Anstoß einer Kooperation zwischen der University of British Columbia (Vancouver) und der Westfälischen Wilhelms-Universität (Münster) sowie Ausrichtung einer integrativen Konferenz zum Thema Urteilsgenauigkeit

Antragsteller: Joscha Stecker
Projektbeteiligte: Jeremy Biesanz, Andreas Glöckner, Daniel Leising, Mitja Back, Steffen Nestler
Fachbereich, Studienrichtung: Fachbereich 07, Psychologie
Projekttitel: Anstoß einer Kooperation zwischen der University of British Columbia (Vancouver) und der Westfälischen Wilhelms-Universität (Münster) sowie Ausrichtung einer integrativen Konferenz zum Thema Urteilsgenauigkeit.
Fördersumme: 5.000 €
Kontakt: 

Joscha Stecker
Psychologische Fakultät
Psychologische Diagnostik und Persönlichkeitspsychologie
Fliednerstr. 21
48149 Münster

Projektbeschreibung:

Wir alle urteilen tagtäglich in verschiedensten Lebensbereichen über andere Menschen. Ob es ein Arzt ist, der über die Symptome eines Patienten urteilt, ob ein Personalmanager Bewerber bezüglich ihrer Eignung für eine Führungsposition beurteilt, ob ein Lehrer einen Schüler als besonders förderungsbedürftig einschätzt oder aber ob jeder von uns tagtäglich im Kontakt mit anderen deren Verhalten, Auftreten und Eigenschaften einschätzt. Vieles davon geschieht implizit – auch ohne bewusste Kenntnisnahme von uns. Dies erlaubt uns eine schnelle Einschätzung neuer Situationen oder Personen. Im zwischenmenschlichen Rahmen schätzen wir andere schon ein ohne sie kennengelernt zu haben und fällen dabei Urteile über Persönlichkeitseigenschaften, die unsere sozialen Beziehungen entscheidend prägen. Hierbei zeigt sich die Relevanz und Tragweite von Urteilsgenauigkeit eindrücklich.
Für eine Erforschung der Genauigkeit von Urteilen gibt es verschiedene theoretische und methodische Traditionen, die bislang unverbunden nebeneinander stehen. Ziel des Antrags war es daher, einerseits eine Forschungskooperation zwischen zwei der renommiertesten Forschungseinheiten zur persönlichkeitspsychologischen Genauigkeitsforschung zu initiieren und andererseits den intradisziplinären Austausch zu anderen Forschungstraditionen dieses Themas innerhalb der Psychologie zu fördern. Beide Ziele konnten im Rahmen der Möglichkeiten erreicht werden, so dass das Projekt im Rückblick als erfolgreich zu bewerten ist.
Der erste Projektschritt zur Initiation einer Forschungskooperation wurde über einen temporären Aufenthalt des Antragstellers Joscha Stecker in Vancouver, BC (Kanada) angegangen. Für eine Integration der zwei großen methodischen Ansätze zu Urteilsgenauigkeitsforschung, in Münster und in Vancouver, sollten mögliche Kooperationsprojekte geplant werden. Im Zuge dieses Aufenthalts konnten neue Erkenntnisse zu den methodischen Unterschieden und Gemeinsamkeiten zwischen „trait-based“- und „profile-based“-Ansätzen in der Genauigkeitsforschung gesammelt werden und die Planung möglicher gemeinsamer Projekte vorangetrieben werden. Es wurde weiterhin erreicht, dass ein “Memorandum of Understanding“ von beiden Seiten unterschrieben
wurde, um weitere Kooperationen zukünftig zu erleichtern. Es zeigten sich auch Schwierigkeiten einer internationalen Kooperation der Fakultäten und so ist dieses Memorandum als erster zaghafter Schritt in Richtung einer fakultätsweiten Kooperation zu bewerten.
Der zweite Projektschritt zur Ausrichtung einer integrativen Konferenz zum Thema Urteilsgenauigkeit mit verschiedenen Vertretern der psychologischen Forschung konnte schließlich im Januar 2016 realisiert werden. Es konnten mit Prof. Jeremy Biesanz (University of British Columbia Vancouver), Prof. Andreas Glöckner (Fernuniversität Hagen) Prof. Daniel Leising (TU Dresden), Prof. Mitja Back und Dr. Steffen Nestler (beide WWU Münster) mehrere international renommierte Experten in diesem Gebiet für die Konferenz gewonnen werden. Am 15. Januar wurden im psychologischen Institut verschiedene Vorträge zu Urteilsgenauigkeit aus persönlichkeitspsychologischer, entscheidungspsychologischer und sozialpsychologischer Sicht gehalten. Am 16. Januar fanden dann zwei Workshops zur statistischen Implementierung der Ansätze statt, bei der die Besucher mit eigenen Laptops die Umsetzung unter Anleitung üben konnten. Während am 15.01 zu den Vorträgen die Teilnehmerzahl nicht begrenzt war und insgesamt ein gut gefüllter Hörsaal zusammen kam, waren die Workshops am 16.01 aus Raumkapazitätsgründen begrenzt und relativ schnell ausgebucht. Erfreulicherweise konnten über die verschiedenen Werbekanäle insgesamt viele interessierte Forscher, Studierende und Interessenten anderer Fachbereiche als Besucher gewonnen werden. Die Bandbreite der Anwesenden reichte von Studenten, über Juristen und Pädagogen bis zu Professoren und die extern Angereisten kamen unter anderem aus Hamburg, Frankfurt, Mainz, Bamberg, Düsseldorf, Kiel, Essen, Darmstadt, Utrecht und Göttingen. Durch diese Vielfalt und teilweise weiten Anreisestrecken zeigt sich der Erfolg der Konferenz in der Erhöhung der Sichtbarkeit der WWU.
Insgesamt gab es durchweg positive Rückmeldungen der Teilnehmer zur Organisation und den Inhalten der Konferenz. Demnach konnten die Teilnehmer über die einzelnen Vorträge neue Impulse für ihre eigene Forschung bekommen, sich mit Kollegen in den Forschungsfelder austauschen oder Ideen für ihre praktische Tätigkeit mitnehmen. Es wurden im Anschluss an die Konferenz die Materialien der Vorträge und der Workshops allen Teilnehmern online zur Verfügung gestellt und auf Rückfrage Teilnehmerbescheinigungen versendet. Besonders erfreulich ist, dass nicht nur die vorher angebahnte Kooperation der Arbeitseinheiten in Münster und Vancouver, BC angelaufen ist, sondern weiterhin eine Kooperation mit der Universität Hagen angelaufen ist. Insgesamt konnte die Vernetzung des psychologischen Instituts im nationalen und internationalen Rahmen gefestigt und erweitert werden, so dass die angedachten Ziele bei der Projektbeantragung durchaus realistisch umgesetzt werden konnten.