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Münster (upm/kk)
Schüler im Informatik-Unterricht (Symbolbild)<address>© Adobestock - HighwayStarz</address>
Schüler im Informatik-Unterricht (Symbolbild)
© Adobestock - HighwayStarz

"Informatik ist die treibende Kraft für Innovationen"

Prof. Dr. Marco Thomas über die informatische Bildung in der Schule

Die Digitalisierung bestimmt mehr und mehr unser Leben, Informatik-Kenntnisse sind von großer Bedeutung. Aber hat das Fach in den Schulen überhaupt den dementsprechenden Stellenwert - oder läuft es nach wie vor "unter ferner liefen"? Mit Blick auf den „Informatiktag NRW“ am 25. März, der unter dem Motto „Informatik an allen Schulen!“ in Kooperation mit dem Arbeitsbereich Didaktik der Informatik der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) stattfindet, sprach Kathrin Kottke mit Prof. Dr. Marco Thomas vom Institut für Didaktik der Mathematik und der Informatik der WWU über die Rolle und Herausforderungen der Informatik-Bildung an Schulen.

 

Das Thema Digitalisierung in der Schule wird immer wichtiger. Was sind die größten Herausforderungen bei der Umsetzung?

Sicherlich die Qualifizierung der Lehrpersonen. Natürlich sind Förderprogramme notwendig, um technische Voraussetzungen zu schaffen, aber digitale Medien werden im Schulunterricht nur eingesetzt, wenn sie einen Mehrwert gegenüber bewährten Techniken erkennen lassen, die Lehrpersonen sich mit den Medien vertraut fühlen und mittelfristig kein zusätzlicher Aufwand entsteht – zum Beispiel die Gerätewartung.  Das bedeutet, dass Aus- und Fortbildungen für Lehrer intensiviert werden müssen. Beispielsweise bieten wir für das Fach Mathematik Seminare zu Rechenschwächen an, in denen die Möglichkeiten von digitalen Medien integriert und analysiert werden.

Wie trägt der Informatiktag NRW dazu bei, dass die relevanten Akteure innerhalb und außerhalb der Schule lernen, mit diesen Herausforderungen umzugehen?

Eine Digitalisierung ist zwar ohne Informatik nicht möglich, aber die Digitalisierung der Schulen ist eher ein unterrichtsmethodisches Ziel. Den Informatiktag besuchen Lehrkräfte, um sich für das Unterrichten von Informatik fortzubilden und auszutauschen. Das Schulfach Informatik erzeugt Hintergrundwissen zur Digitalisierung und bildet grundlegende Kompetenzen zum Mitgestalten von digitalisierten Repräsentationen und deren automatisierter Verarbeitung aus. Informatik ist die treibende Kraft für Innovationen. Der Informatiktag zeigt, dass das Modellieren und Implementieren von Computern nur einer von zehn Kompetenzbereichen informatischer Bildung ist. Die Verwendung von Computern als Medium in der Informatik ist eher wie das Mikroskopieren in der Biologie.

Sie haben gemeinsam mit der Gesellschaft für Informatik e.V. „Empfehlungen zur informatischen Bildung im Primarbereiche“ erstellt – was beinhaltet dieses Konzept?

Die Empfehlungen der Gesellschaft für Informatik zu Standards einer informatischen Bildung sind eine Antwort auf die Durchdringung der Lebenswelt und des Alltags mit Informatik. Analog zu den Sekundarstufen werden für den Primarbereich Kompetenzen für Inhalts- und Prozessbereiche beschrieben, die ein kreatives Gestalten und Problemlösen mit Informatik ermöglichen. Die Auseinandersetzung mit Informatik erfordert in der Grundschule nicht zwingend digitale Geräte, aber das Erforschen von Informatik macht mit Computern mehr Freude und erhöht das Verständnis. Es ist zu wünschen, dass politische Entscheidungsträger auch diese Empfehlungen der Gesellschaft für Informatik für die Schule umsetzen, denn Inklusion bedeutet auch, dass jede Schülerin und jeder Schüler eine informatische Bildung erwerben darf und kann. Das Motto des diesjährigen Informatiktags „Informatik an allen Schulen!“ unterstreicht diesen Anspruch.

Wie sieht die digitale Zukunft in der Schule aus?

Traditionelle Medien wie die Kreidetafel und das Schulbuch werden mehr und mehr durch digitale Medien ersetzt. Die eigenen Endgeräte der Akteure, zum Beispiel Smartphones, werden flexibel mit lokal vorhandener Hard- und Software verbunden und erlauben global einen Zugriff auf Lernmaterialien. Schüler und Lehrkräfte erwerben zunehmend eine informatische Bildung, die ihnen eine verantwortungsbewusste Mitgestaltung von Alltag und Berufswelt ermöglicht. Das Programmieren im weitesten Sinne wird eine allgemeinbildungsrelevante Kulturtechnik, mit der Strukturen und Prozesse geplant und digitalisiert werden können.

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