Konferenz „Europa leben, Europa schreiben: Literarische Ansichten der Urbanisierung und die ‚Provinzialisierung‘ europäischer Identitäten“


Antragsteller:
Thomas Wellmann 

Projektbeteiligte:
Eva-Maria Esseling, Melanie Foik, Eliza Richter, Tristan Weigang, Oleksandr Zabirko

Fachbereich, Studienrichtung:
Fachbereich 09, Europa-Kolleg

Projekttitel:
„Europa leben, Europa schreiben: Literarische Ansichten der Urbanisierung und die ‚Provinzialisierung‘ europäischer Identitäten“, Konferenz vom 16.-18. April 2014 in Münster


Fördersumme:
4770,00 €

Kontakt:
t.wellmann@uni-muenster.de



Projektbeschreibung:

Die Konferenz „Europa leben, Europa schreiben“ fand vom 15. bis zum 17. April 2014 im Alexander-von-Humboldt-Haus in Münster statt. Zu den Zielen des Projekts, das in einer Zusammenarbeit der Promotionsstudierenden des Europa-Kollegs der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster initiiert wurde, gehörte der Austausch junger WissenschaftlerInnen, um einem kultur- und literaturwissenschaftlichen Forschungsbedarf hinsichtlich der besonderen Thematik europäischer Urbanität und Regionalität zu begegnen, ebenso wie das Anstoßen wissenschaftlicher Kooperationen über den Rahmen der Konferenz hinaus. Das Projekt richtete sich insbesondere an den internationalen wissenschaftlichen Nachwuchs.

Die Veranstaltung wurde von Promotionsstudierenden verschiedener Philologien initiiert und erfolgreich umgesetzt. Das Projekt erreichte seine Ziele und erzeugte Sichtbarkeit für die Universität Münster, wie bereits an den Reaktionen auf den Call for Papers deutlich wurde. WissenschaftlerInnen von vielen unterschiedlichen Institutionen aus dem deutschen und dem internationalen Raum sandten Vorschläge für Beiträge aus einem breiten Spektrum von Disziplinen ein. Aus den Einreichungen wurden u.a. Vortragende aus der Schweiz, den USA und Indien ausgewählt. In 16 Beiträgen wurden urbane und regionale Räume und die sich darin (kulturell) formierenden europäischen Identitäten anhand literarischer Texte und kultureller Phänomene aus internationaler Perspektive untersucht. Insgesamt nahmen an der Konferenz 30 junge ExpertInnen aus unterschiedlichen Disziplinen teil, hauptsächlich DoktorandInnen und Post-DoktorandInnen aus verschiedenen Philologien.

Durch Verknüpfung mit der im Sommersemester an der Universität Münster stattfindenden und vom Europa-Kolleg organisierten Ringvorlesung „Europa. Literarische Figurationen“ gelang es, Prof. Dr. Michael Lützeler von der Washington University in St. Louis als Keynote Speaker zu gewinnen, der einen Vortrag über den literarischen Europadiskurs hielt. Im Laufe der drei-tägigen Konferenz fanden Panels zu Europas Landschaften als literarische Topographien, zu transnationalen Identitäten im Europa (der Literatur und Kultur) der Gegenwart, zu Europa und dem Werk W.G. Sebalds, sowie zu europäischen Ortschaften und Verortungen in Europa-Texten statt. Ein wichtiger Grund, Urbanisierung und Provinzialisierung im literarischen Europa als zentrale Inhalte der Konferenz zu wählen, war ihre thematische Anschlussfähigkeit, die auch im Laufe des Projekts herausgearbeitet und damit bestätigt wurde: Diachron in Hinblick auf die historischen Rollen der Stadt in textuellen Europa-Figurationen seit der frühen Neuzeit, synchron in Bezug auf zeitgenössische Konvergenzen und Parallelen europäischer Urbanität und Regionalität sowie formal-perspektivisch in Hinsicht auf die Erforschung von Urbanisierung und Provinzialisierung als Prozesse einer europäischen Kultur und Literatur. Diese und weitere Optionen zur Vertiefung wurden genutzt, indem historische Perspektiven erschlossen und auch postmoderne und postkoloniale Ausgangspunkte berücksichtigt wurden.

Die präsentierten Beiträge und die Keynote inspirierten Diskussionen und lieferten Impulse für die wissenschaftliche Arbeit von Sprechern und Publikum. Stadt und Region wurden dabei nicht nur als geographische Gegebenheiten betrachtet, sondern Prozesse der Urbanisierung und „Provinzialisierung“ beispielhaft auf die mit ihnen verbundenen sozialen Praktiken und medialen Verfahren hin befragt. So wurde die Erforschung urbaner und regionaler Literaturen durch Herausarbeiten ihrer Reflexion und Konstruktion von Europa als einem imaginativen Bedeutungsraum vertieft und um innovative Fragestellungen und Thesen, etwa zu den Potentialen solcher Europa-Entwürfe, erweitert. So konnten auch über die speziellen Gegenstände der Urbanisierung und Provinzialisierung hinaus neue Erkenntnisse zu europäischer Identität bzw. europäischen Identitäten gewonnen werden, die in den fachspezifischen Kontexten der Philologien Signale setzen. Derzeit wiegen die Veranstaltenden aufgrund des angemeldeten Interesses und der erhöhten Sichtbarkeit des Projekts verschiedene Möglichkeiten ab, um einen auf den Konferenzbeiträgen basierenden Sammelband zu publizieren.

Die Vorträge und Diskussionen, in denen die NachwuchswissenschaftlerInnen sich ihre Forschung wechselseitig vorstellten, wurden außerdem durch ein Rahmenprogramm ergänzt, das u.a. eine Filmvorführung und eine Stadtführung beinhaltete. Die Konferenz „Europa leben, Europa schreiben“ konnte so Gelegenheiten für die Teilnehmer schaffen, auch neue Ergebnisse, Theorien und Ansätze zu diskutieren. Ferner wurde besprochen, wie über die Konferenz hinaus der wissenschaftliche Austausch zwischen DoktorandInnen bzw. Post-DoktorandInnen in unterschiedlichen Abschnitten ihrer Forschungsarbeit zu Europa in der Literatur bzw. den Literatur- und Kulturwissenschaften möglich sein kann.

In einer zu diesem Zweck geplanten abschließenden Sitzung am letzten Tag der Konferenz wurden außerdem Vernetzungen vertieft und formalisiert, so dass der Grundstein für ein Netzwerk von EuropaforscherInnen gelegt werden konnte, das eine bessere Kommunikation fördert und eine noch deutlichere Sichtbarkeit des Projekts erzeugt. An diesen Grundstein anschließende, auch weitere persönliche Treffen und Austauschmöglichkeiten (zum Beispiel in Form von Graduierten-Workshops) sind bereits in Planung. Zum Ausbau dieses Netzwerks und zur Vertiefung der wissenschaftlichen Kollaboration im nationalen und insbesondere im internationalen Bereich wurde eine Mailingliste eingerichtet, die dem weiteren Austausch zu Themen und Veranstaltungen dient.