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Münster (upm/hd)
Chinesische Landschaftsmalerei mit Tinte und Wasser - im Blickpunkt: der Mond.<address>© stock.adobe.com_昊 周</address>
Chinesische Landschaftsmalerei mit Tinte und Wasser - im Blickpunkt: der Mond.
© stock.adobe.com_昊 周

"Philosophen mögen Mond-Beispiele"

Seit Jahrhunderten fasziniert der Mond die Menschen - und die Forschung. Experten der Universität Münster schildern während unserer gemeinsamen Mond-Mission ihre persönliche und wissenschaftliche Sicht auf den Erdtrabanten - heute (24. Februar) mit Prof. Dr. Niko Strobach vom Philosophischen Seminar der WWU.

Erinnern Sie sich an irgendein besonderes Erlebnis oder Ereignis im Zusammenhang mit dem Mond?

Die Mondfinsternis im Juli 2018 war großartig. Aber ich mag den Mond eigentlich immer, wenn er zu sehen ist. Er ist ja an sich nur eine beleuchtete Steinkugel. Doch wie er mir gegeben ist, das ist immer anders: voll, halb, hell, blass, rot, tief, hoch, am klaren Himmel, mit Nebelrand oder mit Wolkenstreifen. Er ist schon lange da oben. Derselbe, dem der chinesische Dichter Li Bai vor fast 1300 Jahren mit einem Krug (Reis-)Wein zugeprostet hat.

Welche Rolle spielt der Mond in Ihrem Fachgebiet?

Philosophen sind keine Mondforscher. Aber sie mögen Mond-Beispiele. Immanuel Kant hielt noch im 18. Jahrhundert "Einwohner im Monde" für wahrscheinlich. Der Logiker Gottlob Frege formulierte 1892 einen wichtigen Punkt seiner Sprachphilosophie mit einem Mond-Gleichnis. In den 1920er Jahren war es eine gute philosophische Frage, wie Aussagen über die Beschaffenheit der Rückseite des Mondes sinnvoll sein können. Denn die Seite des Mondes, die nie der Erde zugewandt ist, konnte man damals noch nicht beobachten. Karl Popper benutzte im Zusammenhang mit der Frage "Was ist Wahrheit?" den Beispielsatz "Der Mond ist aus grünem Käse gemacht" (er hielt ihn nicht für wahr). Warum gerade der Mond? Er ist irgendwie naheliegend.

Verraten Sie uns ein Mond-Detail aus Ihrem Fachgebiet, das Sie besonders erstaunlich finden…

Ich schätze den Roman "Joseph und seine Brüder" von Thomas Mann als philosophischen Text. Thomas Mann beschreibt eine Kultur, die Personen radikal anders konzipiert als wir. Sie ist schwer zu beschreiben. Aber Thomas Mann findet einen Weg. Er assoziiert die Auffassung unserer Kultur mit dem Sonnenlicht und die Auffassung der uns fremden Kultur mit dem Mondlicht. Ein zentrales Kapitel trägt deshalb die Überschrift "Mondgrammatik". Das Mondlicht nennt Thomas Mann "schattenscharf" – wie treffend.

Prof. Dr. Niko Strobach<address>© WWU - privat</address>
Prof. Dr. Niko Strobach
© WWU - privat
Hatten oder haben Sie ein Lieblings-Buch oder -Lied oder etwas anderes Persönliches, in dem der Mond vorkommt?

Wo anfangen? ... "Moon River, wider than a mile", "Es war, als hätt’ der Himmel", "There’s a moon over Bourbon Street tonight", "Wie eine Silberbarke schwebt der Mond am blauen Himmelssee hinauf" ... Wo aufhören? Ein Konzert des collegium musicum instrumentale der WWU im Hörsaal H1: Unsere vier Waldhörner spielen als Zugabe "Der Mond ist aufgegangen" - der ganze Saal singt und summt mit.

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