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Münster (upm/ja)
Die Finalisten beim &quot;Global Teacher Prize 2017&quot;, darunter Marie Ghanbari (5.v.l.). Gewinnerin war schließlich Maggie Mac Donnell aus Kanada (4.v.l.).<address>© Varkey Foundation</address>
Die Finalisten beim "Global Teacher Prize 2017", darunter Marie Ghanbari (5.v.l.). Gewinnerin war schließlich Maggie Mac Donnell aus Kanada (4.v.l.).
© Varkey Foundation

WWU-Lehrbeauftragte: "Mit dem Weltlehrerpreis wird ein Zeichen für Bildung und Kinder gesetzt"

Marie-Christine Ghanbari Jahromi landete unter Top Ten - Siegerin kommt aus Kanada / Stadt plant Empfang

Die Krönung blieb zwar aus, aber die Final-Teilnahme war ein großer Erfolg: Dr. Marie-Christine Ghanbari Jahromi, Lehrbeauftragte der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU), hat bei der Endausscheidung in Dubai zwar nicht den "Weltlehrerpreis" gewonnen, geht aber gestärkt und optimistisch aus dem Wettbewerb hervor. "Es ging nicht allein ums Gewinnen, auch wenn es natürlich jeder toll gefunden hätte, eine Million Euro für seine Projekte mit nach Hause zu nehmen", sagte die 34-jährige Pädagogin am Dienstag (21. März) kurz nach ihrer Rückkehr nach Deutschland und fügte hinzu: "Mit dem Weltlehrerpreis wird ein Zeichen für Bildung und Kinder gesetzt, denn wir wollen doch alle Kinder zu Weltbürgern erziehen."

Mit Marie Ghanbari, die als Lehrerin an einer Gesamtschule in Gescher (Kreis Borken) arbeitet, war erstmals eine Deutsche unter die besten Zehn in der Welt gekommen. Der "Global Teacher Prize" der "Varkey Foundation", einer gemeinnützigen Stiftung für bessere Bildungschancen, ist mit einer Million Euro dotiert.

Zum Public Viewing in einem Café waren am Sonntag (19. März) neben Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe auch Marie Ghanbaris ehemalige Mentoren aus der WWU-Sportpsychologie gekommen, die heutige Prorektorin Prof. Dr. Maike Tietjens und Prof. Dr. Bernd Strauss. "Das Engagement von Marie Ghanbari ist nachhaltig für alle Lehramts-Studierenden der WWU, denn es zeigt ein großes Selbstbewusstsein für den Lehrerberuf", betonte Maike Tietjens, die mehrfach beim Blick auf die Großbildleinwand gestand: „Ich bekomme schon wieder Gänsehaut."


Gemeinsam mit Studierenden und Kindern aus Marie Ghanbaris WWU-Sportpaten-Projekt fieberten sie mit bei der Übertragung per "Livestream". Es gewann schließlich die kanadische Pädagogin Maggie Mac Donnell für ihre Arbeit mit Schülern in der kanadischen Arktis. Die Entscheidung gab der Bordingenieur der Internationalen Raumstation ISS, Thomas Gautier Pesquet, bekannt.

Marie-Christine Ghanbari Jahromi<address>© Skate Aid / Stefan Lehmann</address>
Marie-Christine Ghanbari Jahromi
© Skate Aid / Stefan Lehmann
Was ist eigentlich das Besondere an Marie Ghanbaris Lehr- und Lernkonzept? In einem Interview mit "Spiegel Online" bot sie einen detaillierten Einblick. Ihr gehe es darum, Kinder im Glauben an sich selbst zu bestärken, und ihnen beizubringen, Verantwortung zu übernehmen und Probleme selbst zu lösen. Konkret bedeute dies, dass sie gerne Aufgaben mit Handlungen verbinde. "So habe ich in Mathe die Schüler zum Beispiel den perfekten Basketballwurf berechnen lassen", berichtete sie. "Dafür haben sie in kleinen Gruppen mit Bällen experimentiert und sich die Lösung selbst erarbeitet. Das ist für mich das Entscheidende: Dass die Schüler lernen, sich Wissen selbst anzueignen und dabei Spaß haben. Wenn Schüler im Unterricht auch lachen können, fühlen sie sich wohl und lernen effektiver." 

Jedes Mal, wenn die an der WWU ausgebildete Marie Ghanbari am Sonntag auf der Leinwand auftauchte, schwollen Begeisterung und Lautstärke an: Die Gäste raunten, jubelten, pfiffen und klatschten. So mancher Café-Gast, der nichts von der Übertragung wusste, wähnte sich bei einem Konzert oder einem Fußballspiel. Zur Einstimmung der Gäste zeigt Marie Ghanbaris Bruder, Thomas Wehrmann, zugleich Betreiber des Cafés, das von der Varkey-Stiftung produzierte Porträt über Marie Ghanbari.

"Ich bin stolz wie wahrscheinlich das ganze Münsterland", sagte Markus Lewe. "Ihre Leidenschaft für den Lehrer-Beruf ist vorbildhaft." Die Begeisterung des Stadtoberhauptes war so groß, dass er sich spontan dazu entschloss, Marie Ghanbari zu einem offiziellen Empfang bei der Stadt einzuladen - sobald die Finalistin zurück im Münsterland ist.

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