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Münster (upm/kk).
Niklas Woltering, Matin Furgani und Maurice Dellin (v. l.) zeigen das Equipment für die digitale und hybride Lehre.<address>© WWU - Peter Leßmann</address>
Niklas Woltering, Matin Furgani und Maurice Dellin (v. l.) zeigen das Equipment für die digitale und hybride Lehre.
© WWU - Peter Leßmann

Didaktik trifft Digitalisierung im Medizinstudium

Münsteraner E-Learning Docs erhalten Studierendenpreis 2022 des Rektorats

Nicht erst mit Beginn der Coronapandemie wurde das Thema digitale Hochschullehre aktuell – zugegeben, seit Anfang 2020 hat sich die universitäre Bildungslandschaft in ihren Grundfesten rasant verändert. So auch für die Medizinische Fakultät der WWU. Da war es ein glücklicher Zufall, dass eine studentische Gruppe mit dem Namen „MeDocs“ (Münsteraner E-Learning Docs) bereits seit 2010 an digitalen Lehrangeboten tüftelte und über einen breiten Erfahrungsschatz verfügte. Studiendekan Prof. Dr. Bernhard Marschall kam kurzerhand auf die Gruppe zu und bat um Unterstützung. „Wir mussten nicht lange überlegen“, erinnert sich Maurice Dellin. „Der Bedarf an digitalen Angeboten und fachkundigem Personal war riesig.“ Immerhin musste innerhalb kürzester Zeit ein Lehrkonzept für über 1.600 aktive Medizinstudierende und rund 900 Dozentinnen und Dozenten auf die Beine gestellt werden.

Wie fast überall an der WWU wurde auch hier auf die Videosoftware Zoom zurückgegriffen. Im Gegensatz zu vielen anderen Ansätzen entschied sich die Medizinische Fakultät aber für eine vollständig synchrone Übertragung sämtlicher Lehrveranstaltungen – also Live-Schaltungen statt Aufzeichnungen. Zum einen aufgrund des hohen Pflichtanteils an Lehrveranstaltungen im Studiengang Medizin und zum anderen zur Förderung des direkten Dialogs zwischen Studierenden und Lehrenden. Ihre Entscheidung brachte jedoch enorme technische, logistische und operative Herausforderungen mit sich. In der „Limette“ (Lernzentrum für individualisiertes medizinisches Tätigkeitstraining & Entwicklung) und dem Lehrgebäude auf dem Campus der Medizinischen Fakultät bauten die MeDocs sogenannte „Übertragungszentren“ mit 40 Einzelkabinen auf. „Wir haben die Hörsaaltechnik komplett umgebaut, eigene PC-Programme geschrieben und täglich von 7.30 bis 20 Uhr die Dozierenden betreut“, berichtet Matin Furgani. Zu dieser Zeit wuchsen die MeDocs auf über 40 engagierte Personen.

Ein positiver Nebeneffekt für die MeDocs war, dass sie während der strengen Lockdown-Regelungen rausdurften. „Auch wenn die Arbeit für viele Wochen sehr fordernd war, haben wir uns über den Kontakt zu den Lehrenden und den Austausch im Team sehr gefreut“, berichtet Niklas Woltering. Außerdem sei das Arbeiten bei den MeDocs ein kreativer Ausgleich zum Studium, und das positive Feedback des Dekanats, der Dozierenden und der Studierenden habe die Gruppe zusätzlich motiviert – damals wie heute.

Nach den ersten Pandemiesemestern begannen die MeDocs im Sommer 2021 ihre Erfahrungen für ein hybrides Lehrkonzept anzuwenden. Unter studentischer Initiative wurden im Herbst 2022 alle medizinischen Hörsäle mit hybrider Technologie ausgestattet, sodass seitdem alle Vorlesungen regelhaft als hybride Veranstaltung stattfinden. Neben der Umsetzung der hybriden Lehre fokussieren die MeDocs zurzeit Video- und Podcast-Produktionen. Für das notwendige technische Equipment kann die Gruppe das Preisgeld vom Rektorat daher gut gebrauchen – ebenso wie weitere Interessierte, egal aus welchem Fachbereich. Die MeDocs freuen sich über Studierende, die Lust haben, gemeinsam innovative und digitale Lern- und Lehrformate zu entwickeln.

Autorin: Kathrin Kottke

Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 1, 2. Februar 2023.

 

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