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Münster (upm/bhe).
Prof. Dr. Mark Trede vom Institut für Ökonometrie und Wirtschaftsstatistik<address>© Winfried Michels</address>
Prof. Dr. Mark Trede vom Institut für Ökonometrie und Wirtschaftsstatistik
© Winfried Michels

„Ohne Statistik kann der Staat keine vernünftigen Entscheidungen treffen“

„Statistische Woche“ an der WWU: Ökonom Mark Trede über Daten als Geschäftsmodell

Daten und Zahlen: Die einen verehren sie fast, die anderen fürchten ihre kühle Macht. In der Forschung ist der Umgang mit Statistiken als Methode zum Erkenntnisgewinn alltäglich, für die Wirtschaftswissenschaft sind diese darüber hinaus auch Forschungsgegenstand. Die „Statistische Woche“, eine bundesweite Tagung der Deutschen Statistischen Gesellschaft (DStatG), findet in diesem Jahr erstmals an der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster statt. Vom 20. bis 23. September dreht sich bei der Konferenz im Fürstenberghaus am Domplatz alles um den neuesten Forschungsstand aus vielen Perspektiven. Prof. Dr. Mark Trede vom Institut für Ökonometrie und Wirtschaftsstatistik sprach mit Brigitte Heeke über das Themenspektrum und die Bedeutung der Tagung.

Manche halten im Supermarkt bereitwillig ihre Kundenkarte hin oder geben in den sozialen Medien Urlaubsort und -dauer preis, schimpfen aber über Konzerne, die Daten sammeln und Profile ihrer Nutzer erstellen. Wie passt das zusammen?

Das ist natürlich überspitzt formuliert. Aber in der Tat sind riesige Datenmengen längst allgegenwärtig, und natürlich sind sie ein Geschäftsmodell. Wie so oft im Leben kann sich das positiv oder negativ auswirken. Positiv ist es zum Beispiel, wenn durch den Einsatz moderner Datenanalysen bessere Prognosen für den Verkauf von Lebensmitteln erstellt werden, so dass am Ende des Tages weniger Nahrungsmittel vernichtet werden. Negativ und für die Gesellschaft sogar gefährlich wird es, wenn die Menschen in den sozialen Medien in eine Meinungsblase gelockt werden, nur damit sie länger online bleiben und mehr Werbung sehen.

Von der Coronastatistik über Demographie und Rente bis hin zur Künstlichen Intelligenz: Daten spielen in vielen Themenfeldern eine große Rolle. Das spiegelt auch die große Vielfalt der Beiträge zur „Statistischen Woche“ wider. Wenn Sie nur eine einzige Veranstaltung besuchen dürften, welche wäre das?

Das ist wirklich eine schwierige Frage. Große wissenschaftliche Tagungen sind deswegen so spannend, weil man auch einen Überblick über Forschungsbereiche gewinnen kann, die man sonst nicht so im Blick hat. Wenn ich mich wirklich für eine einzige Session entscheiden müsste, dann würde ich mich in den Nachwuchsworkshop setzen, denn die jungen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen haben meist sehr innovative Ideen und sind mit großer Begeisterung bei der Sache.

Zur „Statistischen Woche“ erwarten Sie mehrere hundert Teilnehmer in Münster. Was macht das Thema aus Ihrer Sicht so interessant?

Statistik begegnet uns allen im Alltag auf Schritt und Tritt. Ohne gute statistische Grundlagen kann der Staat keine vernünftigen Entscheidungen treffen. Daten braucht man zum Beispiel für die Bildungs-, die Sozial-, Umweltpolitik und die Gesundheitspolitik. Das war zu Beginn der Corona-Pandemie natürlich ein Problem, denn zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine Daten. Ohne eine gute Datenbasis können auch Unternehmen nicht richtig arbeiten, seien es Industriebetriebe, Banken, Versicherungen oder Supermärkte. Jeder dieser Bereiche hat zwar seine eigenen Anforderungen und Besonderheiten, aber der Umgang mit Daten – also Statistik – ist die gemeinsame Klammer. Das fasziniert mich an diesem Thema.

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