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Münster (upm/ja)
WWU-Rektor Prof. Dr. Johannes Wessels (l.) und der deutsche Botschafter in Italien, Viktor Elbling (M.), übergaben den Marmorkopf an den italienischen Kulturminister Dr. Alberto Bonisoli.<address>© Giacomo Köhler</address>
WWU-Rektor Prof. Dr. Johannes Wessels (l.) und der deutsche Botschafter in Italien, Viktor Elbling (M.), übergaben den Marmorkopf an den italienischen Kulturminister Dr. Alberto Bonisoli.
© Giacomo Köhler

Offizielle Übergabe in der Botschaft: Antiker Marmorkopf ist zurück in Italien

Feierstunde in Rom mit Rektor und italienischem Kulturminister

Zurück in der Heimat: Der antike Marmorkopf, der vor mehreren Jahrzehnten offenbar illegal aus Italien ausgeführt worden war und jahrelang in einem Museums-Magazin der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) lagerte, ist am Mittwoch (19. Juni) in der deutschen Botschaft in Rom an Italien zurückgegeben worden. Rektor Prof. Dr. Johannes Wessels, der Direktor und der Kustos des Archäologischen Museums der WWU, Prof. Dr. Achim Lichtenberger und Dr. Helge Nieswandt, waren nach Rom gereist, um den Lockenkopf – eine idealisierte Darstellung des Hauptes eines Jünglings – offiziell zu übergeben. "Wir sind froh, dass wir die Herkunft des Marmorkopfes zweifelsfrei geklärt haben und er nun wieder beim rechtmäßigen Besitzer ist", sagte der Rektor. An der Feierstunde in der Villa Almone nahmen unter anderem der deutsche Botschafter in Rom, Viktor Elbling, und der italienische Minister für Kultur und Denkmalschutz, Dr. Alberto Bonisoli, teil.

Experten des WWU-Museums hatten bei einer Reorganisation der Sammlung den Kopf vor einigen Monaten wiederentdeckt und sich daran gemacht, die Provenienz endgültig zu klären. Die damalige Museumsleitung hatte die Skulptur demnach 1964 von einem Hamburger Privatier für 3000 D-Mark gekauft – im festen Glauben, dass es sich um Alexander den Großen handelt. "Schriftliche Belege für einen legalen Erwerb fanden wir aber nicht", sagt Achim Lichtenberger. Im Gegenteil. Die Experten stellten fest, dass der Kopf aus dem antiken Fondi seinerzeit illegal ausgeführt worden war und somit nach wie vor Eigentum des italienischen Staates ist.

Der Museumsleiter nahm daraufhin sofort Kontakt zu den italienischen Behörden auf. "Für die Archäologie ist das ein wichtiger Schritt, denn nur in seinem ursprünglichen Kontext kann er verstanden werden. Die Rückgabe des Kopfes bedeutet, dass Italien ein Stück Geschichte zurückgegeben wird."

Rektor Prof. Dr. Johannes Wessels (2.v.r.) und Museums-Direktor Prof. Dr. Achim Lichtenberger (r.) übergaben den Marmorkopf vor einigen Tagen an zwei italienische Carabinieri.<address>© WWU - Lianna Hecht</address>
Rektor Prof. Dr. Johannes Wessels (2.v.r.) und Museums-Direktor Prof. Dr. Achim Lichtenberger (r.) übergaben den Marmorkopf vor einigen Tagen an zwei italienische Carabinieri.
© WWU - Lianna Hecht
Der deutsche Botschafter betonte, dass "die Rückgabe dieses Kopfes ein schönes Beispiel für den Kampf ist, den Italien und Deutschland gemeinsam gegen den illegalen Kunsthandel führen".

Den entscheidenden Hinweis hatten die Archäologen bei der Herkunftssuche in der Fachzeitschrift "Notizie degli Scavi" von 1937 gefunden: Ein Autor berichtete seinerzeit, dass Bauarbeiter in Fondi eine antike Skulptur gefunden hatten, zu der nach Überzeugung von Achim Lichtenberger "unzweifelhaft" auch der Marmorkopf gehört. Wie ernst die Italiener die Rückgabe nehmen, konnte man auch daran erkennen, dass zwei Carabinieri vor einigen Tagen mit dem Auto aus Italien nach Münster kamen, um den Marmorkopf sicher zu verpacken und ihn zurückzubringen – er wird in Zukunft im Archäologischen Museum in Fondi zu sehen sein.

Dr. Helge Nieswandt (l.) und Prof. Dr. Achim Lichtenberger begutachten den aus Italien stammenden Marmorkopf.<address>© Guido Kirchner</address>
Dr. Helge Nieswandt (l.) und Prof. Dr. Achim Lichtenberger begutachten den aus Italien stammenden Marmorkopf.
© Guido Kirchner

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