Transformationen des Chors - Zur Neubewertung einer ambivalenten dramatis persona
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Rezension erschienen:
Neuerscheinung:
Chor-Figuren. Transdisziplinäre Beiträge, hg. v. Julia Bodenburg, Katharina Grabbe und Nicole Haitzinger, Freiburg i. Br.: Rombach 2016 (Reihe Paradeigmata, Bd. 30).
Mit dem Chor, der ältesten Instanz des antiken Theaters, nimmt der Band eine facettenreiche und transmediale Figur in den Fokus, die sich trotz vielfältiger Transformationen nicht von der Bühne vertreiben ließ und im gegenwärtigen Theater Konjunktur hat. Die Erscheinungsweisen des Chors - als musikalisches Stimmenensemble, formale Anordnung oder chorisches Kollektiv, inszenatorische Herausforderung, zeichenhafte oder akustische Figur im dramatischen Text, bewegter Körper im Raum, Figuration des Politischen oder als Affektinstanz - begreift der Band als Aufforderung zu einer disziplinübergreifenden Neubetrachtung. Literatur-, theater-, tanz- und musikwissenschaftliche Beiträge als provisorische Einheit von verschiedenen Stimmen dokumentieren quasi chorisch aktuelle Forschungspositionen.
Mit Beiträgen von: Sebastian Bolz, Claudia Bosse, Thomas Boyken, Matthias Dreyer, Nils Grosch, Nicole Haitzinger, Ulrike Haß, Momoko Inoue, Monika Meister, Nikolaus Müller-Schöll, Clemens Peck, Carolin Rocks, Lily Tonger-Erk, Ulrike Wels, Bernhard Zimmermann
Bisherige Aktivitäten:
Interdisziplinäre Tagung
Chorfiguren: Stimme, Affekt, Kollektiv. Neuperspektivierungen einer intermedialen Figur
21.-22. November 2014, WWU Münster, Germanistisches Institut, Vom-Stein-Haus, Aula, Schlossplatz 34, Münster
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Programm
Sektion 1: Chor als Figur des Politischen
Sektion 2: Chorisches und Kollektivfiguren
Sektion 3: Stimme, Körper, Raum
Sektion 4: Affekt und Aktivierung
Chor in der Theater-Praxis
Kontakt und Organisation
Verfolgt man seit einigen Jahren die Spielpläne der städtischen Theater, zeigt sich ein überraschender Befund: Eine längst überholt geglaubte dramatische Instanz wird mit auffälliger Experimentierlust auf die deutschsprachigen Bühnen gebracht ‒ der Theaterchor. Angesichts einer neuen Indienstnahme des Chorischen durch politisch motivierte Bewegungen wie etwa Occupy Wall Street erscheint eine Wiederbefragung des Chors, der ursprünglich ja gerade die ‚öffentliche Sache‘ vor Augen stellt, virulent. Angesichts der zahlreichen Laien- und Bürgerchöre steht zur Disposition, ob damit eine Stimme des Volkes und ein gemeinsames Bewusstsein erzeugt und zum Ausdruck gebracht werden. Die stimmliche, körperliche und räumliche Inszenierung eines ‚Wir‘ wirft Fragen auf, insofern als die Identifizierung unterschiedlicher Individuen zu einem Chor nicht ohne Hindernisse geschieht. Damit sind das stets Reibungen ausgesetzte Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft und seine dramatischen und bühnentechnischen Repräsentationsmöglichkeiten angesprochen. Die intermediale Kategorie 'Chor' eignet sich in besonderem Maße für Fragestellungen, die den Zusammenhang von Öffentlichkeit und politischer Artikulation mit dramen-, theater- und bühnengeschichtlichen Entwicklungen beleuchten. Die interdisziplinäre Tagung hat das Ziel, chorische Figurationen im Drama und Theater zu fokussieren und sie auf ihre dramaturgischen, wirkungsästhetischen und politischen Funktionsweisen hin zu befragen. Das Vortragsprogramm wird durch eine praktische Einheit in Kooperation mit dem Theater Münster ergänzt. Semesterbegleitend findet ein Seminar zum Chor im Drama für Bachelor-Studierende statt.
Alle Interessierten - insbesondere auch Studierende - sind herzlich eingeladen. Um eine kurze Anmeldung per Email wird gebeten.
Programm
Freitag, 21.11.2014
10.00 Uhr Eröffnung und Einführung
Julia Bodenburg, Katharina Grabbe, Neuere deutsche Literatur, WWU Münster
Sektion 1: Chor als Figur des Politischen
Moderation: Julia Bodenburg, Katharina Grabbe, Neuere deutsche Literatur, WWU Münster
10.30 – 11.15 Uhr Ulrike Haß, Institut für Theaterwissenschaft, Ruhr-Universität Bochum: „Im Körper des Chores. Zur Öffentlichkeit der Chorfigur“
11.15 – 12.00 Uhr Bernhard Zimmermann, Seminar für Klassische Philologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg: „Ein vielgestaltiges Wesen. Griechische Chöre zwischen Kult, Politik und Literatur“
12.00 – 12.45 Uhr Beate Schappach, Institut für Theaterwissenschaft, Universität Bern: „Der Chor im Theater des 20. Jahrhunderts. Utopien und Aufführungspraktiken“
Mittagspause
Sektion 2: Chorisches und Kollektivfiguren
Moderation: Christian Sieg, Kerstin Wilhelms, Neuere deutsche Literatur, WWU Münster
14.00 – 14.45 Uhr Matthias Dreyer, Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Goethe-Universität Frankfurt: „Ent-werkung des Kollektiven“
14.45 – 15.30 Uhr Ulrike Wels, Institut für Germanistik, Universität Potsdam: „Transzendenz und Didaxe – Der Chor im Theater des Mittelalters und der Frühen Neuzeit“
Kaffeepause
15.45 – 16.30 Uhr Nikolaus Müller-Schöll, Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Goethe-Universität Frankfurt: „De-figurationen des Politischen. Chorische Kollektive nach Marx“
16.30 – 17.15 Uhr Maria Kuberg, Institut für Deutsche Literatur und ihre Didaktik, Goethe-Universität Frankfurt: „Kollektiv: Sprechen – handeln. Sprechakte des Chors in deutschsprachigen Theatertexten der Gegenwart“
Kaffeepause
Chor in der Theater-Praxis
Moderation: Kerstin Mertenskötter, Neuere deutsche Literatur, WWU Münster
17.30 – 18.30 Uhr Frank Behnke, Friederike Engel, Kathrin Mädler, Regie und Dramaturgie, Theater Münster: „Wie bringt man den Chor auf die Bühne? Ein Praxisbericht“
Samstag, 22.11.2014
Sektion 3: Stimme, Körper, Raum
Moderation: Christian Schmitt, Neuere deutsche Literaturwissenschaft, Universität Bremen; Lily Tonger-Erk, Neuere deutsche Literaturwissenschaft, Eberhard Karls Universität Tübingen
09.00 – 09.45 Uhr Nicole Haitzinger, Abteilung Musik- und Tanzwissenschaft, Paris Lodron Uni-versität Salzburg: „Ordnungen des Chorischen im Tanztheater der Aufklärung und der Gegenwartskunst“
09.45 – 10.30 Uhr Laura Gianvittorio, Institut für Klassische Philologie, Universität Wien: „Ein tragischer Todestanz. Textuelle und archäologische Indizien einer Choreographie“
Kaffeepause
10.45 – 11.30 Uhr Natalie Bloch, Institut für deutsche Sprache, Literatur und für Interkulturali-tät, Universität Luxemburg: „Das entfesselte ‚Wir‘. Elfriede Jelineks chorische Gesellschafts- und Kapitalismuskritik“
11.30 – 12.15 Uhr Momoko Inoue, Germanistik, Universität Tsukuba/Senshu: „Die ‚Satyrn‘ als Spur des Chors in Elfriede Jelineks Kein Licht (2011)“
12.15 – 13.00 Uhr Hauke Kuhlmann, Neuere deutsche Literaturwissenschaft, Universität Bremen: „Chorfiguren bei Dea Loher“
Mittagspause
Sektion 4: Affekt und Aktivierung
Moderation: Lars Korten, Vera Mütherig, Neuere deutsche Literatur, WWU Münster
14.30 – 15.15 Uhr Carolin Rocks, Deutsche Philologie, Ludwig-Maximilians-Universität München: „Feldgeschrey. Zur politischen Funktion des Chors bei Sulzer und Schiller“
15.15 – 16.00 Uhr Thomas Boyken, Neuere deutsche Literaturwissenschaft, Eberhard Karls Universität Tübingen: „Zwischen Effekt und Reflexion. Schillers Chorkonzept und seine Realisation“
Kaffeepause
16.15 – 17.00 Uhr Sebastian Bolz, Institut für Musikwissenschaft, Ludwig-Maximilians-Universität München: „Chor als Masse: Zum Chor in der deutschen Oper um 1900“
17.00 – 17.45 Uhr Abschlussdiskussion
17.45 – 18.30 Uhr optional: Netzwerktreffen
19.30 Uhr optional: gemeinsamer Theaterbesuch: Maria Stuart, Regie: Martin Schulze, Theater Münster
Förderer der Tagung:
Fachbereich 09 Philologie, WWU
Germanistisches Institut, WWU
Büro für Gleichstellung, WWU
Internationalisierungsfonds, WWU
Theater Münster