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Münster (upm/nor)
Prof. Dr. Maria Wasna<address>© Ossig</address>
Prof. Dr. Maria Wasna
© Ossig

Universität Münster trauert um Prof. Dr. Maria Wasna

Ehemalige Rektorin im Alter von 89 Jahren verstorben

Maria Wasna schrieb Hochschul-Geschichte. Als sie am 1. Oktober 1990 das Amt der Rektorin der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) übernahm, stand mit der Psychologie-Professorin erstmals eine Frau an der Spitze einer deutschen Hochschule. "Eine Frau als Rektorin - das ist ein geschichtsträchtiges Ereignis", unterstrich die damalige nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerin Anke Brunn. Vier Jahre lang führte Maria Wasna die WWU - jetzt ist die aus dem ostpreußischen Tilsit stammende Psychologin im Alter von 89 Jahren verstorben. "Wir trauern um eine herausragende Wissenschaftlerin und Persönlichkeit", betont WWU-Rektor Prof. Dr. Johannes Wessels. "Unsere Gedanken sind bei ihrer Familie und allen Angehörigen. Wir werden Maria Wasna ein ehrendes Andenken bewahren."

Von 1960 bis 1966 studierte Maria Wasna, die 1953 ihr Examen als Jugendwohlfahrtspflegerin bestanden hatte, Psychologie, Soziologie, Philosophie und Pädagogik an den Universitäten Münster und Bochum. Ihre Promotion mit dem Titel "Die Entwicklung der Leistungsmotivation - Zielsetzungen normaler und debiler Kinder bei einer Turmbauaufgabe" schloss sie 1968 "mit großem Lob" (magna cum laude) ab. Drei Jahre später wurde sie an der Pädagogischen Hochschule Westfalen-Lippe habilitiert.

Am 1. April 1974 nahm sie den Ruf der Pädagogischen Hochschule Westfalen-Lippe, Abteilung Münster, auf den Lehrstuhl für "Psychologie I - Schwerpunkt Pädagogische Psychologie" an. Parallel zu ihren Aufgaben in Lehre und Forschung engagierte sie sich in der Selbstverwaltung der Hochschule. So nahm sie 1975 für drei Jahre das Amt der Prorektorin und Vorsitzenden der Hochschulkommission für Forschung, Lehre und Studium an. Mit der Integration der Pädagogischen Hochschule in die WWU war Maria Wasna ab 1980 Wissenschaftlerin der Universität Münster.

Sie engagierte sich in den Folgejahren in der Kommission für Lehre und studentische Angelegenheiten, im Senat und vier Jahre als Prorektorin für Struktur, Planung und Bauangelegenheiten. Am 31. Mai 1990 folgte der historische Moment: Der Konvent der Universität wählte mit großer Mehrheit Maria Wasna zur Rektorin der WWU.

In dieser Funktion lag ihr die Rolle als "Zuhörerin mit aufrichtigem Interesse an der Verbesserung des Studiums und den Anliegen der Studierenden" besonders am Herzen. Zudem baute sie die Kontakte in die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen aus. Die Universitäten Riga und Vilnius verliehen ihr die Ehrendoktorwürde, die estnische Universität Tartu ernannte sie zum Ehrenmitglied. Zudem war sie Wegbereiterin des Zentrums für Niederlandestudien sowie Mitbegründerin und Co-Vorsitzende des Fördervereins Baltikum der WWU.

1994 übergab sie ihr Amt an Prof. Dr. Gustav Dieckheuer. In ihrer Abschiedsrede vor mehr als 400 Gästen im Schloss betonte sie, dass die Universität trotz aller Herausforderungen und Probleme "lebendige Mitte von Staat und Gesellschaft" bleiben müsse. Ministerin Anke Brunn lobte vor allem ihre "Kompetenz, ihren Ideenreichtum, ihre Gelassenheit, Offenheit und Dialogfähigkeit".