Student Conference "Pop Hero and Action Princess? Negotiating Gender in Popular Culture"

Antragsteller: Elisabeth Zimmermann, Alina Schumacher, Björn Hoppe, Maike Dinger, Malte Schilling
Projektbeteiligte: Elisabeth Zimmermann, Alina Schumacher, Björn Hoppe, Maike Dinger, Malte Schilling, Lea Espinoza Garrido, Michael Giebel
Fachbereich, Studienrichtung: FB 09, Englisches Seminar (Lehrstuhl Amerikanistik)
Projekttitel: Student Conference "Pop Hero and Action Princess? Negotiating Gender in Popular Culture"
Fördersumme: 3.098,00 Euro
Kontakt: genderpopculture@gmail.com

Projektbeschreibung:

Vom 12. bis 13. Januar 2018 fand die über ein Jahr geplante studentische Konferenz „Pop Hero and Action Princess? Negotiating Gender in Popular Culture“ am Englischen Seminar der WWU Münster statt. Ein Team aus Bachelor-, Master-, und Promotionsstudierenden organisierte in Kooperation mit dem Lehrstuhl American Studies und der Graduate School ‚Practices of Literature‘ die Veranstaltung mit über 70 Teilnehmenden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Geschlecht im modernen Sinne wird mittlerweile, im Gegensatz zu historischen aber auch heute oft noch implizit angenommenen Vorstellungen, mehr als Prozess, denn als statisches Attribut verstanden. So gehört man also nicht per se einem Geschlecht an, sondern ordnet sich diesem durch performative Akte zu und wird ebenfalls durch gesellschaftliche Deutungsschablonen wiederholend zugeordnet, wie Judith Butler Anfang der 1990er in der zum Standardwerk der Queer und Gender Studies avancierten Publikation „Das Unbehagen der Geschlechter“ herausarbeitete. Trotzdem ist Geschlecht noch immer Teil einer sozialen Hierarchie, ein Differenzierungs- und so zwangsweise ein Diskriminierungsmerkmal. Geschlecht und seine Darstellung ist somit immer in einen Machtkontext eingebettet, der jeglichen Lebensraum durchdringt – auch die uns allumfassende moderne Popkultur. Ihre Alltäglichkeit, gesellschaftliche Omnipräsenz und vermeintlich apolitische Natur machen sie gerade als Ort, in dem soziale und politische Diskurse abgebildet, bestätigt, aber gleichsam untergraben werden (können), unheimlich wertvoll für eine wissenschaftliche Betrachtung.

Ziel der Konferenz war es, nicht nur inhaltlich die Verknüpfung der Konzepte Gender und Popkultur aus einer interdisziplinären Perspektive zu beleuchten, sondern auch Studierenden eine Plattform zu bieten, ihre (teilweise ersten) wissenschaftlichen Arbeiten in einem Konferenzformat vorzustellen und zu diskutieren. Die internationale Vernetzung zwischen Bachelor-, Master und Promotionsstudierenden sollte so gestärkt, der Nachwuchs gefördert, und die Sichtbarkeit der WWU auf nationaler und internationaler Ebene erhöht werden. 

Aus 50 Einreichungen konnte somit ein Programm mit sechs Panels á drei Vortragenden zusammengestellt werden, die unterschiedlichste Facetten von Popkultur und Gender beleuchteten. Die Untersuchungsgegenstände reichten von klassischen Medien wie Literatur, Film und Fernsehen bis hin zu Videospielen, Comics, Podcasts, Memes und Musikvideos, in denen eine Vielzahl von Fragestellungen identifiziert, in einem jeweils 20-minütigem Vortrag vorgestellt und anschließend diskutiert werden konnten. Die Beiträge umfassten kritische Analysen von der Darstellung von Geschlechteridentitäten und Repräsentationen von geschlechtlich kodierten Körpern in diversen Medien sowie queering in Film und Fernsehen. Weiterführend untersuchten sie gleichsam das Subversionspotential popkultureller Geschlechterdarstellungen, analysierten zeitgenössische und historische Repräsentationen von Geschlecht in Popkultur und nahmen eine Bestandsaufnahme von Möglichkeiten neuer Medien in der Verhandlung  von Geschlechterperspektiven vor. Beiträge über Darstellungsanalysen von nicht-normativen Frauen*körpern in Film und Comics oder Fragen nach der Repräsentation eines transgender* Protagonisten in der Lindenstraße zeigten auf, dass neben klischeehafter Darstellung die präsentierten Gendervorstellungen oftmals eine subversive Komponente beinhalten und einen Platz zur Verhandlung von Geschlechteridentität bieten. Neben des subversiven Potentials und der manchmal sogar affirmativ-subversiven Doppelfunktion kultureller Produkte wie z.B. des ‚Did You just Assume My Gender?’ – Memes oder der an Drag anmutenden Performances von Popsängerin Lana Del Rey wurde ebenfalls nachgezeichnet, wie bestimmte mit Geschlechterstereotypen verbundene Konzepte wie z.B. die ‚Hexe‘ und der ‚Ritter‘ in der heutigen Popkultur überleben und (neu)verhandelt werden. Auch die Verknüpfung von Diskriminierungsmomenten, also z.B. Geschlecht(eridentität) mit race wurde in Vorträgen über die Darstellung von queer Latin@s in TV-Serien sowie der Repräsentation von Schwarzen Körpern in zeitgenössischer Jugendliteratur herausgestellt.

 Für einen gelungenen Abschluss des ersten Konferenztages konnten für die Keynote Lecture zum Thema „Theory and Practice in Feminism* Today?“ Sonja Eismann (Mitbegründerin des Missy Magazine) und Laina Dawes (kanadische Kulturjournalistin und Autorin) gewonnen werden. Die Veranstaltung wurde als „Münster Lecture“ der GSPoL ausgerichtet und, ganz im Sinne dieses besonderen Formates, auch von vielen Interessierten aus Münster besucht, die nicht in direkter Verbindung mit der Universität stehen. Im Zuge der Keynote Lecture rückte die gesellschaftliche Relevanz des Verhältnisses von feministischer* Theorie und Aktivismus in den Mittelpunkt. Sonja Eismanns Arbeit im deutschen popfeministischen Kontext beim Missy Magazine und Laina Dawes‘ Einblicke in die Verzahnung der Diskriminierungsmomente gender und race am Beispiel schwarzer weiblicher* Heavy Metal Fans in den Vereinigten Staaten und Kanada boten spannende Einblicke, gerade durch den Schwerpunkt einer intersektionalen Perspektive, in zeitgenössische feministische Praktiken, die anschließend mit dem Publikum rege diskutiert wurden. Die gut besuchte Veranstaltung lieferte neue Denkanstöße, die auch in den Panels am zweiten Konferenztag wieder aufgegriffen wurden und einen produktiven gemeinsamen Referenzrahmen für die gesamte Konferenz bildeten. Neben den fruchtbaren inhaltlichen Diskussionen, die auch in den Pausen und beim Konferenzdinner informell weitergeführt wurden, ist die (inter)nationale Vernetzung von Studierenden besonders gelungen: Mehrere Teilnehmer*innen bekundeten Interesse an den Masterstudiengängen des Englischen Seminars der WWU, die durch Flyer in den Konferenzmappen beworben worden. Ebenfalls konnte die Werbung für das strukturierte Promotionsprogramm der Graduate School ‚Practices of Literature‘ überzeugen. Die Koordinatorin meldete im Nachklang der Konferenz, dass mehrere Teilnehmende mit Wunsch nach weiterem Informationsmaterial auf sie zugekommen seien. Ebenfalls konnte die studentische Konferenz als Leuchtturmprojekt strukturelle Synergieeffekte anregen: Zwei Studierende waren von dem Format so begeistert, dass sie eine solche Konferenz an ihrer Heimatuniversität ebenfalls realisieren möchten.

An dieser Stelle möchten wir uns sehr für die Förderung durch die WWU bedanken, die es uns nicht nur möglich machte, eine internationale Referentin einzuladen, sondern deren anteilige Bezuschussung Reisekosten Studierender außerhalb NRWs maßgeblich dafür verantwortlich war, dass Studierende aus z.B. Regensburg, Leipzig, Potsdam, und Freiburg sowie aus Basel (Schweiz) und Wien (Österreich) anreisen konnten. Die ebenfalls mitfinanzierten Werbematerialien (u.a. Konferenztaschen) rundeten das professionelle Gesamtbild der Veranstaltung ab.

Ein sehr herzlicher Dank geht insbesondere wegen der sehr guten ausführlichen Beratung bei allem, was hinter den Kulissen für einen reibungslosen Ablauf einer Konferenz nötig ist, an Linda Dieks und Anna Maria Löchteken in der Geschäftsstelle Forschungsprojekte Studierender der WWU.