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Münster (upm/kk/sr)
Blick in die Aula: Die WWU ist in diesem Jahr Gastgeberin der jährlichen Bundestagung der &quot;Kooperationsstelle EU der Wissenschaftsorganisationen&quot; (KoWi).<address>© WWU - Sophie Pieper</address>
Blick in die Aula: Die WWU ist in diesem Jahr Gastgeberin der jährlichen Bundestagung der "Kooperationsstelle EU der Wissenschaftsorganisationen" (KoWi).
© WWU - Sophie Pieper

Anreize für ERC-Anträge schaffen - Netzwerke auf allen Ebene stärken

Tagung an der WWU über Bedeutung und Herausforderungen der EU-Forschungsförderung

Die Westfälische Wilhelms-Universität Münster (WWU) ist in diesem Jahr Gastgeberin der jährlichen Bundestagung der "Kooperationsstelle EU der Wissenschaftsorganisationen" (KoWi). Experten aus Wissenschaft und Politik diskutierten zwei Tage lang über aktuelle Fragen und Entwicklungen der EU-Forschungs- und Innovationspolitik. Im Zentrum der zweitägigen Tagung steht ein vielfältiges Programm mit hochkarätigen Gästen, darunter der Präsident des Europäischen Forschungsrats, Prof. Dr. Jean-Pierre Bourguignon, die nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen und Prof. Dr. Bernd Scholz-Reiter, Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz. Im Mittelpunkt der Workshops steht die europäische Forschungsförderung. Zwei der Workshops sind für die WWU von besonderer Bedeutung: „Anschub(finanzierungs)maßnahmen und Anreize im Vorfeld von EU-Anträgen“ sowie „Die Rolle der Social Sciences and Humanities in der Europäischen Forschungsförderung“.

Workshop: "Anschub(finanzierungs)maßnahmen und Anreize im Vorfeld von EU-Anträgen"

Ein EU-Antragsverfahren ist komplex sowie zeit- und kostenintensiv, daher scheuen viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler davon zurück, sich an diesem hoch kompetitiven Wettbewerb zu beteiligen. Einer aktuellen Studie zufolge belaufen sich die Kosten für nicht-bewilligte Anträge im EU-Programm „Horizon 2020“ auf sieben Milliarden Euro - rund 50.000 Euro pro Antrag. Daher ist es besonders relevant, den Antragsaufwand effizient zu gestalten und Kosten zu reduzieren beziehungsweise über geeignete Maßnahmen zu kofinanzieren.

Die Universität Bielefeld hat beispielsweise ein Anreizprogramm eingeführt, um Wissenschaftler zu motivieren, ERC-Anträge zu stellen. Zum Beispiel können externe, herausragende Nachwuchswissenschaftler ein 18-monatiges Stipendium erhalten, um einen ERC-Antrag gemeinsam mit der Universität zu beantragen. Dazu erhalten die Antragsteller finanzielle Unterstützung für Personal- sowie Reise- und Sachkosten. Darüber hinaus gibt es an der Universität Bielefeld auch nicht-monetäre Anreizsysteme. Beispielsweise werden im Fall einer positiven Antragsevaluation seitens der EU-Kommission die Bewerber auf ein Interview vorbereitet, in dem sie ihren Antrag mündlich verteidigen müssen. Dazu wird eine interdisziplinäre Kommission zusammengesetzt, die eine Interviewsituation nachstellt und den Antragsteller prüft.

Weitere Möglichkeiten der Unterstützung sind personalisierte Ansprachen und individuelle Programmvorstellung – in diesem Zusammenhang ist der direkte Kontakt mit den Wissenschaftlern vor Ort nötig, um eine passgenaue Beratung durch die Universität anzubieten.

Workshop: "Mitmachen, koordinieren, gestalten: die Rolle der Social Sciences and Humanities in der europäischen Forschungsförderung"

Wie gehen Forscher in den Sozial- und Geisteswissenschaften mit den Herausforderungen der EU-Forschungsförderung um? Welche Möglichkeiten der Einflussnahme gibt es für die Vertreter der Sozial- und Geisteswissenschaften auf europäischer Ebene? Um sich diesen Fragen zu stellen, haben sich EU-Referentinnen und -Referenten deutscher Universitäten zu der europaweit agierenden Arbeitsgruppe ROSE („Research on Societies in Europe“) zusammengeschlossen. Ihre Strategie-Vorschläge:

Zusammenarbeit und Netzwerke auf allen Ebenen stärken: Das klingt wohlbekannt, ist dennoch eine der wesentlichen Empfehlungen der ROSE-Akteure. Die erforderlichen Netzwerke beziehen sich dabei auf die unterschiedlichen Personengruppen. Mal geht es um die Kooperation der Wissenschaftler untereinander, die auch den Mut haben sollten, über Fächer- und Ländergrenzen hinweg Kooperationen zu starten. Mal geht es um die Zusammenarbeit von Wissenschaftlern mit universitätseigenen EU-Referenten, die wiederum ihre spezifischen Netzwerke in der EU-Hauptstadt pflegen.

Können zum Beispiel Anschubfinanzierungen ein Anreiz für Wissenschaftler sein, nach Brüssel zu fahren, um dort über Vorhaben zu diskutieren? Auch die Vernetzung unter den Universitäten wird als wichtiger Punkt gesehen, um die Rolle der Geistes- und Sozialwissenschaften in der EU-Förderung zu stärken, die meist von den Naturwissenschaften dominiert wird. Wichtig ist aber, sinnvolle Kooperationen zu bilden – Interdisziplinarität beispielsweise ist nur erfolgreich, wenn die beteiligten Wissenschaftler "auf Augenhöhe" arbeiten.

Eine weitere Empfehlung lautet, auf andere EU-Länder zu schauen. Vor allem die skandinavischen Länder sind in gesellschaftlich relevanten EU-Kooperationsprojekten stark vertreten. Positive Beispiele sollten außerdem intern in der Universität kommuniziert werden.

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