Lehrveranstaltungen

 

 

  • Wintersemester 2022/23

    Vertiefungsseminar B.A. Literaturwissenschaft

    Black German Studies. Deutsche und US-Amerikanische Perspektiven
    im Co-Teaching mit Rita Maricocchi, M.A. und Timothy John Brown, M.A., in Verbindung mit der gleichnamigen Vortragsreihe im selben Semester

    Michelle M. Wright plädiert für ein mehrdimensionales Verständnis von Schwarzsein im Gegensatz zu einem, das sich allein aus der Gewalt und Ungerechtigkeit des transatlantischen Sklavenhandels speist. Sie unternimmt damit den Versuch, Schwarzen Diskursen über Zugehörigkeit außerhalb der Amerikas Nachdruck zu verleihen. Durch einen transnationalen Ansatz beleuchten wir den komplexen Austausch, der sich in den Black German Studies sowohl in der Theorie als auch in der Literatur entfaltet. Wir untersuchen in diesem Seminar, wie lineare Narrative von Schwarzsein mit kanonischen Theorien aus den Vereinigten Staaten verflochten oder auch von ihnen abgekoppelt sind, und wie dadurch eine singuläre, statische Vorstellung von Schwarzsein in der Welt infrage gestellt und korrigiert wird. Wir werden die unbestreitbaren Intertextualitäten zwischen den Black Studies und der Literatur in den USA und in Deutschland untersuchen; der Schwerpunkt dieses Seminars liegt jedoch auf den Black German Studies als eigenständiger kultureller Ausdrucksform. Durch die Betrachtung von künstlerischen Bestrebungen, die einer Vielzahl von kulturellen Hintergründen und Herkunftsländern entstammen, wird dieser Kurs die Komplexität und den Nutzen des Wissensaustauschs bei der Identitätsbildung innerhalb hegemonialer Diskurse hervorheben. Die transatlantischen Stimmen der Diaspora, und die Art, wie sie den Schwarzen deutschen Kontext prägen, spielen dabei eine wichtige Rolle für das Verständnis der Komplexität der Schwarzen/afrikanischen Diaspora in unserer Gegenwart. In diesem Kurs werden die Studierenden daher vertraut gemacht mit den zeitgenössischen Debatten über Identität und Zugehörigkeit in den Black German Studies und mit den umfangreichen Netzwerken des Wissens und der Gemeinschaftsbildung.

  • Sommersemester 2021

    Aufbauseminar B.A. Grundlagen der literaturwissenschaftlichen Textanalyse

    »Abschied von den Eltern« Literatur und Kultur um 1968

    Im November des Jahres 1968 beginnt Hans Magnus Enzensberger seinen zentralen Aufsatz im Kursbuch 15 mit einer nur vermeintlich deutlichen Aussage: »Jetzt hören wir es wieder läuten, das Sterbeglöcklein für die Literatur.« Ganz sicher wollte Enzensberger nämlich keine Trauerchoräle anstimmen, obwohl in seinen »Gemeinplätzen über die Literatur« ihr missverständlicher Tod seine Erwähnung findet. Das heute zur Chiffre gewordenen Jahr 1968, in dem sich die politischen Ereignisse und die entsprechenden Proteste überschlugen, ist der Bezugspunkt des Seminars. Die literarischen Standortbestimmungen dieser Zeit zwischen den identitätsstiftenden Abgesängen auf die Gruppe 47, der schlagworthaften Politisierung und einigen beharrlichen Autonomiebestrebungen werden die Grundlage bilden für die Betrachtung der Literatur und Kultur sowie ihrer Schlüsselfiguren um 1968. Die titelgebende, autobiografische Erzählung »Abschied von den Eltern« von Peter Weiss wird neben deutschsprachigen Essays und Songs zentral für die erste Hälfte des Semesters sein. Vermittelt über die von Rolf Dieter Brinkmann und Ralf-Rainer Rygulla herausgegebene Anthologie ACID über die »Neue amerikanische Szene«, wird sich der Blick in der zweiten Semesterhälfte ins Transatlantische weiten, um schließlich ihren Abschluss im Heißen Sommer von Uwe Timm zu finden, einer frühen literarischen Historisierung des Jahres.

  • Wintersemester 2019/20

    Vertiefungsseminar B.A. an der Georg-August-Universität Göttingen im Co-Teaching mit Prof. Dr. Kai Sina

    1964 auf der Frankfurter Dramaturgentagung sprach Max Frisch dem zum Zeitpunkt seit acht Jahren verstorbenen Bertolt Brecht „die durchschlagende Wirkungslosigkeit eines Klassikers“ zu. Damit, so macht Tom Kindt in seinem Buch „Brecht und die Folgen“ klar, zielt Frisch darauf ab, Brechts Scheitern an den Ansprüchen seiner eigenen Poetologie zu verdeutlichen. Schon in frühen Gedichten ganz genauso wie in den Lehrstücken aus den Zeiten des Exils oder der Remigration stellte Brecht stets das Politische in den Vordergrund. Ist aber, wie Frisch mit dem eingänglichen Zitat behauptet, Brecht tatsächlich ein allseits bekannter Autor, dessen angestrebtes progressives Potential im Klassikerstatus versandet? Oder anders gefragt: Wer rezipiert und adaptiert Brecht wie? In welchem Sinne wird sein Werk weitergeführt?
    Das Seminar verschafft sich im ersten Teil anhand ausgewählter poetologischer, dramatischer und lyrischer Werke einen Überblick über Brechts Schaffen. Im zweiten Teil wird der Kulturtransfer zwischen Deutschland und den USA im 20. Jahrhundert am Beispiel von Brecht in den Blick genommen. In wechselseitiger Perspektivierung wird dabei sowohl Brechts literarisch produktive Auseinandersetzung mit der amerikanischen Kultur als auch die breite Rezeption und Adadaption von Stücken wie etwa der „Dreigroschenoper“ in den Vereinigten Staaten untersucht. Der Fokus wird dabei auf der Herausbildung einer popkulturellen Gegenkultur im New York der 1960er Jahre liegen; wichtig sind in diesem Zusammenhang u.a. die Inszenierungen des Theatermachers George Tabori und die Song-Poetry des jungen Bob Dylan.