind die Konzerte heute finanziell viel attraktiver. „Dass heute durch Streaming im Internet alles frei verfügbar ist, ist für mich ein Witz“, fügt er kritisch hinzu.

Wir stellen den Studenten mit seinen jeweiligen Talenten in den Mittelpunkt.

Für seine Studenten an der Musikhochschule Münster hat er sich fest vorgenommen, sie so auszubilden, dass sie später von ihrer Musik leben können. Dazu gehöre es auch, ihnen Wege aufzuzeigen, wie man eine eigene Firma gründen und seine Karriere aufbauen könne. Denn für die meisten, darüber ist Alex Grube sich im Klaren, kommt nicht in erster Linie eine Laufbahn als Solist in Betracht, sondern als Begleitmusiker. „Vom Lehrplan her stellen wir den Studenten mit seinen jeweiligen Talenten in den Mittelpunkt“, hebt der junge Professor hervor. „Für jeden stehen andere Dinge und Interessen im Mittelpunkt, auf die wir eingehen.“

Alex Grube macht diese lebendige Interaktion mit seinen Studenten große Freude, und er hofft, dass sich bald noch mehr Professoren aus der aktiven Musikszene für den Pop-Studiengang finden werden. Der Bassist, der inzwischen auch im Jovel und in der Halle Münsterland aufgetreten ist und einen Vertrag bis 2021 hat, hat längst an Münster Gefallen gefunden – er ist mit einer waschechten Münsteranerin liiert und wird demnächst eine Wohnung beziehen. „Ich würde gern bleiben“, versichert er.                                                                                                                                         Gerd Felder

 

Dieser Artikel stammt aus der Universitätszeitung "wissen|leben" Nr. 5, Juli/August 2017.

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