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Münster (upm).
Illustration einer Gruppe von isolierten Krebszellen.<address>© peterschreiber.media - stock.adobe.com</address>
Illustration einer Gruppe von isolierten Krebszellen.
© peterschreiber.media - stock.adobe.com

Bedeutung der Früherkennung steigt

Am 4. Februar ist Weltkrebstag: Aktionstag betont Forschung, Behandlung und Prävention

Krebs ist in Deutschland nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache – rund 500.000 Menschen erkranken jedes Jahr. Der Weltkrebstag am 4. Februar macht darauf aufmerksam, wie Krebserkrankungen erforscht und behandelt werden und welche Möglichkeiten der Prävention es gibt.

Laut der neuesten Statistik des Robert Koch-Instituts wurden 2020 rund sechs Prozent weniger Krebserkrankungen diagnostiziert als im Jahr zuvor. Zudem ist die Sterblichkeit durch Krebs mit rund 228.000 Todesfällen im Jahr 2021 weiter rückläufig. Die Gründe für diesen Rückgang sind vielfältig und keineswegs so beruhigend, wie es auf den ersten Blick aussieht. „Sie reichen unter anderem von in der COVID-19-Pandemie vorübergehend verminderten Angeboten und geringerer Inanspruchnahme von Krebsfrüherkennungsuntersuchungen bis zu verzögerter Abklärung von Krankheitssymptomen“, erläutert der Krebsforscher und Radiologe Prof. Dr. Walter Heindel von der Medizinischen Fakultät der Universität Münster. „Mit dem Ergebnis, dass viele Experten zwischenzeitlich ein Ausmaß an fortgeschrittenen Tumorstadien beobachtet haben, die wir vor der Coronapandemie nicht mehr hatten.“

Prinzipiell kann jedes Organ von Krebs befallen werden. Es gibt jedoch große Häufigkeitsunterschiede je nach Alter, Geschlecht, geografischer Region, Ernährungsgewohnheiten und ähnlichen Faktoren. Über 100 verschiedene Krebsformen sind bekannt. In Deutschland treten Krebserkrankungen gehäuft in den Organen Brustdrüse (Frauen), Prostata (Männer), Lunge und Dickdarm auf.

Früherkennungsmaßnahmen wahrzunehmen ist sehr wichtig. Sie schützen zwar nicht davor, an Krebs zu erkranken, helfen aber die Prognose durch eine frühe Diagnose zu verbessern
Prof. Dr. Walter Heindel

Mit zuletzt rund 70.550 Neuerkrankungen jährlich ist Brustkrebs die mit Abstand häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Seit Ende der 1990er-Jahre gehen die Sterberaten jedoch zurück. „Die systematische Früherkennung durch das Mammografie-Screening spielt dabei eine wesentliche Rolle“, betont Walter Heindel, Direktor der Klinik für Radiologie des Universitätsklinikums Münster. Mit seinem Team erforscht er im Rahmen der ToSyMa-Studie, wie die Verbesserungen digitaler Techniken zur Früherkennung von Brustkrebs auch zu Effizienzsteigerungen im Mammografie-Screening führen. Die bisherigen Ergebnisse belegen: Bei Frauen mit dichter Brust können mit einer Weiterentwicklung der Mammografie-Technik noch mehr frühe Brustkrebs-Stadien entdeckt werden. Allerdings sei das Mehr an Befunden nicht automatisch als Fortschritt zu bewerten. Vielmehr gehe es darum, das Richtige zu finden. Mithilfe der Krebsregisterdaten aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen will das Forschungsteam prüfen, ob das Plus tatsächlich zu einer verbesserten Frauengesundheit führt.

Die Bedeutung der Brustkrebs-Früherkennung wird weiter zunehmen, ist sich Walter Heindel sicher. „Wir haben heute schon die intensivierte Früherkennung für jüngere Frauen, bei denen Risikogene festgestellt wurden. Experten diskutieren aktuell, ob das Mammografie-Screening bereits für Frauen ab dem 45. Lebensjahr angeboten werden soll. Wir glauben, dass in Deutschland auf der Basis unserer Forschung bald eine individuell risiko-adaptierte Brustkrebs-Früherkennung aufgebaut werden kann.“

Perspektivisch ist in Deutschland aufgrund der demografischen Entwicklung zwischen 2015 und 2030 mit einem Anstieg der Krebsneuerkrankungen um rund 23 Prozent zu rechnen. Es gibt viele Verhaltensweisen, die das Risiko senken, an Krebs zu erkranken: gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung, Alkohol meiden, nicht rauchen, auf ein gesundes Körpergewicht achten und sich vor UV-Strahlung schützen. „Früherkennungsmaßnahmen wahrzunehmen ist zudem sehr wichtig. Sie schützen zwar nicht davor, an Krebs zu erkranken, helfen aber die Prognose durch eine frühe Diagnose zu verbessern“, empfiehlt Walter Heindel.

Autorin: Kathrin Kottke

Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 1, 31. Januar 2024.

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