Uni-Glossar: der Kanzler
Einen Kanzler gibt es in der Bundesregierung, in Botschaften und an Universitäten. An Hochschulen fungiert er (wie in diplomatischen Vertretungen) als leitender Beamter der Verwaltung – er ist der Verwaltungschef. Aktueller Kanzler der Universität Münster ist Matthias Schwarte, er ist Mitglied des Rektorats und Vorgesetzter aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Technik und Verwaltung. Zu seinen Hauptaufgaben gehören neben der Personalverwaltung die Haushaltsangelegenheiten und alle Aspekte rund um die Themen Bauen und Betrieb.
Wer zum Büro des Kanzlers im Südflügel des Schlosses geht, kommt an den Porträts der Kanzler seit 1945 vorbei. Doch bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass die Bezeichnung „Kanzler“ erst den Bildern ab dem Jahr 1970 beigefügt ist. Die älteren Porträts weisen den Titel „Kurator“ auf. Mehr als 150 Jahre gab es die Funktion des Kurators an der Universität Münster. Diesen Posten bekleideten qua Amt die Oberpräsidenten in Münster – damit waren Vertreter des Staates maßgeblich in die Universitätsangelegenheiten involviert. Ihre Befugnisse übertrafen die der Rektoren: Sie wachten (wie heute der Kanzler) über den Haushalt und das Personal, waren darüber hinaus Vorgesetzte der Dozenten und segneten die Vorlesungs- und Seminarinhalte der Professoren vor Semesterbeginn ab. Außerdem waren sie die einzigen Universitätsmitglieder, die mit dem Kultusminister in Berlin in Kontakt treten durften.
Der letzte Kurator der Universität Münster war Oswald Freiherr von Fürstenberg, der sein Amt 1970 durch eine Reform der Universitätsverfassung abschaffte und damit dem Rektor die Gesamtleitung übertrug. Seit der Reform arbeiteten an der Universität Münster fünf Kanzler und eine Kanzlerin. Der Senat schlägt die Kanzler für acht Jahre zu Beamten auf Zeit vor, eine Wiederernennung ist möglich.
Autor: André Bednarz
Dieser Beitrag stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 5, 17. Juli 2024.