Genomic trends at the origin of insect endosymbiosis

Antragsteller: Nicolas Schröder
Fachbereich, Studienrichtung: FB 13, MSc. Biowissenschaften, MSc. Host-Pathogen Interactions
Projekttitel: Genomic trends at the origin of insect endosymbiosis
Fördersumme: 3.150,00 Euro
Kontakt: nicolas.schroeder@wwu.de

Projektbeschreibung:

Das Projekt, mit dem ich Ende 2022 auf einer der subtropischen Urlaubsinseln Japans gelandet bin, fing als kleines freiwilliges Praktikum an, dass ich vor meine Masterarbeit im Fachbereich Biologie eingeschoben hatte. Eigentlich wollte ich nur von einem wissenschaftlichen Mitarbeiter lernen, wie man große Datenmengen auswertet, bevor ich mich an die Abschlussarbeit machte.

Das Praktikum habe ich im Institut für Evolution und Biodiversität gemacht und es ging darum, die DNA von solchen Mikroben zu vergleichen, die in einer Symbiose mit Insekten leben, um mehr über deren Entstehung und Lebensstil zu erfahren. Die Ergebnisse waren spannend und die Datenanalyse hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich unbedingt am Projekt weiterarbeiten wollte. Genau im richtigen Moment habe ich von SAFIR erfahren, der Forschungsförderberatung der WWU, die das Förderprogramm „Forschungsprojekte Studierender“ betreut. Der Plan stand fest: Ich bewerbe mich im Rahmen des Programms auf Fördermittel, um eine Forschungsreise nach Kanada an die University of British Columbia (UBC) anzutreten, wo Filip Husnik, ein Kollaborateur und führender Wissenschaftler des Forschungsfeldes, arbeitet. Filip war einverstanden und während meiner Masterarbeit habe ich an einem ersten Entwurf für den SAFIR-Antrag gearbeitet und mir Gedanken darüber gemacht, wie das Projekt an der UBC aussehen soll. Doch dann kam die Nachricht von Filip: Er habe eine Professur angeboten bekommen, ich könne ihn aber weiterhin als Gastforscher besuchen, nur wäre das nicht in Kanada, sondern auf Okinawa.

Auf dieser Insel ganz im Süden Japans wurde gerade eines der größten internationalen Forschungsinstitute des Landes, das Okinawa Institute for Science and Technology (OIST), gebaut. Ich hatte mich zwar auf Vancouver gefreut, aber als ich die Bilder der futuristischen Gebäude und vor allem des türkisblauen Meers direkt dahinter gesehen habe, wusste ich, dass ich mich keineswegs beklagen konnte, falls ich die Förderung bekäme.

Die Antragstellung lief ausgesprochen rund, nicht zuletzt wegen Linda Dieks von SAFIR, die mich dabei mit allen wichtigen Infos und hilfreichen Tipps unterstützt hat. Nach ein paar Wochen kam dann tatsächlich die Zusage, doch wegen der weltweiten COVID-19 Pandemie sollte es noch über zwei Jahre dauern, bis ich endlich ins Flugzeug nach Japan gestiegen bin.

Ich hatte mir zwar ein paar wenige Japanischkenntnisse angeeignet, war mir aber nicht sicher, ob diese reichen würden, um Anschluss in der japanischen Gesellschaft zu finden. Doch was mich in Japan erwartete, war eine kulturelle Erfahrung der ganz anderen Art: Ich hatte in zwei Monaten auf der Insel fast keinen Kontakt zu japanischen Menschen.

Und trotzdem war die Zeit kulturell extrem bereichernd. Ich habe in einer WG mit einem US-Amerikaner und einem Chinesen gewohnt und saß in einem Büro mit neun Leuten, die alle aus unterschiedlichen Ländern kamen, jedoch niemand aus Japan. Durch brasilianische Freund:innen und meinen brasilianischen Tauchlehrer habe ich in dieser Zeit mehr portugiesisch gelernt und gesprochen als japanisch. Dazu muss man sagen, dass der Campus sehr isoliert auf einem großen Hügel mitten in den Dschungel gebaut wurde, komplett mit eigenem Supermarkt und Fitnessstudio. Wenn ich gewollt hätte, hätte ich das Gelände nicht verlassen müssen. Mit dem Auto oder Bus dauerte es eine knappe halbe Stunde in die nächste Stadt, in der ich gelegentlich dann doch die japanische Kultur erfahren habe: Ein Besuch in einem traditionellen Töpferviertel, ein Lichterfest und natürlich Karaoke, oft in Kombination mit einem Izakaya. Das ist das japanische Pendant zum britischen Pub oder der deutschen Kneipe, in der man sich nach der Arbeit trifft, etwas trinkt und allerlei lokale Speisen bekommt.

Das Gefühl dort lediglich als Tourist unter ebenso ausländischen Gleichgesinnten zu sein, hat sich allerdings nie eingestellt. Ich habe gelernt, dass man es als Gaijin, ein negativ konnotiertes Wort für westliche Nichtjapaner:innen, auch unter anderen Umständen nicht leicht hat, in der sehr homogenen japanischen Gesellschaft anzukommen. Das hat die sehr herzlichen Begegnungen mit Einheimischen für mich aber letztendlich noch wertvoller gemacht.

Wissenschaftlich war der Forschungsaufenthalt ein persönlicher Erfolg, denn ich konnte in der Zeit vor der Reise nicht nur meine Hypothese zur Evolution der Symbiosen bestätigen, sondern in Japan auch die Methoden, die ich an der WWU gelernt habe, auf die Symbioseforschung an Korallen anwenden.

Ich kann nur jeder und jedem empfehlen, über ein eigenes Forschungsprojekt, das im Rahmen des Programms „Forschungsprojekte Studierender“ gefördert werden kann, nachzudenken.

 

Dieser Bericht wurde als Artikel mit dem Titel "Mit SAFIR unverhofft nach Japan" in The Larger Picture von Mai 2023 veröffentlicht