Rektorat zeichnet zwei Projekte mit dem Transferpreis aus
Zwei Projekte aus der Geoinformatik und den Lebenswissenschaften ehrt die Westfälische Wilhelms-Universität (WWU) Münster in diesem Semester mit dem Transferpreis 2020/21. Das Projekt „senseBox und openSenseMap“ des Geoinformatikers Dr. Thomas Bartoschek in Kooperation mit der Berliner Futurium gGmbH findet Anwendung in der digitalen Bildung und in der Bürgerwissenschaft. Das ausgezeichnete Massenspektrometer „timsTOF fleX MALDI-2“, das in einer Forschungskooperation zwischen Prof. Dr. Klaus Dreisewerd und Dr. Jens Soltwisch vom Institut für Hygiene in Kooperation mit der Bruker Daltonics GmbH & Co. KG aus Bremen entstanden ist, kommt unter anderem in den Lebenswissenschaften zum Einsatz. Mit dem Transferpreis würdigt die WWU besondere Leistungen von Universitätsmitgliedern beim Forschungstransfer und bei der wissenschaftlichen Kooperation mit Partnern der außeruniversitären Praxis. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert und wird zu gleichen Teilen mit jeweils 10.000 Euro vergeben. Über 100 Gäste nahmen am Dienstag (31. Mai) an der Feierstunde im Schloss teil.
„Die Forschung, das Wissen und die Technologien, die an ganz vielen Orten unserer Universität entstehen, strahlen aus der Hochschule hinaus in die Gesellschaft“, betonte Rektor Prof. Dr. Johannes Wessels. Die beiden ausgezeichneten Projekte lobte er als besonders preiswürdig: Das „MALDI-2 timsTOF fleX“ ermögliche völlig neuartige Einblicke in eine Vielzahl biologischer und medizinischer Forschungsfragen. Das Projekt „senseBox und openSenseMap“ nehme eine zentrale Rolle im Bereich der Umweltforschung ein.
Im Anschluss an die Preisverleihung verabschiedete die WWU Dr. Wilhelm Bauhus in den Ruhestand. Prorektor Prof. Dr. Michael Quante und Forschungsdezernentin Dr. Katharina Steinberg dankten dem ehemaligen und langjährigen Leiter der Arbeitsstelle Forschungstransfer (AFO) für sein Engagement an der von ihm maßgeblich mitgestalteten Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Gesellschaft.
Zu den Projekten:
Messdaten auf Rädern
Umweltdaten sammeln, die in Echtzeit öffentlich zu sehen sind: Das können Berlinerinnen und Berliner im Projekt „senseBox und openSenseMap – Citizen Science und Digitale Bildung“. Dr. Thomas Bartoschek vom Institut für Geoinformatik kooperiert dafür mit der Futurium gGmbH. Das Haus setzt die „senseBox“, einen Bausatz für eine Do-it-yourself-Messstation, und die „openSenseMap“, eine offene Umweltdatenplattform, in seinem „Futurium Lab“ und in Workshops ein.
Seit ihren Anfängen vor zehn Jahren nutzen mittlerweile bereits über 50 Hochschulen und über 1.000 Schulen die senseBox als Lehrmittel. Für das partizipative Programm des Futuriums haben zunächst 50 Citizen Scientists ihre eigene senseBox gebaut, programmiert und bei sich zu Hause installiert, zum Beispiel auf dem Balkon. Die dort erhobenen Wetterdaten, beispielsweise zu Luftdruck und Temperatur, aber auch Umweltdaten zur Luftqualität, werden live auf einen interaktiven Tisch im Untergeschoss des Futuriums auf einen Stadtplan von Berlin projiziert. Besucher können einzelne Faktoren gezielt anschauen oder miteinander kombinieren. 30 weitere Boxen sind an Fahrrädern befestigt, wo sie unterwegs zusätzlich Daten zur Fahrsicherheit registrieren, etwa die Erschütterung, wenn der Straßenbelag uneben ist, oder auch den Abstand zu anderen Verkehrsteilnehmern, insbesondere Autos. Die Stadt Berlin interessiert sich für die Daten, um die Verbesserung von Radwegen zu planen, aber perspektivisch auch, um dem fortschreitenden Klimawandel eine erhöhte Fahrradmobilität im urbanen Raum entgegenzusetzen.
„Wettrennen“ der Moleküle
Laser, die kleine Explosionen erzeugen, lösen ein „Wettrennen“ der aus einer Oberfläche (beispielsweise einem Gewebeschnitt) freigesetzten Moleküle aus. In Kombination mit einem geeigneten Analysator gelingt mit der bildgebenden Massenspektrometrie so ein hochauflösender chemischer Blick in das Innere von Gewebeproben: Das bildgebende Massenspektrometer „timsTOF fleX MALDI-2“ wurde von Prof. Dr. Klaus Dreisewerd und Dr. Jens Soltwisch vom Institut für Hygiene in Kooperation mit der Bruker Daltonics GmbH & Co. KG aus Bremen entwickelt, einem führenden Gerätehersteller im Bereich der instrumentellen Analytik, der das Hochleistungsmassenspektrometer seit 2020 kommerziell vertreibt. Die MALDI-Massenspektrometrie macht unter anderem Verteilungen von physiologisch wichtigen Biomolekülen, etwa Proteine oder Botenstoffe, in Gewebeproben sichtbar. Auch pharmakologische Stoffe können detektiert werden. Mögliche Einsatzfelder erstrecken sich von der Biochemie und Biologie über die Lebensmittelchemie, die medizinische Grundlagenforschung bis in die Klinik. MALDI steht für Matrix-unterstützte Laserdesorption/Ionisation. 2015 erzielten die münsterschen Forscher einen entscheidenden Durchbruch. Dank der Integration eines zweiten Lasers und einer speziellen Gerätekonfiguration gelang für viele Stoffe eine Senkung der Nachweisgrenze um teilweise mehrere Größenordnungen. Eine Förderung für die initiale Entwicklung an der WWU hatte das Vorhaben unter anderem vom Interdisziplinären Zentrum für Klinische Forschung (IZKF) der Medizinischen Fakultät und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erhalten.