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Münster (upm/kk).
Eine Kollage von drei Personen: Prof. Eyal Ein-Habar, Dr. Laura Diprossimo und Dr. Julie Davies (v.l.)<address>© privat; Nikolaus Urban</address>
Prof. Eyal Ein-Habar, Dr. Laura Diprossimo und Dr. Julie Davies (v.l.) berichten in kurzen Beiträgen über ihren Weg aus dem Ausland an die Uni Münster.
© privat; Nikolaus Urban

Ankommen in Münster – Drei Beispiele

Eyal Ein-Habar, Laura Diprossimo und Julie Davies schildern ihren Weg aus dem Ausland an die Universität Münster

Wer neu an die Universität Münster kommt oder Personen aus dem Ausland einlädt, hat viele Fragen: Wo finde ich Unterstützung? Wie knüpfe ich Kontakte? Und wie finde ich schnell meinen Platz im Unialltag? Zahlreiche Abteilungen, Netzwerke und Serviceangebote helfen beim Ankommen und sorgen dafür, dass aus dem Fremden schnell Vertrautes wird – damit der Start in Münster gelingt. Drei Menschen stellen ihren Werdegang vor und berichten, wie sie ihren Weg aus dem Ausland an die Universität Münster gefunden haben. Ihre Erfahrungen zeigen, warum Internationalisierung mehr als nur ein Schlagwort ist und welche Chancen und Hürden sie mit sich bringt.

 

Eyal Ein-Habar: Eine neue künstlerische Heimat

Seit 2016 ist Eyal Ein-Habar Professor für Flöte an der Musikhochschule Münster. Zuvor war er viele Jahre Soloflötist beim Israel Philharmonic Orchestra und Professor in Tel Aviv, ehe er nach Deutschland kam. Der Wechsel nach Münster brachte zahlreiche Veränderungen mit sich, vor allem in sprachlicher und kultureller Hinsicht – Herausforderungen, bei deren Bewältigung ihn die Musikhochschule „außergewöhnlich gut unterstützte“.

Schon während des Bewerbungsverfahrens erlebte Eyal Ein-Habar die Universität als „offen, hilfsbereit und engagiert“. Das Dekanat unterstützte ihn bei allen Schritten des Einstiegs und half besonders dabei, sprachliche Hürden zu überwinden. Gerade bei der Vertragsunterzeichnung, die für ihn aufgrund der deutschen Amtssprache eine besondere Herausforderung darstellte, erhielt er Unterstützung. In den ersten beiden Monaten in Münster wohnte er im Wohnheim auf dem Germania-Campus, wobei das Welcome Centre eine große Hilfe war. Von Anfang an erfuhr er große Wertschätzung im Kollegium, was die Eingewöhnung erheblich erleichterte. „Ich hatte den Eindruck, dass sich alle freuten und stolz waren, mich in Münster willkommen zu heißen“, betont Eyal Ein-Habar. Heute, acht Jahre später, gibt er die erfahrene Offenheit und Unterstützung an seine Studierenden weiter – unabhängig von ihrer Herkunft oder Muttersprache.

In den vergangenen Jahren widmete sich der Musikprofessor intensiv der Forschung zu A.B. Fürstenau, einem im 19. Jahrhundert in Münster geborenen Flötisten und Komponisten. Ziel seiner Arbeit ist es, bislang unbekannte Werke Fürstenaus zu veröffentlichen. 2023 rief er mit der Musikhochschule den internationalen Fürstenau-Flötenwettbewerb ins Leben, an dem 80 Musikerinnen und Musiker teilnahmen. Das Finale fand in Kooperation mit dem Sinfonieorchester Münster statt. Die nächste Ausgabe ist bereits in Planung.

„Ich bin dankbar, in Münster eine neue künstlerische Heimat gefunden zu haben“, sagt er. Nicht zuletzt durch die enge Zusammenarbeit mit der Musikhochschule fühlt er sich in Münster angekommen – und blickt gespannt auf die Herausforderungen, die noch vor ihm liegen.

 

Laura Diprossimo: Ein Stipendium eröffnete ihre Karriere

Nach ihrer Promotion an der Lancaster University arbeitet Dr. Laura Diprossimo als Postdoktorandin im entwicklungspsychologischen Labor der Universität Münster. Ihr Forschungsinteresse gilt der frühen kommunikativen Entwicklung von Kindern und dem Einfluss des sozialen Umfelds. Ein „Women-in-Research“-Stipendium (WiRe) des International Office ermöglichte ihr den schnellen Einstieg in die eigenständige Forschung. Bereits bei ihrer Ankunft fühlte sie sich dank des WiRe-Koordinationsteams gut aufgehoben. „Das Team war jederzeit erreichbar, hat alle meine Fragen beantwortet und mir mit wichtigen Informationen geholfen – das hat meinen Start enorm erleichtert“, berichtet sie.

Ihr Umzug nach Münster verlief auch deshalb reibungslos, weil sie als Italienerin kein Visum benötigte. Sie weiß aber, dass viele internationale Forscherinnen und Forscher größere bürokratische und persönliche Hürden überwinden müssen. Eine bleibende Herausforderung ist die Sprache: Während im wissenschaftlichen Alltag vieles auf Englisch läuft, sind administrative Abläufe und interne Kommunikation meist auf Deutsch. Da sie erst kürzlich mit dem Deutschlernen begonnen hat, benötigen manche Aufgaben mehr Zeit. „Einige Dinge muss ich mir sprachlich erst erschließen“, erzählt sie – so bedeutete etwa das Einreichen empirischer Studien beim Ethikkomitee zusätzlichen Aufwand. Glücklicherweise konnte sie sich stets auf die Unterstützung ihrer Kolleginnen und Kollegen verlassen.

Für die kommenden Jahre hat Laura Diprossimo ambitionierte Pläne: Sie möchte ihr Forschungsprofil schärfen und eine eigene wissenschaftliche Agenda entwickeln. Besonders schätzt sie die Forschungsförderung an der Universität Münster und die Beratung durch die Abteilung SAFIR bei der Stipendiensuche und Antragstellung – etwa für das DFG-Einzelforschungsstipendium oder das Emmy-Noether-Programm.

Sie kann sich gut vorstellen, langfristig in Münster zu bleiben und die Internationalisierung der Universität aktiv mitzugestalten. „Die wissenschaftlichen und persönlichen Möglichkeiten hier sind großartig. Ich würde mich freuen, weiterhin in Münster zu forschen und dazu beizutragen, dass der Campus noch internationaler wird“, sagt sie.

 

Julie Davies: Mit Leidenschaft und Mut nach Münster

Dr. Julie Davies ist als wissenschaftliche Redakteurin für die Geisteswissenschaften an der Supportstelle Englisch tätig. Auf ihrem Weg dorthin musste sie einige Schwierigkeiten überwinden. Die gebürtige Australierin hatte im Rahmen ihrer Promotion an der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel geforscht und kannte Deutschland daher bereits ein wenig. Die Suche nach einer passenden Stelle führte sie schließlich nach Münster. Durch die Beratung im Welcome Centre zum Aufenthaltstitel mit der Vorabgenehmigung (der Bundesagentur für Arbeit) für die Position gewann sie Sicherheit und wagte den Schritt nach Deutschland.

Der Wechsel von Australien nach Münster war für Julie Davies dennoch eine intensive Erfahrung. „Die langen Wartezeiten bei der Bearbeitung meines Visums verlangten Nervenstärke und Geduld. Zudem war die Sprachbarriere eine Herausforderung“, betont sie. Obwohl Julie Davies bei ihrer Ankunft über solide Deutschkenntnisse verfügte, beschränkte sich ihr Wortschatz vor allem auf die Wissenschaftssprache. Viele Begriffe und Formulare der universitären Verwaltung blieben rätselhaft – ebenso wie Alltagsgespräche. „Eine hilfsbereite Kollegin, die viele Formulare für mich ins Englische übersetzte und mir die Feinheiten der deutschen Bürokratie erklärte, schätzte ich sehr.“ Zusätzlich wurde ihr Start in Münster durch die Covid-19-Pandemie erschwert. „Kaum angekommen, stand das soziale Leben still. Kontakte liefen fast ausschließlich digital und meist auf Englisch ab“, erinnert sie sich. „Ich habe jedoch die zusätzliche Zeit genutzt, um mein Alltagsdeutsch zu verbessern.“

Inzwischen ist Julie Davies nicht nur an der Universität angekommen, sondern fühlt sich auch in der Stadt heimisch – und möchte bleiben. Sie unterstützt Forscherinnen und Forscher bei englischsprachigen Texten, führt praxisnahe Workshops durch und schreibt den Blog „Write it Right!“, um das wissenschaftliche Publizieren auf Englisch zugänglicher zu machen. Das Angebot ist stark nachgefragt. Außerdem ist es ihr wichtig, anderen den Einstieg an der Universität zu erleichtern und ihnen Mut zu machen, sich auf das Abenteuer Ausland mit all seinen Höhen und Tiefen einzulassen.

Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 5, 16. Juli 2025.

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