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Münster (upm/jah)
Julia Bowkunnyi entwickelt ein ehrgeiziges FreiSpiel-Projekt. Unterstützung erhält sie dabei von Mitinitiator Krystoffer Dreps.<address>© WWU - Jana Haack</address>
Julia Bowkunnyi entwickelt ein ehrgeiziges FreiSpiel-Projekt. Unterstützung erhält sie dabei von Mitinitiator Krystoffer Dreps.
© WWU - Jana Haack

Musik über den Tellerrand hinaus

Interdisziplinäres Format "FreiSpiel" an der Musikhochschule gestartet

Musik und Physik haben auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam – doch Musikstudentin Julia Bowkunnyi hat Ideen, wie beide Disziplinen verbunden werden können. Mit ihrer Gitarre möchte sie die Gesetze der Thermodynamik durch Musik erklären. Wie das gehen soll? Das erforscht sie im Rahmen des Projekts FreiSpiel an der Musikhochschule der Universität Münster. Seit diesem Semester können Studierende dort im offenen Wahlbereich ihres Studiums an dem neu entwickelten Format teilnehmen. Das Interesse ist groß: Neben Julia Bowkunnyi verfolgen in der Pilotphase sieben weitere Musiker Ideen zu einem produktiven Austausch unterschiedlicher Fächer.

„Das FreiSpiel-Angebot ermutigt die Studierenden, über den Tellerrand hinauszublicken und zu erfahren, was ihre Musik mit den Nebenfächern ihres Studiums oder sogar unterschiedlichen Fachbereichen der WWU verbindet“, erklärt Krystoffer Dreps. Mit dem Prodekan der Musikhochschule, Prof. Stephan Froleyks, und Studienkoordinatorin Annalena Zernott hatte er das Projekt im Rahmen einer Förderung durch das Fachprogramm Musik des deutschlandweiten Bündnisses für Hochschullehre (Lehren) entwickelt. „Ein Ziel des Musikstudiums ist es, die Selbstständigkeit und Kreativität der Studierenden zu fördern. Mit diesem Format möchten wir die Studierenden zu eigenen interdisziplinären Ideen inspirieren und vergeben dafür an den Aufwand angepasste Leistungspunkte“, erläutert Annalena Zernott. Nach einer etwa sechsmonatigen Projektphase wird jedes FreiSpiel mit einer Performance und einem Gespräch mit den Prüfern beendet.

Die Möglichkeit, durch das Format Zeit zu finden, um die Musik mit anderen Interessen zu kombinieren, hat auch Julia Bowkunnyi überzeugt. „Ich finde es toll, dass ein frei nach eigenen Interessen erdachtes Projekt sogar mit Leistungspunkten honoriert wird. Da das Musikstudium durch viele Übungszeiten sehr zeitintensiv ist, entwickelt man leicht einen Tunnelblick.“ Noch befindet sie sich in der Recherchephase zu ihrem Projekt und muss dabei auch einen inhaltlichen Ansprechpartner für Fragen aus dem Bereich Physik finden. „Die Betreuer von FreiSpiel fungieren bewusst nicht als inhaltliche Impulsgeber, sondern stehen als Ansprechpartner bei organisatorischen Fragen zur Verfügung, damit wir unsere Projekte wirklich eigenständig entwickeln“, erklärt sie.

Die gedankliche Flexibilität, die die Musikstudierenden durch Projekte wie FreiSpiel im Studium erlernen, können sie später im Berufsalltag anwenden. Denn bei weitem nicht alle Musikabsolventen besetzen später eine feste Stelle in einem Orchester, führt Krystoffer Dreps aus. Wahrscheinlicher sei es, dass sie nach ihrem Studium verschiedene Tätigkeitsbereiche – die nicht unbedingt etwas mit Musik zu tun haben müssen – miteinander kombinieren, um sich ein ausreichendes Einkommen zu sichern. „Das FreiSpiel-Format ist ein weiterer Baustein des Musikstudiums, der die individuelle Profilbildung der Studierenden fördert und ihnen hilft, Nischen ausfindig zu machen, in denen sie später arbeiten können“, ergänzt Annalena Zernott.

Mittelfristig wünschen sich die Initiatoren, dass das FreiSpiel zu einem größeren Austausch zwischen den einzelnen Studienfächern beiträgt und zu einem festen didaktisch-kulturellen Programm der WWU wird, an dem alle Fachbereiche gleichermaßen teilnehmen können. So würden, betonen Annalena Zernott und Krystoffer Dreps, die Potenziale der Musikhochschule als Fachbereich der WWU noch besser genutzt.

Autorin: Jana Haack

 

Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 1, 29. Januar 2020.

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