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Münster (upm).
Spatenstich zu fünft: Oberbürgermeister Markus Lewe, WWU-Rektor Prof. Dr. Johannes Wessels, Wissenschaftsministerin Ina Brandes, Gabriele Willems und Markus Vieth (beide Bau- und Liegenschaftsbetrieb Nordrhein-Westfalen).© BLB NRW / D. Inderlied
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„Wir freuen uns auf ein hervorragend ausgestattetes Gebäude“

Spatenstich: Andreas Gorschlüter über den bevorstehenden Umzug und die Perspektiven im Neubau

Das alte Gebäude, die „Institutsgruppe 1“ (IG 1), in der Wilhelm-Klemm-Straße wird durch einen Neubau schräg gegenüber ersetzt: Für den symbolischen Spatenstich war heute (28. Juni) auch die nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerin Ina Brandes zu Besuch in Münster. Dr. Andreas Gorschlüter, Geschäftsführer des Physikalischen Instituts der WWU Münster, ist seit Projektbeginn verantwortlich für die Vertretung der Nutzerinteressen. Im Gespräch mit Christina Hoppenbrock erklärt er, warum der Neubau, der aus drei Baukörpern besteht, die Forschungsbedingungen deutlich verbessert und inwiefern Studierende davon profitieren.

Was erhoffen Sie sich von dem neuen Gebäudekomplex?

Dr. Andreas Gorschlüter ist beim Bauprojekt IG 1 verantwortlich für die Vertretung der Nutzerinteressen.<address>© Julia Gorschlüter</address>
Dr. Andreas Gorschlüter ist beim Bauprojekt IG 1 verantwortlich für die Vertretung der Nutzerinteressen.
© Julia Gorschlüter
Unsere Forscherinnen und Forscher arbeiten mit Versuchsaufbauten, die höchste Präzision erfordern. Ein Beispiel ist ein hochauflösendes Elektronenmikroskop, mit dem man die elektronischen Eigenschaften von Proben untersuchen kann. Solche Geräte müssen gegen Störeinflüsse wie äußere Magnetfelder oder Vibrationen penibel abgeschirmt werden. Schon ein Fahrstuhl nebenan kann sonst die Messungen zunichtemachen. Hier im Haus wurde vieles nachgerüstet, damit die Forschung möglich ist. Aber wenn es um Neuberufungen geht, wird es problematisch. Denn von der Zusage während der Berufungsverhandlung bis zu dem Zeitpunkt, an dem ein Labor passend ausgestattet und einsatzbereit ist, können ein oder zwei Jahre vergehen. Das ist für die Neuberufenen, die solange nicht im eigenen Labor arbeiten können, ein großes Problem. Künftig werden wir dieses Problem nicht mehr haben, weil insbesondere die neuen Laborflächen in den beiden Kellergeschossen des Neubaus von vornherein sehr viel besser für die zu erwartenden Anforderungen ausgelegt sein werden. Neben der magnetischen Abschirmung ist das beispielsweise die Schwingungsfreiheit. So werden empfindliche Messungen nicht durch vorbeifahrende Autos oder andere Störungen beeinträchtigt.

Welche Arbeitsgruppen sind von dem Umzug betroffen?

Im Wesentlichen ziehen die Gruppen und Einrichtungen, die jetzt im alten Gebäude untergebracht sind, in das neue Gebäude um. Dazu zählen unter anderem das Institut für Materialphysik, das Institut für Festkörpertheorie, das Physikalische Institut, das Institut für Didaktik der Physik, aber auch einige Räume des Fachbereichs Chemie und Pharmazie. Die Planetologen ziehen nicht mit um, sondern sollen perspektivisch in ein neues Gebäude neben dem GEO-1-Gebäude ziehen. Schwerpunkt in der neuen IG 1 bleiben die Nano- und Quantentechnologien. Die Mitarbeiter der Feinmechanik-Werkstätten und der Elektronik-Werkstatt des Physikalischen Instituts ziehen in ein Werkstattgebäude, das unmittelbar neben dem Institutsgebäude errichtet wird. Dieses ruht auf einem separaten Fundament und ist schwingungsentkoppelt vom Forschungsgebäude.

Das klingt nach einem komplexen Projekt. Welche Herausforderungen bringt der Umzug mit sich?

Wir müssen nicht nur mit Büromaterial und Menschen umziehen, sondern mit hochempfindlicher Technik, die extrem genau arbeitet und die zum Teil bereits durch kleinste Erschütterungen zerstört werden kann. Man muss perfekt funktionierende Anlagen auseinandernehmen und an neuer Stelle wieder zusammenbauen. Wir gehen davon aus, dass es nach dem Umzug bis zu einem Jahr dauern wird, bis alle experimentell arbeitenden Gruppen wieder uneingeschränkt arbeiten können. Der Umzug selbst ist auch eine größere logistische Herausforderung. Die einzigen, die nicht so stark betroffen sind, sind die theoretisch arbeitenden Physiker.

Profitieren denn auch die Studierenden von dem neuen Gebäude?

Das Hauptaugenmerk liegt darauf, die Ausstattung für die Forschung und die Wissenschaftler ideal unterzubringen. Damit werden aber auch die Studierenden erstklassige Bedingungen vorfinden. Zudem wird der neue Gebäudekomplex, zu dem unter anderem ein Hörsaalgebäude gehört, modern ausgestattete Hörsäle, Seminar- und Praktikumsräume haben. Es wird Einzel- und Gruppenarbeitsplätze geben, und auch die Bibliothek wird einen Aufenthaltsraum mit Arbeitsplätzen haben – zusätzlich ist eine Dachterrasse mit Sitzgelegenheiten geplant, die zum Austausch zwischen Studierenden und Lehrenden einlädt. Es wird insgesamt sehr viel einladender sein als jetzt, offen und hell.

Wann werden Sie umziehen?

Den Plänen zufolge soll  das Gebäude Anfang 2027 fertig werden. Wir hoffen, dann relativ zeitnah mit dem Umzug beginnen zu können. Allerdings handelt es sich um einen extrem komplexen Bau – daher ähneln Prognosen zum jetzigen Zeitpunkt dem viel zitierten Blick in die Glaskugel.

Aber einen Hauch von Vorfreude verspüren Sie schon jetzt?

Ich freue mich sehr, wenn im Neubau alles einwandfrei funktioniert. Dann werden wir für Forschung und Lehre ein hervorragend ausgestattetes Gebäude haben, das für die dann folgenden 20 bis 30 Jahre auf einem sehr guten Stand sein wird.

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