An der Schnittstelle zwischen Kunst und Mathematik
Zu einer Vorlesung über die Schnittmengen zwischen Kunst und Mathematik laden die Deutsche Mathematiker-Vereinigung (DMV) und die Westfälische Wilhelms-Universität Münster (WWU) am Samstag, 24. Oktober, in den münsterschen Erbdrostenhof ein. Die renommierte Mathematikerin Baroness Prof. Dr. Ingrid Daubechies von der Duke University in North Carolina, USA, spricht unter dem Titel "Gauß in Münster – Mathematics Helping Art Conservation". Sie erklärt in ihrem englischsprachigen Vortrag, wie mathematische Algorithmen den Kunsthistorikern und Restauratoren helfen, Meisterwerke aus dem 14. und 15. Jahrhundert zu restaurieren. Beispiele dafür sind die Holzgemälde auf dem Genter Altar in der belgischen Stadt Gent sowie Altargemälde aus dem North Carolina Museum of Art, USA. Die 26. öffentliche Gauß-Vorlesung der DMV beginnt um 15.15 Uhr im Festsaal des Erbdrostenhofes, Salzstraße 38.
Vor dem Hauptvortrag von Ingrid Daubechies begrüßen Prof. Dr. Michael Röckner, Vizepräsident der DMV, und WWU-Rektorin Prof. Dr. Ursula Nelles die Zuhörerinnen und Zuhörer. Es folgen ein Kurzvortrag von Dr. Christoph Pöppe, Redakteur bei der Zeitschrift "Spektrum der Wissenschaft", sowie eine Einführung in die Thematik des Hauptvortrages durch Prof. Dr. Wolfgang Dahmen von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen. Maren Clara Paterok (Querflöte) und Risa Adachi (Flügel) gestalten den musikalischen Rahmen.
In der Reihe "Gauß-Vorlesungen" bietet die DMV zweimal im Jahr eine Übersichtsvorlesung mit einem namhaften Fachvertreter an. Der Vortrag soll die wissenschaftliche Weiterentwicklung des Faches öffentlich aufzeigen. Universitäten können sich um die Ausrichtung dieser Vorlesung bewerben. Die Gauß-Vorlesung findet auf Einladung des Wissenschaftszentrums "DEMAIN" nach 2004 nun zum zweiten Mal in Münster statt. "DEMAIN" ist eine Abkürzung für "Developing Mathematics in Interaction". Der Verbund an der WWU soll den Austausch zwischen Mathematikern und Naturwissenschaftlern fördern und die Zusammenarbeit zwischen theoretischer und angewandter Mathematik stärken.
Ingrid Daubechies, geboren am 17. August 1954 in Belgien, ist vielfach ausgezeichnete Mathematikerin und in Fachkreisen international bekannt aufgrund ihrer bahnbrechenden Forschung auf dem Gebiet der sogenannten Wavelets. Diese mathematischen Funktionen, die teilweise sogar nach ihr benannt wurden, sind nicht nur in der Mathematik, sondern auch in den Ingenieur- und Naturwissenschaften von Bedeutung. Ein Anwendungsbeispiel ist die funktionelle Magnetresonanztomografie, ein bildgebendes Verfahren, um physiologische Vorgänge im Körperinneren sichtbar zu machen. Andere Anwendungen ergeben sich beispielsweise in der Geophysik und in der Kunstwissenschaft. Ingrid Daubechies war die erste Frau, die als Ordinarius des Fachbereichs Mathematik an die Princeton University, USA, berufen wurde. Im Jahr 2000 erhielt sie als erste Frau den "National Academy of Sciences Award" in Mathematik, und 2010 wurde sie als erste Frau Präsidentin der Internationalen Mathematischen Union.