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Münster (upm)
&quot;Es ist sehr zu begrüßen, dass bei der &#039;Initiative Transparente Tierversuche&#039; breite Zustimmung aus den universitären Leitungsebenen kam&quot;, sagt Prof. Dr. Stefan Schlatt.<address>© WWU - Erk Wibberg</address>
"Es ist sehr zu begrüßen, dass bei der 'Initiative Transparente Tierversuche' breite Zustimmung aus den universitären Leitungsebenen kam", sagt Prof. Dr. Stefan Schlatt.
© WWU - Erk Wibberg

"Die emotionale Ablehnung in großen Teilen der Gesellschaft ist greifbar"

Stefan Schlatt berichtet über die öffentliche Diskussion zum Umgang mit Tieren und die nötige Transparenz beim Thema Tierversuche

Unter den Erstunterzeichnern der „Initiative Transparente Tierversuche“, die am 1. Juli gestartet ist, sind WWU, Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum Münster. Prof. Dr. Stefan Schlatt ist Vorsitzender der Koordinierungskommission für tierexperimentelle Forschung an der WWU und Direktor am Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie. Er begrüßt diesen Schritt, wie er in einem Gastbeitrag erläutert:
 

Die Diskussion über Tierversuche nimmt aus unterschiedlichen Gründen Fahrt auf. In den Parlamenten wird eine Novelle des Tierschutzgesetzes vorbereitet. Sowohl in den Ländern als auch im Bund haben verschiedene Arbeitsgruppen Vorschläge entwickelt, die nun in den gesetzgebenden Gremien diskutiert werden.

„Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen“, heißt es in Paragraph eins des deutschen Tierschutzgesetzes. Insbesondere der Begriff „vernünftiger Grund“ ist unter intensiver Betrachtung. Der gesellschaftliche Wandel der letzten Jahrzehnte hat für viel Konfliktstoff gesorgt. Noch vor wenigen Jahren galt die Tatsache, dass wir Tiere halten, um sie zu töten und zu essen, als ein vernünftiger Grund – selbst bei der Herstellung von Tierfutter wird dies weitgehend anerkannt. Der Wandel ist offensichtlich, da es eine Diskussion darüber gibt, ob Massentierhaltung für die Produktion von Nahrungsmitteln noch zeitgemäß ist.

Umso schwieriger ist die Diskussion, ob und unter welchen Bedingungen Tiere als Modelle in der Forschung Verwendung finden dürfen und welche Regeln dabei einzuhalten sind. Während Forscher dies im Vergleich zur Fleischproduktion als ein viel höheres Gut bewerten, ist die emotionale Ablehnung in großen Teilen der Gesellschaft ebenso greifbar, die in der weiteren Erforschung von Krankheiten und neuer Behandlungsmodelle ebenso wenig einen vernünftigen Grund sehen wie in der Grundlagenforschung.

Die WWU führt Tierversuche in der Forschung durch und verwendet Tiere in geringem Umfang auch in der Lehre. Vor allem in der biomedizinischen Forschung haben viele dieser Arbeiten Leuchtturmcharakter. Die WWU hat sich seit vielen Jahren aber auch an der ethischen und rechtlichen Bewertung von Tierversuchen beteiligt. Die Gründung einer Koordinierungskommission für tierexperimentelle Forschung auf Rektoratsebene und die Verabschiedung eines Leitbilds zum Umgang mit Tieren sind zwei Beispiele von vielen, bei denen das Thema Tiere an der WWU in großer Vielfalt eine Rolle spielt.

Es ist sehr zu begrüßen, dass nun auch bei der Initiative Transparente Tierversuche breite Zustimmung aus den universitären Leitungsebenen kam. Sowohl die WWU, die medizinische Fakultät als auch das Universitätsklinikum sind unter den Erstunterzeichnern der Initiative, die am 1. Juli der Öffentlichkeit präsentiert wird. Damit spielt unsere Einrichtung weiterhin eine wichtige Rolle bei der Diskussion zum Tierwohl und zum Einsatz von Tieren in der Forschung.

 

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