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Münster (upm/kk).
Die Studentinnen Malak Sarar (l.) und Hilal Yildiz beim Lernen in der Bibliothek.<address>© WWU - Heiner Witte</address>
Die Studentinnen Malak Sarar (l.) und Hilal Yildiz beim Lernen in der Bibliothek.
© WWU - Heiner Witte

Glauben rational und wissenschaftlich vermitteln

Interreligiöse und interkulturelle Verständigung stehen im Mittelpunkt des Studiums am ZIT

Die Zahl klingt gewaltig: Nur 13 Studierende schrieben sich im Gründungsjahr 2011 für ein Studium am Zentrum für Islamische Theologie ein, heute sind es fast 60-mal so viele. Rund 750 Studierende verteilen sich inzwischen auf die beiden Studiengänge „Islamische Religionslehre“ (Lehramt) und „Islamische Theologie“, jeweils im Bachelor und Master. Während der Studiengang Islamische Religionslehre klassischerweise in den Lehramtsberuf führt, bietet der Studiengang Islamische Theologie vielfältige Berufsperspektiven. Wie in den meisten geisteswissenschaftlichen Fächern steht vor allem der Kompetenzerwerb im Zentrum – zum Beispiel Sprachfähigkeiten im Arabischen, interkulturelle und interreligiöse Fähigkeiten sowie Kompetenzen im Bereich der Wissensorganisation. Die Absolventen können entweder in der Wissenschaft bleiben oder in Moscheegemeinden, Stiftungen, Ministerien, der Politik oder zivilgesellschaftlichen Institutionen arbeiten.

Konkret beschäftigen sich die Studierenden in diesem Wintersemester beispielsweise mit kulturwissenschaftlichen Methoden und deren Anwendung in der islamischen Theologie, der islamischen Religionspädagogik, Philosophie, Geschichte oder den Koranwissenschaften. Hauptanliegen der Dozenten ist es, den Glauben rational und mittels wissenschaftlicher Methoden zu veranschaulichen. Das Profil beider Studienzweige ist geprägt von einem progressiven und weltoffenen Islam. „Unsere Studierenden schätzen vor allem, dass die Pluralität und die Heterogenität innerhalb der muslimischen Gemeinschaften behandelt wird“, betont ZIT-Studienkoordinator Faris Mansouri. Dem pflichtet Studentin Maria Alejandra Schrama bei. „Am meisten gefallen mir die Module über den interreligiösen Dialog und die zeitgenössischen islamischen Debatten. Damit werden vor allem die Zusammenarbeit mit anderen Glaubensgemeinschaften und die Auseinandersetzung mit aktuellen Fragen gefördert. Die vertrauensvolle Atmosphäre im ZIT sowie die Unterstützung der Dozenten erleichtern mir das Studium.“

Innerhalb der Universität ist das ZIT gut vernetzt: Beispielsweise besteht eine Kooperation im Bereich der Lehre mit dem Institut für Erziehungswissenschaft. So haben Studierende im Bachelor Erziehungswissenschaft die Möglichkeit, im Rahmen der „Module anderer Fächer“ auch Lehrveranstaltungen am ZIT zu besuchen. Mit dem Institut für Religionswissenschaft sowie spezifischen Lehrveranstaltungen der evangelischen und katholischen Theologien bestehen weitere Lehrkooperationen, in denen wiederum ZIT-Studierende Studien- sowie Prüfungsleistungen erbringen können.

Seit dem vergangenen Jahr bietet die WWU Weiterbildung gGmbH in Zusammenarbeit mit dem ZIT den Zertifikatsstudiengang „Islam in der Sozialarbeit“ an. Im Rahmen dieses weiterbildenden Studiengangs können sich Menschen, die in muslimischen Gemeinden arbeiten – vor allem Imame –, systematisch fortbilden und ihre Arbeit professionalisieren. Die Resonanz auf dieses Angebot ist groß, sodass eine Fortsetzung und ein Ausbau angestrebt werden.

Auch das Lehrangebot am ZIT soll perspektivisch erweitert werden. Für Theologinnen und Theologen erhält die praktisch-theologische Arbeit einen immer größeren Stellenwert in der Gesellschaft – etwa in der Beratung, Seelsorge und Wohlfahrt. „Wir konzipieren zurzeit einen internationalen, englischsprachigen Masterstudiengang, um interessierte Studierende aus dem Ausland zu gewinnen. Schwerpunkt dieses Studiengangs ist die Verbindung der islamischen Theologie mit Fragen und Herausforderungen unserer Zeit“, erläutert ZIT-Leiter Prof. Dr. Mouhanad Khorchide.

Autorin: Kathrin Kottke

Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 6, 12. Oktober 2022

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