Abstracts
Alicia Damitsch (Universität Duisburg-Essen): Nachhaltige Entwicklung im berufsorientierten Englischunterricht
Bildung für nachhaltige Entwicklung ist ein Thema, das Lehrkräfte an Berufskollegs schon lange begleitet. In der Berufsbildung muss ständig mit den Nachhaltigkeitsentwicklungen in den verschiedensten Berufsfeldern Schritt gehalten werden und die Lernenden benötigen eine angemessene Vorbereitung auf die sich ständig wandelnde Arbeitswelt. Dazu gehören nicht nur nachhaltige Entwicklungen in den Bereichen Produktion, Energie und Umwelt, sondern auch soziale und kulturelle Nachhaltigkeitsziele. Als Lernort für kulturelle Bildung bietet daher besonders der Englischunterricht einen Rahmen für die Thematisierung gesellschaftlicher Komponenten. Somit stehen Englischlehrkräfte an Berufskollegs in der Pflicht kompetenzorientiere sprachliche Bildung für nachhaltige Entwicklung zu leisten. Dadurch befähigen sie ihre Lernenden sich zu Akteur*innen zu entwickeln, die eine gerechtigkeitsorientierte globale Entwicklung mitgestalten können.
Diese Entwicklung kann jedoch nicht ohne Dilemmata, Widersprüche und Unsicherheiten passieren. Wie können wir, ob beruflich oder privat, in einer Welt ethisch und nachhaltig agieren, die (noch) strukturell unethisch und von Ungleichheiten geprägt ist? Wie gehen wir als Individuen mit institutionellen Einschränkungen um? In diesem Workshop soll die Bildung für nachhaltige Entwicklung im berufsorientierten Englischunterricht kritisch betrachtet werden. Es wird eine Diskussion über den Umgang mit Widersprüchen im Unterricht angeregt, in der die Teilnehmenden eingeladen werden, ihre eigenen Unterrichtserfahrungen zu teilen. Außerdem wird eine beispielhafte Aufgabensequenz für den Englischunterricht im Bereich Gesundheit & Soziales vorgestellt, die Dilemmata von Nachhaltigkeit in einer beruflichen Handlungssituation thematisiert. Gemeinsam mit den Teilnehmenden werden dann die praktische Anwendbarkeit, auch in anderen Fachbereichen, diskutiert und Überlegungen zur Anpassung gemacht, sodass die Aufgabensequenz im Nachgang des Workshops in den eigenen Unterricht integriert werden kann.
Prof. Dr. Marta García García (Georg-August-Universität Göttingen): Kritische Perspektiven zu Bildung für Nachhaltige Entwicklung im Spanischunterricht
Kann der Spanischunterricht die Welt retten? Globale Erwärmung, Polarisierung, Intoleranz, soziale Ausgrenzung, Manipulation und Fake News, Vertrauensverlust in die Demokratie ... die Liste der Krisen, mit denen sich die Welt heute konfrontiert sieht, ist zweifelslos lang und komplex. Vielleicht erscheinen sie zu groß – und zu schwierig – um sie im Spanischunterricht zu behandeln. Der Fremdsprachenunterricht ist jedoch ein privilegierter Ort, um über nachhaltige Entwicklung und soziale Gerechtigkeit zu sprechen, sowie um über die eigene Perspektive auf diese Themen nachzudenken. Dieses Potenzial wird nicht immer ausgeschöpft, da es oftmals an Zeit, an geeignetem Material und an ausreichenden sprachlichen Ressourcen fehlt. In diesem Workshop wollen wir uns diesen Herausforderungen stellen und Ideen, Mittel und (kurze) Aktivitäten vorstellen, die auf den Grundsätzen kritischer Ansätze (Kritische Pädagogik, critical literacy, kritische Diskursanalyse) beruhen, und bereits auf einem A1/A2 Niveau anwendbar sind.
Sarah Lellé (Borndalschule Altenberge) & Dr. Rebecca Schlieckmann (Universität Münster): Language sparks - Learners igniting sustainable futures by learning about their rights.
„Jetzt soll ich auch noch Kinderrechte im Englischunterricht als Thema einbinden?“ – diese Reaktion ist nur zu gut nachvollziehbar, wenn man an die aktuellen Belastungen von Lehrkräften denkt. Allerdings ist eine nachhaltige Entwicklung der Kinder nur dann möglich, wenn ihre Rechte gefördert und geschützt werden und die Kinder selbst für ihre Rechte sensibilisiert sind, um so nachhaltige Zukunftsperspektiven zu eröffnen.
Unser Workshop fokussiert sich daher auf die vier Prinzipien der UN-Kinderrechtskonvention und stellt exemplarisch dar, wie der von uns gewählte Schwerpunkt ‚Gesundheit‘ im Rahmen eines fächerübergreifenden Angebots, wirkungsvoll im Englischunterricht aufgegriffen und integriert werden könnte. Es sollen Gedankenanstöße gegeben werden, um so Potenziale, aber auch Grenzen für das Thema der Kinderrechte im Englischunterricht an Grundschulen sowie zu Beginn der Sekundarstufe auszuloten
Michael Rogge (ZfsL Gelsenkirchen): Service Learning in the EFL classroom - a Design Thinking Approach
Service learning (Lernen durch Engagement,), is a distinctive form of project-oriented teaching that integrates students' social commitment with subject-specific learning. This approach offers opportunities for reinforcing democratic education in the classroom, as well as for establishing a new type of learning and teaching culture. In this workshop, the agile method of Design Thinking will be used to demonstrate how service learning can be integrated into English lessons and how it facilitates a different kind of self-directed and autonomous foreign language learning.
Sarah Sunke (Schiller-Schule Bochum) & Swaantje de Boer (Oberschule am Leibnizplatz Bremen): Climat en crise – S’engager pour un avenir durable – Vorstellung einer Unterrichtsreihe zur Förderung kritischer Diskurskompetenz im 3. Lernjahr
Partizipation, Solidarität, zukunftsgerichtetes Denken und Handeln – Was kann der Französischunterricht zu diesen Schlüsselkompetenzen von BNE beitragen? Dieser Frage nachgehend fokussiert der Workshop die Förderung kritischer Diskursfähigkeit als Schnittstelle zwischen BNE und dem modernen Fremdsprachenunterricht. Klimakatastrophen und Klima-Aktivismus im deutsch-frankophonen Vergleich bieten hierfür authentische und aktuelle Zugänge zur Förderung kritischer Diskurskompetenz im Französischunterricht. Anhand einer Unterrichtsreihe für das dritte Lernjahr werden den Teilnehmenden konkrete Möglichkeiten für dessen Umsetzung unterbreitet und zur Diskussion gestellt.
Jan Albers & Miriam Nienhaus: Global learning in der Primarstufe - Why?
Wieso? Weshalb? Warum? In diesem Workshop findet eine erste Auseinandersetzung mit den 17 sustainable development goals und der Fragestellung, warum dieses komplexe Thema bereits in der Grundschule so relevant ist, statt. Dabei wird ein Ausblick gegeben, wie BNE inhaltlich aufgegriffen werden kann und wie BNE Lernprozesse gestaltet werden können.
Katharina Wieland (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg): Ein kritischer Blick auf das Alltägliche – Texte im Spanischunterricht aus einer BNE-Perspektive
Der Spanischunterricht eignet sich sehr gut für die Integration von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), was sich sowohl in typischen Inhalten als auch Kompetenzbereichen des Faches widerspiegelt. So ist es nicht verwunderlich, dass sich in den Unterrichtsmaterialien eine Entwicklung hin zu mehr „Nachhaltigkeitsthemen“ abzeichnet. Es ist jedoch festzuhalten, dass die thematische Auseinandersetzung mit BNE in Lehrmaterialien instrumentellen Ansätzen der Erziehung zur Nachhaltigkeit folgt: Die Lernenden werden i. d. R. mit der Rolle der Menschen als Verursachende von Problemen konfrontiert, ihnen wird selbst diese Rolle aufgezwungen oder sie sollen gar zu „Problemlöser:innen“ werden. Dies ist häufig eine Betrachtung, welche entweder die tatsächliche Komplexität der Probleme ignoriert oder zu Situationen der Ohnmacht und Überforderung angesichts der Dimensionen der Probleme führen kann. Umso bedeutsamer ist es auch, andere Ansätze in den Blick zu nehmen. Bei emanzipatorischen Ansätzen in BNE geht es um die Befähigung zur kritischen Auseinandersetzung mit den Lernbereichen der nachhaltigen Entwicklung, mit ihrer Komplexität und ihren Widersprüchen. Hier steht das Lernen selbst als nachhaltige Entwicklung im Mittelpunkt. Diese Ansätze bieten vielfältige Anknüpfungspunkte an die Schulung von Sprachbewusstheit und Text- und Medienkompetenz im Sinne einer critical literacy.
Die Auseinandersetzung mit BNE erfolgt im Fach Spanisch zuallererst über Texte und Sprache. Im Workshop setzen wir uns damit auseinander, das in vermeintlich neutralen Texten Dargestellte kritisch zu hinterfragen. Hierzu ziehen wir Textmaterialien aus Lehrwerken, aus der Presse und KI-generierte Texte heran und entwickeln Aufgaben, mit denen wir Lernende darüber reflektieren lassen, welche Positionen und Haltungen einseitig oder vielleicht auch gar nicht dargestellt werden.
Jens-Folkert Folkerts (Universität Münster): Becoming Change Agents - Mit Climate Change Podcasts arbeiten
Wenn es um Fragen des Klimawandels geht, dann sollten unsere Schülerinnen und Schüler, deren Zukunft unmittelbar mit diesen Fragen zusammenhängt, ein Mitspracherecht bekommen. Doch wie verleiht man ihnen eine Stimme in diesem globalen und äußerst komplexen Diskurs, der manchmal einer großen Kakophonie gleicht? Wie schafft man es, dass ihnen auch zugehört wird, was sie Wichtiges zu sagen haben?
Im Rahmen dieses Hands-On Workshops werden zunächst auf Basis von Best-Practice Beispielen Kriterien für gelungene Climate Change Podcasts erarbeitet und diskutiert. Bitte bringen Sie für diese Phase eigene Kopfhörer mit. Im Anschluss sollen in Kürze praktisch erprobte und empirisch validierte Designprinzipien vorgestellt, die eine Basis für die Arbeit mit Climate Change Podcasts darstellen. In einer den Workshop abschließenden Phase sollen im Sinne einer Ideenwerkstatt gemeinsam konkrete Möglichkeiten für Unterrichtsreihen in unterschiedlichen Jahrgangsstufen besprochen werden, die gerne untereinander geteilt werden dürfen.
Jasmin Garavello (Universität Münster): Nachhaltigkeitsbildung durch bandes dessinées: Écofictions im Französischunterricht der Sekundarstufe II
Indem Folgen der Klimakrise in fiktive Zukunftsszenarien extrapoliert werden, geben die écofictions de jeunesse Anlass zur kritischen Reflexion über ethische Fragen, alternative Lebensformen und persönliche Verantwortung. Der Workshop bietet, anknüpfend an einen einleitenden Impulsvortrag, eine interaktive Phase im Umgang mit Sequenzen ausgewählter BDs. In Gruppen werden diese – mit ihren spezifischen grafischen und sprachlichen Merkmalen – innerhalb der Themenbereiche und Kernkompetenzen des Lernbereichs „Globale Entwicklung“ verortet und eine explizite Verbindung zu fremdsprachlichen Zielen hergestellt. Dabei werden verschiedene unterrichtliche Einbettungen und Aufgabentypen vorgeschlagen und diskutiert.
Jan Albers & Miriam Nienhaus: Global learning in der Primarstufe - How?
In diesem Workshop werden die Ideen aus dem WS I aufgegriffen. Praxisnahe Möglichkeiten zur Umsetzung der 17 Ziele im Englischunterricht der Primarstufe durch digital gestützte Präsentationen (auch analog möglich) sowie ein Bilderbuchbasar laden zur vertiefenden Auseinandersetzung ein.
Bitte ein iPad und einen Zugang zum Bookcreator (APP oder Web) mitbringen!
Dr. Marie Louise Poschen: Sustainability und Global Citizenship im Niederländischunterricht anhand des Themas „Textil“
Welche Möglichkeiten gibt es im Niederländischunterricht, die Schüler zu wirkungsvollen Akteuren im Bereich Nachhaltigkeit und Global Citizenship werden zu lassen? In diesem Workshop lernen wir Material kennen, das im Rahmen eines Fachdidaktikseminars zu diesen übergeordneten Lernzielen entstanden ist und sich inhaltlich mit dem Thema Textil und der regionalen Textilindustrie befasst. Mit diesem lokalen Thema kann man auf wunderbare Weise diachrone und synchrone globale Prozesse und Verbindungen ersichtlich machen und dabei (am besten gemeinsam mit einer Partnerschule aus den Niederlanden) projekt- und handlungsorientiert an Sprach- und Nachhaltigkeitskompetenzen arbeiten