|
Münster (upm/ch).
Prof. Dr. Bettina Zeis (r.) und Prof. Dr. Elisabeth Meyer (6. v. l.) mit Studierenden, die an den Untersuchungen der Schlossgräfte beteiligt waren<address>© WWU - Peter Leßmann</address>
Prof. Dr. Bettina Zeis (r.) und Prof. Dr. Elisabeth Meyer (6. v. l.) mit Studierenden, die an den Untersuchungen der Schlossgräfte beteiligt waren
© WWU - Peter Leßmann

Ein Biotop vor der Haustür

Studierende der „Wasserwissenschaften“ begleiteten die Sanierung der Schlossgräfte

Die vielen Laubbäume, die im Schlossgarten entlang der Gräfte stehen, sind für die meisten Wasserbewohner ein Segen – im Sommer jedenfalls. Der Schatten unter den Bäumen trägt dazu bei, dass sich einzellige Algen und Cyanobakterien im Wasser nicht zu stark vermehren und damit der Wasserqualität schaden. Im Herbst jedoch sieht die Sache anders aus: Wenn das Laub fällt und im Wasser auf den Grund sinkt, bildet sich dort Faulschlamm und der Sauerstoffgehalt nimmt ab. Auch steigende Temperaturen im Sommer wirken sich negativ auf den Sauerstoffgehalt aus.

Um die Wasserqualität zu verbessern, wurde die Gräfte im Auftrag des Bau- und Liegenschaftsbetriebs BLB NRW außerdem vor einigen Monaten saniert – insgesamt 380 Tonnen Blätter und Äste sowie mehr als 13.000 Tonnen Sand und Schlamm holte ein spezieller Schneidsaugbagger aus dem künstlichen Gewässer. Für Masterstudierende der „Wasserwissenschaften“, einem gemeinsamen Studienangebot von WWU und FH Münster, war die Sanierung ein interessantes Ereignis. Sie begleiteten die Maßnahme, um zu überprüfen, welchen Effekt sie hat.

Schon seit Jahren ist die Gräfte für Studierende der Bio- und Wasserwissenschaften ein spannendes Gewässer „vor der Haustür“, an dem sich wissenschaftliches Arbeiten erproben lässt. Das Repertoire der Methoden reicht von der Untersuchung des Planktons bis hin zur Erfassung physikochemischer und hydrogeologischer Parameter. Seit vergangenem Frühjahr kommt ein Datenlogger zum Einsatz, dessen Anschaffung die Universitätsgesellschaft Münster ermöglicht hat und mit dessen Hilfe die Studierenden kontinuierlich und automatisiert Daten zu Temperatur, Sauerstoffgehalt und Wasserstand erfassten.

Mit dem Datenlogger können die Studierenden kontinuierlich Messwerte aufzeichnen.<address>© WWU - Peter Leßmann</address>
Mit dem Datenlogger können die Studierenden kontinuierlich Messwerte aufzeichnen.
© WWU - Peter Leßmann
Für die aktuelle Fallstudie sammelten die Studierenden von April bis Oktober 2022 Daten. Ein Ergebnis: Im Hinblick auf die Fauna des sogenannten Makrozoobenthos, also Muscheln, Schnecken, Krebstiere und andere den Grund der Gräfte bewohnende wirbellose Tiere, ist die Gräfte artenarm, aber reich an Individuen. Die Studie zeigt keine unmittelbaren Auswirkungen der Sanierung auf diese Fauna. „Das war aufgrund der Kürze der seit der Sanierung vergangenen Zeit nicht anders zu erwarten. Für die Zukunft erhoffen wir uns, dass Sauerstoffmangelsituationen gar nicht oder weniger häufig eintreten. Das würde den Gewässerorganismen zugutekommen und die Qualität der Gräfte als Lebensraum steigern“, unterstreicht Biologin Prof. Dr. Bettina Zeis, die das Projekt mit der Biologin Prof. Dr. Elisabeth Meyer und der Hydrogeologin Dr. Patricia Göbel betreute.

Dr. Joachim Kremerskothen von der Stabsstelle Arbeits- und Umweltschutz der WWU ist Biologe. Er hatte bereits bei der Planung der Sanierung angeregt, die Maßnahme des BLB von Studierenden der Universität wissenschaftlich begleiten zu lassen. Mit dem Ergebnis der Sanierung ist er zufrieden. „Die Schlossgräfte war und ist ein tolles innerstädtisches Biotop, das uns nach der Sanierung sicherlich noch lange in einem stabilen Zustand erhalten bleiben wird.“

Autorin: Christina Hoppenbrock

Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 8, 21. Dezember 2022.

Links zu dieser Meldung