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Münster (upm)
Das Forscherteam (v.l.): Prof. Dr. Harald Hiesinger, Dr. Iris Weber und Dr. Andreas Morlok<address>© WWU - Peter Grewer</address>
Das Forscherteam (v.l.): Prof. Dr. Harald Hiesinger, Dr. Iris Weber und Dr. Andreas Morlok
© WWU - Peter Grewer

WWU-Planetologen erhalten Förderung für Merkur-Mission

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt stellt 2,6 Millionen Euro für Infrarot-Spektrometer zur Verfügung

Die Westfälische Wilhelms-Universität Münster (WWU) ist erneut an einer spektakulären Weltraumission beteiligt. Um die Rätsel des Merkur zu lösen, planen die Europäische Weltraumorganisation ESA und die Japanische Raumfahrtagentur JAXA den Planeten in der Weltraummission "BepiColombo" mit zwei Sonden zu erkunden. An Bord der Europäischen Sonde ist das thermale Infrarot-Spektrometer "MERTIS". Es wird unter der Federführung von Prof. Dr. Harald Hiesinger und seinem Team am Institut für Planetologie der WWU betreut.

Für die weitere wissenschaftliche Vorbereitung und Begleitung des Projekts stellte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) nun für die nächsten fünf Jahre knapp 2,6 Millionen Euro zur Verfügung. Die neue Förderphase schließt sich an die vorherigen Bewilligungsphasen an, die Vorstudien, Entwicklungsarbeiten und den Bau eines Flugmodells beinhalteten. Start der "BepiColombo"-Mission ist 2018. Die Raumsonden sollen den Merkur im Jahr 2025 erreichen.

Der Merkur ist der innerste Planet unseres Sonnensystems. "Durch seine Nähe zur Sonne ist er extremen Bedingungen ausgesetzt", erklärt Harald Hiesinger. Geologisch sei der Planet äußerst interessant, da er einen ungewöhnlich großen Kern besitze. Zudem gäbe es auf dem Merkur – trotz hoher Oberflächentemperaturen – Eis in den permanent im Schatten liegenden und darum sehr kalten polaren Kratern. Das Spektrometer "MERTIS" wird detaillierte Kenntnisse zur Mineralogie und Zusammensetzung der Oberfläche des Merkur liefern. "Das Instrument ist eine Meisterleistung deutscher Ingenieurskunst", schwärmt Harald Hiesinger. "Mit nur etwa drei Kilogramm Masse und einem durchschnittlichen Stromverbrauch von zehn Watt ist es gelungen, ein schreibtischgroßes Laborspektrometer zu miniaturisieren und für Weltraumbedingungen tauglich zu machen."

Das "MERTIS"-Team kann sich nun auf den Start und die Flugphase zum Merkur vorbereiten. "Die neue Bewilligung wird es uns weiterhin erlauben, unsere ehrgeizigen Ziele bei der Erforschung dieses Planeten zu verfolgen", sagt Harald Hiesinger. "Sie eröffnet viele interessante Möglichkeiten, junge Wissenschaftler und Studierende in solch eine spannende Mission einzubinden."

Die Wissenschaftler werden vorbereitende Arbeiten zur späteren Auswertung der Daten durchführen, für die unter anderem das Spektrallabor am Institut für Planetologie der WWU eingesetzt wird. Weitere Arbeiten am münsterschen Planeten-Institut umfassen die Modellierung der thermischen Gegebenheiten auf dem Merkur sowie Untersuchungen des "space weathering". Damit wird das Bombardement der Oberfläche mit Mikro-Meteoriten und Sonnenwind-Partikeln bezeichnet, das die optischen Eigenschaften der Oberflächen atmosphärenloser Körper verändert.

Projektmanagerin Dr. Iris Weber vom Institut für Planetologie unterstreicht: "Es gibt noch viel zu tun, und wir können es kaum erwarten, in den Orbit um den Merkur einzuschwenken. Nach mehr als zwei Jahrzehnten intensiver Vorbereitungen wird es dann an der Zeit sein, die wissenschaftlichen Früchte zu ernten."

Die Projektpartner

"MERTIS" wurde in den vergangenen Jahren in Zusammenarbeit mit mehreren Forschungsinstituten und der Industrie entwickelt und gebaut. Projektpartner sind das DLR-Institut für Planetenforschung sowie das DLR-Institut für Optische Sensorsysteme (Berlin), die "OHB System AG" (Bremen), die Astro- und Feinwerktechnik Adlershof GmbH (Berlin), das polnische Institut für Kosmosforschung in Warschau und das Ingenieurbüro Ulmer in Frankfurt an der Oder.

Informationen zum "Mercury Radiometer and Thermal Infrared Spectrometer" (MERTIS)

Die Abkürzung MERTIS steht für "Mercury Radiometer and Thermal Infrared Spectrometer". Auf Deutsch: ein abbildendes Infrarot-Spektrometer zur Bestimmung der mineralogischen Zusammensetzung der Oberfläche des Merkur. Das Gerät nutzt die Wärmestrahlung, das sogenannte thermische Infrarot, um Informationen über die Oberfläche des Planeten zu erhalten. MERTIS wird im Jahr 2018 als eines von insgesamt elf europäischen Instrumenten des planetaren Merkur-Orbiters "Mercury Planetary Orbiter" (MPO) auf eine etwa siebenjährige Reise zum innersten Planeten unseres Sonnensystems geschickt werden. MPO ist neben weiteren Komponenten ein wichtiger Bestandteil der Mission "BepiColombo" der Europäischen Weltraumorganisation ESA.

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