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Münster (upm/bhe)
Das „REACH EUREGIO Start-up Center“ der WWU unterstützt Gründungsprojekte von Universitätsangehörigen und fördert so den Wissenstransfer in die Gesellschaft – ein zentrales Ziel der Universität Münster. (Symbolfoto)© stock.adobe.com
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In einer ehemaligen Bank brodeln Ideen

Das "Reach Euregio Start-up Center" forscht, lehrt und berät zum Unternehmertum

Ein umweltfreundliches Pflanzenschutzmittel, nachhaltige essbare Kaffeebecher, Treppengeländer aus dem 3-D-Drucker oder ein sogenanntes Neurofeedback als therapeutische Hilfe für ADHS-Patienten: Die Bandbreite der Gründungsprojekte, die an der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster und ihren Kooperationspartnern entstanden sind, ist groß. Allen gemeinsam ist der Rückenwind, den die Start-ups von der ersten Idee bis zur Marktreife in Münster erhalten. Seit 2019 unterstützt das REACH EUREGIO Start-up Center Gründungsinteressierte innerhalb der deutsch-niederländischen Grenzregion bei der Umsetzung ihrer Vorhaben.

Über den gesamten Gründungsprozess soll das Start-Up-Center an der WWU den Transfer wissenschaftlicher Ideen in die Unternehmenspraxis stärken. Rund 1.500 Quadratmeter stehen dafür zur Verfügung, davon knapp die Hälfte Co-Working-Fläche. „In nur acht Monaten haben wir ein ehemaliges Bankgebäude in ein modernes Start-up-Center verwandelt“, sagt Ninja Schmiedgen vom Management des Reach. „Das kann immer nur eine Teamleistung sein – die Verwaltung, das Baudezernat und der Einkauf haben uns sehr unterstützt.“ In einem hauseigenen Design-Thinking-Labor können alle Teams nun Ideen entwickeln und erste Prototypen entwerfen. Ihre Vorhaben präsentieren sie ein paar Räume weiter, in einem Pitching-Bereich mit Tribüne und Vortragstechnik. Zehn Coaches begleiten die bislang über 150 betreuten Gründungsteams. Ideenwettbewerbe, Podcasts und Videos sollen den Gründergeist auch in neuen Zielgruppen wecken.

„Der Wissenstransfer ist ein zentrales Ziel unserer Universität“, betont Rektor Prof. Dr. Johannes Wessels, „denn auf diesem Weg profitiert die Gesellschaft unmittelbar von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen, die ihren Alltag erleichtern.“ Gleichzeitig fördert die Hochschule das Gründen als berufliche Chance für Absolventen. „Wir möchten Studierende dazu ermutigen, neben dem klassischen Weg in eine Festanstellung das Unternehmertum als eine Karriereoption für sich zu entdecken.“

Das Start-up-Center bietet Gründungswilligen dafür sowohl Beratungen als auch strukturierte Programme an. Im Inkubator des Reach geht es beispielsweise darum, vielversprechenden Ideen auf den Weg zu helfen. In einem Zeitraum von sechs Monaten sichert es pro Kohorte zehn jungen Gründungsteams eine Intensivbetreuung zu. 2020 begleitete das Start-up-Center insgesamt 74 Teams, aus denen noch im selben Jahr 15 Gründungen entstanden. Bis 2024 sind jährlich 40 Gründungen angestrebt. Im Programm „START-UP transfer.NRW“ ging die WWU als erfolgreichste Hochschule aus der elften Wettbewerbsrunde hervor.

„Als ich vor acht Jahren nach Münster kam, habe ich ja gesehen, dass es hier viele Initiativen rund um das Gründen gibt“, sagt Prof. Dr. Thorsten Wiesel. „Wir verstehen uns nicht als Konkurrenz dazu“, betont der Projektleiter des Reach, „sondern wir müssen gemeinsam stärker werden.“ Das Reach und seine Kooperationspartner schaffen daher Netzwerke und organisieren regelmäßige Treffen, Workshops und Veranstaltungen, in denen die Mitglieder des Start-up-Ökosystems in der Region Erfahrungen und Ressourcen austauschen können. Ein breites Vorlesungs- und Seminarangebot befähigt Studierende, Wissenschaftler sowie Unternehmensvertreter zum Gründen, von der Geschäftsmodellentwicklung hin zum Innovations- und Technologiemanagement. In Kooperation mit Start-ups und Unternehmen werden neben wirtschaftlichen Aspekten auch rechtliche, psychologische und sozialwissenschaftliche Faktoren untersucht. Die Wissenschaftler tauschen sich in einem eigenen Bereich, dem „ESC@WWU FuL“ (Forschung und Lehre), regelmäßig aus.

Wer bereits entweder eine Idee zum Gründen hat oder ein Start-up gründen möchte, aber noch nicht recht weiß, mit welchem Produkt, der ist bei den kostenlosen Beratungen und Workshops des Reach willkommen. Im Netzwerk lässt sich höchstwahrscheinlich der jeweils andere Part finden.

REACH-Euregio Chair:

Am 14. Oktober um 16 Uhr verleiht die WWU mit der niederländischen Universität Twente zum ersten Mal den "Reach Euregio-Chair" an erfolgreiche Gründerinnen und Gründer. Die Auszeichnung ehrt Praktiker für Unternehmertum und Innovationskraft. Die Keynote hält der ehemalige Präsident der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker – ein Livestream des Vortrags ist unter www.reach-euregio.de öffentlich zugänglich.

Autorin: Brigitte Heeke

Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 6, 6. Oktober 2021.

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