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Münster (upm/ch).
Prof. Dr. Frank Glorius möchte neue Methoden entwickeln, mit denen sich dreidimensionale Molekülstrukturen herstellen lassen.<address>© Bayer Foundation</address>
Prof. Dr. Frank Glorius möchte neue Methoden entwickeln, mit denen sich dreidimensionale Molekülstrukturen herstellen lassen.
© Bayer Foundation

EU-Forschungsrat zeichnet Frank Glorius mit „ERC Advanced Grant“ aus

Chemiker der Universität Münster erhält Millionenförderung

Auszeichnung für Spitzenforschung: Der Chemiker Prof. Dr. Frank Glorius von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) erhält einen der renommierten „ERC Advanced Grants“ des Europäischen Forschungsrats (European Research Council, ERC). Die Förderung in Höhe von 2,5 Millionen Euro soll die Realisierung eines herausragenden Forschungsprojekts ermöglichen. Frank Glorius möchte mit seinem Team Methoden der sogenannten Energietransfer-(EnT-)Photokatalyse entwickeln, mit denen sich neue, pharmakologisch relevante dreidimensionale Molekülstrukturen herstellen lassen – und zwar besonders effizient und unter milden Reaktionsbedingungen, die nicht oder kaum mit unerwünschten Nebenreaktionen einhergehen.

Die Entwicklung neuer Synthesemethoden gilt als eines der wichtigsten chemischen Forschungsgebiete, da der Zugang zu organischen Molekülen die Grundlage für viele angewandte Wissenschaften ist. Dazu zählen die medizinische Chemie und die Materialwissenschaften. Die Herstellung von immer komplexeren Molekülgerüsten hat in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen. Besonders begehrt sind Moleküle mit einer exakt definierten dreidimensionalen Struktur, da die Funktion eines Moleküls von seiner genauen Struktur abhängt.

Die Synthese solcher molekularen Gerüste ist jedoch nach wie vor äußerst schwierig. Hier setzt das neue ERC-Projekt an. Die EnT-Katalyse basiert auf der Nutzung von sichtbarem Licht (Photochemie). Ein Schlüsselschritt ist dabei zunächst die Aufnahme des Lichts beziehungsweise der Lichtenergie durch geeignete Photokatalysatoren. Diese können dann im Erfolgsfall die Energie an die Moleküle abgeben, die reagieren sollen. Diese Moleküle gelangen dabei in einen angeregten Zustand. Dadurch können die erwünschten Reaktionssequenzen starten und zur Bildung der erwünschten Produkte führen.

Im Zuge des Projekts wird das Team um Frank Glorius auch eine digitale Plattform entwickeln, der quantenchemische Berechnungen und maschinelles Lernen zugrunde liegen. Ziel ist es, Chemikerinnen und Chemikern leicht zugängliche Werkzeuge und statistische Analysen bereitzustellen, die neue Einblicke und Impulse für die Planung chemischer Reaktionen liefern.

Frank Glorius ist seit 2007 Professor am Institut für Organische Chemie an der WWU. Für sein erfolgreiches wissenschaftliches Engagement in der Forschung erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. Der Europäische Forschungsrat honorierte seine Leistungen bereits mit einem ERC Starting Grant (2010) und einem Advanced Grant (2018). Frank Glorius erhielt außerdem beispielsweise den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (2013) und den Gay-Lussac-Humboldt-Preis des französischen Hochschul- und Forschungsministeriums (2019). Er ist seit 2021 Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und zählt seit mehr als zehn Jahren zu den meistzitierten Forschern im Fach Chemie weltweit. Frank Glorius koordiniert das Schwerpunktprogramm 2363 „Molecular Machine Learning – From Fundamentals to Application and Beyond“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft und zusammen mit Prof. Dr. Martin Winter die internationale Forschungsschule BACCARA.

Die Förderlinie "Advanced Grants" richtet sich an etablierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die in den vergangenen zehn Jahren ein herausragendes wissenschaftliches Werk erbracht haben. Weitere Förderlinien sind beispielsweise "ERC Starting Grants" und "ERC Consolidator Grants". Insgesamt gibt es fast 30 Angehörige der WWU, die im Laufe ihrer Karriere mindestens einen Grant der EU-Kommission erhalten haben.

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