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Münster (upm/jas)
Ein Blick hinter die Kulissen: Marina Kleinen (links) und Jennifer Göbel stehen Schülern während einer „Erkundungswoche“ als studentische Tutorinnen für alle Fragen zum Hochschulleben beratend zur Seite.<address>© WWU - MünsterView</address>
Ein Blick hinter die Kulissen: Marina Kleinen (links) und Jennifer Göbel stehen Schülern während einer „Erkundungswoche“ als studentische Tutorinnen für alle Fragen zum Hochschulleben beratend zur Seite.
© WWU - MünsterView

Studierende erklären den Uni-Alltag

Vom "Dualen Orientierungspraktikum - Münster" profitieren angehende Lehrkräfte und Schüler gleichermaßen

„Wer von euch möchte auf jeden Fall studieren?“, fragt Marina Kleinen in die Runde. Rund die Hälfte der neun Schülerinnen und Schüler, die es sich mit der Lehramtsstudentin auf Sesseln und Sofas im Fachschaftsraum Pädagogik gemütlich gemacht haben, streckt zögerlich ihren Arm in die Höhe. „Jemand hatte vorhin gefragt, wo der NC für Erziehungswissenschaften liegt“, fährt die 20-Jährige fort und wendet sich an die beiden anwesenden Fachschaftsvertreterinnen Carolin und Helen. „Diese Frage kann euch sicherlich die Fachschaft beantworten.“

Marina Kleinen ist eine von rund 30 Studierenden an der WWU, die in diesem Wintersemester als Tutoren an dem „Dualen Orientierungspraktikum - Münster“ (DOP-M) teilnehmen. Vier Tage lang zeigt sie Schülern aus Münster in einer „Erkundungswoche“ die Universität und stellt ihnen zwei von etwa 30 zur Auswahl stehenden Studienfächern an der WWU, der FH Münster, der katholischen Fachhochschule NRW sowie der Kunstakademie vor. Auf dem Stundenplan, den sie für die Schüler entworfen hat, stehen neben dem Besuch der Fachschaft zum Beispiel auch ein gemeinsames Mittagessen in der Mensa oder ein Abstecher in die Universitäts- und Landesbibliothek.

Während das „Duale Orientierungspraktikum“ landesweit eine allgemeine Empfehlung des Schulministeriums an die Schulen darstellt, um Schülern der Einführungsphase erste Einblicke in den Hochschulalltag zu ermöglichen, hat der Projektableger in Münster durch das besondere Tutorenprogramm Alleinstellungsmerkmal. Der Arbeitsbereich Berufspädagogik unter Leitung von Prof. Dr. Ulrike Weyland am Institut für Erziehungswissenschaft (IfE) der WWU bietet dazu in jedem Semester ein Seminar an, in dem sich Lehramtsstudierende auf die Praxisphase mit den Schülern vorbereiten. „Wir haben bei „DOP-M“ eine doppelte Zielsetzung. Zum einen geht es darum, Schülern den Hochschulstandort Münster näherzubringen“, erklärt Seminarleiterin und IfE-Mitarbeiterin Elisabeth Buschmann. „Zum anderen profitieren unsere Studierenden von dem Projekt, indem sie Schülern als studentische Tutorinnen und Tutoren beratend zur Seite stehen.“

Auch Jennifer Göbel nimmt als studentische Tutorin an dem Projekt teil. Für die 23-jährige Geographie- und Englisch-Studentin füllt das Projekt eine wichtige Lücke. „Ich finde es sehr wichtig, Schüler bei der Berufsorientierung zu begleiten“, betont sie. „In meiner Schulzeit gab es nicht wirklich jemanden, der uns einfach mal an die Hand genommen hat. Als Studierende sind wir Experten für unseren Alltag an der Uni – diese Erfahrungen gebe ich gerne weiter.“ Im Laufe ihres Studiums habe sie zwar gemerkt, dass das Lehramt nicht unbedingt etwas für sie sei. Dennoch möchte sie später mit Kindern und Jugendlichen zusammenarbeiten. „Für mich ist die Arbeit als Tutorin eine spannende Erfahrung, um herauszufinden, ob die Beratung von Schülern etwas für mich ist“, betont sie.

„Wie hat es euch gefallen?“, möchte auch Akin Gülünoglu in einer abschließenden Feedback-Runde von „seinen“ Schützlingen wissen. Zwei Tage lang hat der 20-Jährige rund 30 Schülern das Fach Psychologie vorgestellt. „Ich fand es sehr gut“, resümiert die 15-jährige Ziena. „Die Dozentin in der Vorlesung, die wir besucht haben, war sehr nett – und ich habe sogar etwas verstanden.“ Ihrer gleichaltrigen Mitschülerin Josephine hat die Studienberatung am besten gefallen. Für Akin Gülünoglu sind die positiven Rückmeldungen ein Erfolg: „Die Vorbereitung der Erkundungswoche war viel Aufwand“, gesteht er. „Dennoch habe ich all meinen Kommilitonen das Seminar empfohlen – das Projekt macht Spaß und ist meiner Meinung nach sehr sinnvoll.“

Die Fortsetzung des Kooperationsprojektes, in dem das Amt für Schule und Weiterbildung der Stadt Münster, das IfE bzw. der Arbeitsbereich Berufspädagogik am IfE, die Arbeitsagentur Münster, die Zentralen Studienberatungen der WWU und der FH Münster sowie die beteiligten Hochschulen und Schulen bereits seit dem Schuljahr 2005/06 zusammenarbeiten, wird von Prof. Dr. Ulrike Weyland und Elisabeth Buschmann sehr begrüßt. Aktuell nehmen vier Schulen aus Münster daran teil: im Wintersemester das Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium und die Marienschule, im Sommersemester das Ludwig-Erhard-Berufskolleg und das Gymnasium Wolbeck. Pro Durchlauf erkunden rund 220 bis 250 Schüler die Hochschullandschaft in Münster.

Autorin: Jana Schiller

Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 1, Januar / Februar 2019.

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