Außeneinsatz 2025, Teil 3: Die System-Ermöglicher
Von Fußball-Schiedsrichtern heißt es häufig, dass sie ihren Job auf dem Rasen bestmöglich absolviert haben, wenn sie während der 90 Minuten wenig bis gar nicht aufgefallen sind. Im Idealfall sprechen Experten sogar davon, dass der Unparteiische nahezu unsichtbar war – dies gilt unter Kennern als das überzeugendste Indiz für eine erfreulich reibungslose Spielleitung. Es wäre zwar reine Spekulation, anzunehmen, dass sich Kai Lindemann und Jan Bleileven bei ihren täglichen Aufgaben als Referees empfinden. Sicher ist allerdings, dass auch sie gerne im Hintergrund und diskret agieren – geräuschlos, zuverlässig, effizient. „Je weniger man uns bemerkt, desto besser machen wir unseren Job“, meint Jan Bleileven.
Unsere erste Station – wir sind mit dem Fahrrad an der Röntgenstraße gestartet – ist ein baulicher Koloss. Ein 16 Meter hoher Quader mit einem 45 Meter hohen Schornstein am Orléansring: Im Heizkraftwerk (HKW) der Universität gilt es, das WLAN-Netz zu verdichten“, also zu optimieren. Kai Lindemann bespricht mit zwei Kollegen der Riesenbecker Firma „Beermann“, was dafür konkret zu tun ist. Derzeit werden über einen LAN-Verteiler fünf „Access Points“ im HKW angesteuert; um die „WLAN-Löcher“ zu stopfen, werden die Experten einen zweiten Verteiler und neun zusätzliche Zugangspunkte installieren, beispielsweise im Kesselhaus. „Access Points“ dienen vor allem dazu, die Internet-Signale des jeweiligen „Routers“ in ein separates WLAN-Netz umzuwandeln. Auf diese Weise kann man auch in, so eine Definition, „entlegenen Wohnbereichen“ zuügig und zuverlässig im Internet surfen. „Große Räume, viel Metall und noch mehr Beton – das Heizkraftwerk ist eine spezielle Herausforderung“, betont Kai Lindemann, der nach seiner Ausbildung zum Systemelektroniker an der Universität geblieben ist. Kleine Reparaturen erledigen die beiden selbst und möglichst sofort, dafür haben sie einen Rucksack mit Werkzeug und einigen Austausch-Utensilien wie beispielsweise Kabel, Dosen und Verteiler immer dabei. Für aufwändigere und zeitintensive Arbeiten hat die Universität mit „Beermann“ einen Rahmenvertrag abgeschlossen.
Gut, dass ich mir einen dicken Notizblock eingesteckt habe – im Laufe unserer Tour „erschlagen“ die beiden mich geradezu mit Zahlen, Daten und Fakten. Los geht's: Um eine sichere IT-Grundlage zu haben, nutzt die Universität ein eigenes Glasfasernetz, das wie ein Spinnennetz unter der Erde von Gievenbeck bis in die Innenstadt reicht und jedes der rund 240 Gebäude versorgt – wobei jedes Gebäude zusätzlich eine interne Verkabelung hat. Zudem gibt es ein 47 Kilometer langes und vergleichsweise störungssicheres Kupfernetz, das beispielsweise für die Brandmeldeanlagen und die Aufzüge genutzt wird. Die Erneuerung, Erweiterung und Betreuung dieses hauseigenen Netzes ist eine Daueraufgabe, schließlich gibt die Universität häufig Gebäude auf oder mietet neue Immobilien an.
Und noch mehr Zahlen … Allein im Jahr 2023 wuchs das Glasfaser-Geflecht der Hochschule um satte 35 Kilometer. Universitätsweit gibt es rund 57.000 LAN-Anschlüsse und knapp 9.600 Telefone; insgesamt knapp 300.000 Geräte, worunter die Experten alle Dosen, Telefone, Rechner, Kabel, Access Points und unterschiedliche Netzwerkkomponenten verstehen. Und selbstverständlich hat jedes Kabel, jede Dose und jedes Modul eine Nummer, damit die Fachleute jedes Einzelteil schnell „identifizieren“ beziehungsweise finden können. Spätestens jetzt wird klar, warum eine Beschäftigte der CIT-Abteilung 7 einzig und allein damit beschäftigt ist, mit einer aufwändigen Dokumentation aus Plänen, Karten und einer Datenbank den Überblick in diesem Kabel-, Verbindungs- und Geräte-Wirrwarr zu behalten. „Ohne diese Art von penibler Buchführung wären wir im Störungsfall aufgeschmissen“, betont Kai Lindemann. „Das ist durchaus eine Herausforderung, aber ihre und die Erfahrung vieler Kollegen hilft dabei.“
Weiter geht’s, wir radeln zügig zum Vom-Stein-Haus am Schlossplatz. Im CIT ist ein Alarm eingegangen, wonach in einem Raum ein Zugangspunkt unter der Decke auffallend hektisch blinkt – die Experten wissen das Signal zu deuten, das WLAN ist ausgefallen. Jan Bleileven leiht sich von Hausmeister Martin Musiol eine Leiter aus und überprüft die Geschwindigkeit der Leitungswege: alles in Ordnung. Im Anschluss checkt er jede der acht Adern. „Meist sind die Schirmungs- und Dämpfungswerte das Problem“, unterstreicht er – wobei ich bei der technischen Fein-Erläuterung nicht wirklich mitkomme.
Egal. Jan Bleileven baut einen neuen Accesss Point ein, wobei der alte hoffentlich noch reparabel ist. Wir warten, bis vier grüne Lichter am Gerät blinken. „Ich mag diesen Job, weil ich viel unterwegs bin und mir meinen Tag weitgehend frei einteilen kann“, erzählt der 21-Jährige, der voraussichtlich im Januar 2026 seine Ausbildung beenden wird. „Außerdem bin ich gerne im Hintergrund.“ Womit wir wieder beim Fußball-Schiedsrichter wären …
Autor: Norbert Robers