Interview mit den Slavistinnen Irina Wutsdorff und Daniela Amodio
Zwischen religiöser Tradition und ästhetischer Innovation: In der russischen Kunst und Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts finden sich vielfach Bezugnahmen auf Ikonenmalerei – etwa in Sergei Eisensteins Film ‚Bežin lug‘ oder Kazimir Malevičs ‚Schwarzem Quadrat‘. „Anhand der Bezugnahme auf Ikonen zeigt sich eine – durchaus auch politische – Weltanschauungsweise“, sagt Slavistin Irina Wutsdorff von der Universität Münster, die sich in ihrer Forschung am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ mit den Bedeutungsdimensionen von Ikonen in der russischen Kunst und Literatur auseinandersetzt, gemeinsam mit Daniela Amodio im Interview.
Die Religionssoziologen Detlef Pollack und Gergely Rosta haben eine aktualisierte und erweiterte Neuauflage einer der umfassendsten empirischen Untersuchungen religiöser Trends weltweit vorgelegt. Die Autoren betonen darin, dass die Bedeutung von Religion weltweit dramatisch abgenommen hat – selbst in bisherigen religiösen Hochburgen. Auch mehrheitlich muslimische Länder wie der Iran und die Türkei bleiben von diesem religiösen Rückgang nicht verschont. Mit der Neuauflage ihres Standardwerks Religion in der Moderne liefern die Forscher einen aktuellen Überblick über diese Entwicklungen.
Eine neue internationale Studie der Uni Münster zu Prozessen religiöser Sozialisation zeigt: Ob Menschen religiös oder nicht-religiös werden, hängt in Zeiten des gesellschaftlichen Rückgangs von Religion entscheidend von der Familie ab. „Unsere Umfragen und Familieninterviews in Deutschland, Finnland, Italien, Kanada und Ungarn zeigen, dass Religion in allen Ländern vor allem dann an die jüngere Generation weitergegeben wird, wenn die Familie ein religiöses Selbstverständnis pflegt, gemeinsam religiösen Praktiken wie Gebet oder Singen nachgeht und beide Eltern dieselbe Konfession haben – die wichtigste Rolle spielen die Mütter“, erläutern die Religionssoziologinnen Christel Gärtner, Linda Hennig und Olaf Müller. Die zentralen Ergebnisse sind in dem neuen Buch Families and Religion zusammengefasst.
Die US-Kunsthistorikerin Taylor McCall hat zum Auftakt der Vortrags- und Lesereihe „Ästhetische Konzeptionen des Körpers zwischen Religion und Politik“ im Themenjahr „Körper und Religion“ 2024/2025 am Exzellenzcluster über das Verhältnis von Körper und Religion in der Medizin des Mittelalters gesprochen.
Die US-amerikanische Ethnografin und Übersetzerin Deborah Kapchan spricht in Münster über religiöse Subkulturen in Marokko. In dem englischsprachigen Abendvortrag unter dem Titel „Face to Face with the Spirits: Embodying the Imagination” präsentiert sie am Exzellenzcluster ihre Forschungen zur Verbindung zwischen Körper und Imagination. Der Vortrag findet statt am 13. Mai.
Der menschliche Körper in Kunst und Literatur ist Thema einer neuen Vortrags- und Lesereihe des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der Uni Münster. Teil der Reihe ist auch eine Lesung aus Texten des inhaftierten algerischen Schriftstellers Boualem Sansal, der 2024 die Droste-Lesung am Exzellenzcluster hielt. Den Auftakt macht die US-amerikanische Kunsthistorikerin Taylor McCall am 6. Mai mit einem Vortrag unter dem Titel „Planetary Bodies: Religion and Medicine in Medieval Anatomical Images“.
Zum Tod von Papst Franziskus haben Forschende des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ aus Theologie, Religionswissenschaft und Religionssoziologie Einordnungen seines Pontifikats und auch des medialen Interesses daran vorgenommen.
Öffentliche Diskussionen über die Förderung von Vielfalt werden nach Ansicht von Forschenden häufig zu stark vereinfacht geführt. Die Soziologin Ines Michalowski vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Uni Münster betont, dass die Wirkungen von Diversity-Maßnahmen sehr unterschiedlich ausfallen und von zahlreichen Faktoren abhängen – auch im Bereich der Religion. Vor diesem Hintergrund hat die Universität Münster den neuen Studiengang Diversität und soziale Ungleichheit eingerichtet, der Studierende gezielt auf den Umgang mit Diversitätsfragen in Organisationen vorbereitet. Die Anmeldung ist ab dem 1. Mai möglich.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat den katholischen Theologen Michael Seewald von der Universität Münster für seine Forschung mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2025 ausgezeichnet. Im Video berichtet er über seine Forschungen auf dem Gebiet der Systematischen Theologie, insbesondere der Dogmengeschichte und Dogmenhermeneutik, die die aktuellen theologischen Debatten um Reform, Glaubenswandel und Tradition prägen.
Dämonen: Die schwer fassbaren, weder menschlichen noch göttlichen Wesen finden sich von der Antike bis heute in Geschichte, Kunst und Literatur. Im Interview „Von Dämonen und Teufelsfratzen“ sprechen Kunsthistorikerin Eva Krems, Literaturwissenschaftlerin Martina Wagner-Egelhaaf und Historiker Nikolas Funke darüber, mit welchen Herangehensweisen sie sich in ihrer jeweiligen Forschungsdisziplin dem Thema „Dämonen“ nähern und wo es fächerübergreifende Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt. mehr lesen
In dem neuen Buch „Religionsunterricht 4.0“ beleuchten der Rechtswissenschaftler Hinnerk Wißmann und der Theologe Arnulf von Scheliha vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster die Zukunft des Religionsunterrichts in Deutschland und liefern ein Plädoyer für den Erhalt des konfessionellen Religionsunterrichts. Ihre Kritik am Modell der konfessionsfreien Religionskunde: „Kann der gelebten religiösen Pluralität kaum entsprechen“. Das deutsche Grundgesetz sei flexibel genug, um mit Herausforderungen wie Säkularisierung und Pluralisierung umzugehen.
Das Konzil von Nizäa vor 1.700 Jahren und seine Bedeutung bis heute stehen kommende Woche im Zentrum einer internationalen Konferenz der Päpstlichen Universität Gregoriana und der Universität Münster in Rom. „Das erste gesamtkirchliche Konzil der Geschichte hat ein Glaubensbekenntnis formuliert, das bis heute für fast alle Kirchen grundlegend ist. Es eint katholische, evangelische und orthodoxe Christen“, sagt Dogmatikprofessor Michael Seewald aus Münster, der die interdisziplinäre Konferenz mit seinem Fachkollegen Philipp G. Renczes SJ von der Päpstlichen Universität Gregoriana veranstaltet.
Kirchenhistoriker Hubert Wolf und sein Team haben in Rom erste Einschätzungen aus dem Forschungsprojekt „Asking the Pope for Help“ vorgestellt, u.a. bei einer Präsentation auf Einladung des deutschen Botschafters beim Heiligen Stuhl. Rund 10.000 jüdische Menschen schrieben während der Shoah Briefe an die katholische Kirche und baten um Informationen über ihre Angehörigen, Geld oder Fluchthilfe. Der Exzellenzcluster „Religion und Politik“ ist an dem Großprojekt mit Forschungen zu Rumänien und Brasilien beteiligt. weiterlesen
Die US-Anthropologin Naveeda Khan von der Johns Hopkins University hat am Exzellenzcluster über das komplexe Wechselverhältnis von religiösen Traditionen, Klimawandel und die Erfahrung von Hunger gesprochen. In ihrem Vortrag beleuchtete Khan dieses Verhältnis anhand der Frage, wie die muslimische Bevölkerung entlang des südasiatischen Flusses Jamuna in Bangladesch mit krisenhaften Klimafolgen wie Hunger umgeht. Dabei unterstrich die Forscherin, selbst gebürtig aus Bangladesch, neben den politischen Dimensionen von Hungersnöten auch den metaphysisch-spirituellen Sinn des alltäglichen Umgangs mit Nahrung.