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Münster (upm)
Xiaofei Yang<address>© MEET - Judith Kraft</address>
Xiaofei Yang
© MEET - Judith Kraft

Zwei Wege zum Doktortitel

Promovierende der WWU geben in Gastbeiträgen Einblicke in ihre Arbeit

"Es motiviert mich, wenn die Forschung in die Praxis fließt"

Die gute Ausstattung der Labore, das Fachwissen und der Erfahrungsschatz: Das alles hat mich schon bei meinem ersten Besuch am MEET fasziniert. Nach meinem Master-Abschluss an der RWTH Aachen war ich deshalb sehr froh, dass ich eine Stelle am MEET bekam, die durch ein EU-Projekt finanziert wird. Bereits in meiner Masterarbeit habe ich mich mit dem Recyceln von Batterien und der Batterieforschung befasst. Gebürtig komme ich aus Tianjin in China. In China habe ich auch mein Bachelor-Studium absolviert.

Mit dem Ziel des MEET, eine Brücke zwischen Wissenschaft und Industrie zu sein, konnte ich mich sofort identifizieren: Es motiviert mich, wenn Forschungsergebnisse direkt in die Praxis fließen. Während ich die eine Hälfte meiner Arbeitszeit mit einem anwendungsbezogenen Projekt verbringe, arbeite ich die andere Hälfte an meiner Promotion, die auf denselben Forschungsvorhaben basiert, aber eine stärkere wissenschaftliche Ausrichtung hat.

In Deutschland zu promovieren ist ein ehrgeiziges Ziel, vor allem für internationale Nachwuchskräfte. Diese Herausforderung hat jedoch auch ihren besonderen Reiz: In meinem Arbeitsumfeld eigne ich mir nicht nur Fachwissen über Lithium-Ionen-Batterien an, sondern auch Soft Skills. Viele internationale Forschende stoßen zunächst auf interkulturelle Herausforderungen. Meine Erfahrung zeigt mir aber, dass es die Kommunikation erleichtert, offen zu sein, sich an die neue Umgebung anzupassen und sie zu verstehen. Für internationale Promovierende ist es deshalb wichtig, die Sprachkenntnisse zu verbessern und Verständnis für die neue Kultur aufzubringen. Und ist das Eis gebrochen, wird man mit offenen Armen aufgenommen. Die Herausforderungen, mit denen ich konfrontiert bin, machen diese Zeit für mich wertvoll.

Eine einzelne Lithium-Ionen-Batterie scheint eine einfache Sache zu sein. Tatsächlich stecken dahinter komplizierte elektrochemische und materialwissenschaftliche Theorien. Am MEET lerne ich jeden Tag beruflich etwas dazu und erweitere meine Kompetenzen. Wenn ich meine Fähigkeiten ausbaue, Entwicklungsmöglichkeiten habe und mich auch persönlich weiterentwickle, trage ich – als ausländische Doktorandin – außerdem zur internationalen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Batterieforschung bei.

Während meiner bisherigen zwei Jahre am MEET habe ich bereits eine Menge gelernt. Allerdings kann ich mir noch mehr aneignen: Da Wissenschaft und Technik sich ständig weiterentwickeln, gibt es viel zu erforschen, um stets auf dem neuesten Stand zu sein. Je mehr ich dazulerne, desto eher verstehe ich das Zitat von Sokrates: "Ich weiß, dass ich nichts weiß."

Die Autorin Xiaofei Yang ist seit März 2017 Doktorandin am Batterieforschungszentrum MEET.

 

"Die GSPoL bietet Austausch und individuelle Gestaltungsfreiheit"

Peilin Li<address>© WWU - MünsterView</address>
Peilin Li
© WWU - MünsterView
Die Idee, an die WWU zu wechseln, manifestierte sich bereits am Ende meines Bachelorstudiums. Damals wurden mir die überwältigende Größe und das rasante Lebenstempo der Stadt Peking, wo ich damals studierte, zu unheimlich. Um mein Germanistikstudium fortzuführen, war ich auf der Suche nach einer deutschen Stadt mittlerer Größe, die viel Wert auf ihre Universität legt und gleichzeitig einen angenehmen Lebensstil ermöglicht. Münster hat sich als die beste Wahl erwiesen. Zudem haben ein Gespräch mit einer WWU-Vertreterin auf einer Pekinger Bildungsmesse und die Empfehlung einer WWU-Alumna, die an meiner alten Uni arbeitete, meine Entscheidung bekräftigt.

Somit nahm ich im Oktober 2012 in Münster mein Masterstudium auf. Nach meinem Abschluss beschloss ich in Münster zu promovieren, nicht nur, weil ich mich inzwischen in der Stadt gut eingelebt hatte und mit der Kompetenz der Lehrenden, dem Germanistischen Institut sowie der Universität sehr zufrieden war und bin. Noch mehr hat mich das Konzept der Graduate School Practices of Literature (GSPoL) überzeugt, das Promovierende in eine gemeinsame, jedoch flexible Struktur einbindet. Die GSPoL bietet vielfältige Austauschmöglichkeiten mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Philologien sowie Ländern und gleichzeitig individuelle Gestaltungsfreiheit.

Für einen Geisteswissenschaftler ist der Weg zur Promotion oft einsam; sprachliche Barrieren erschweren zusätzlich meine Textproduktion, die für die Promotion essenziell ist. Daher kommen mir die Unterstützung der Mitpromovierenden, die Veranstaltungen der GSPoL wie Ringvorlesungen, Masterclasses, Arbeitsgruppen und Kolloquien sowie die vielfältigen Kulturangebote der Stadt Münster sehr entgegen. Ich fühle mich, mit Blick auf meine Ausgangssituation und meine Zielsetzung, sehr wohl in meiner Position – auch weil ich das Glück hatte, ein Promotionsstipendium des China Scholarship Council zu bekommen.

Im Sommersemester 2019 werde ich erstmals ein Seminar leiten, was ich als Nicht-Muttersprachler als wichtigen Etappenerfolg ansehe. Hoffentlich kann ich diese Erfahrung in zehn Jahren als den Beginn meiner Wissenschaftskarriere bezeichnen.

Wo sehe ich Verbesserungsmöglichkeiten? Rückblickend haben mir Orientierungshilfen zu Beginn meines Masterstudiums und spezielle Sprachkurse im fortgeschrittenen Niveau gefehlt. Auch in anderen Bereichen könnten Fördermöglichkeiten noch weiter ausgebaut werden, da zum Beispiel Formate wie Nachwuchstagungen oft durch gängige "Förderraster" fallen. Schließlich würde ich mir einen engeren Austausch zwischen Studierenden und Promovierenden wünschen.

Der Autor Peilin Li ist Doktorand an der Graduate School Practices of Literature (GSPoL), die zum Fachbereich Philologie gehört.

 

Dieser Artike stammt aus der Unizeitung "wissen|leben" Nr. 2, 3. April 2019.

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