Karla Völlm im Interview mit Nora Kluck vom alumni|förderer-Magazin.
Karla Völlm im Interview mit Nora Kluck vom alumni|förderer-Magazin.
© Privat

„Eine Arbeit, die nicht zu Ende gebracht ist, ist nicht gemacht“

Karla Völlm ist Stifterin und Ehrenkonsulin an der WWU Münster

Von Nora Kluck

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Dieser Text stammt aus dem alumni|förderer-Magazin in der Universitätszeitung "wissen|leben", Ausgabe November 2018.

Medizin, Wissenschaft, Kunst und Musik – wer mit Karla Völlm über diese Themen spricht, spürt sofort ihre Begeisterung. Und die steckt sie mit viel Energie auch in die Projekte, die sie als Stifterin, Spenderin und Multiplikatorin an der Universität Münster unterstützt. Den Grundsatz „Eigentum verpflichtet“ befolgen sie und ihr Ehemann, der Unternehmer Jürgen Völlm, in besonderem Maße. Davon profitiert auch die Universität Münster. „Ich bin stolz darauf, an einer großartigen Universität wie der WWU mitwirken zu können“, betont Karla Völlm.

Ihre Mitwirkung erstreckt sich auf verschiedene Bereiche. So gehört die gebürtige Hagenerin, die seit ihrem siebten Lebensjahr in Krefeld lebt, zu den Förderern der ersten Stunde im WWU-Stipendienprogramm ProTalent. Sie ist stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums der Musikhochschule und außerdem Ehrenkonsulin für das Geomuseum der Universität. Vor allem setzt sie sich aber für kranke Herzen ein: Mit der „EMAH-Stiftung Karla Völlm“ hat sie das EMAH-Zentrum am Universitätsklinikum Münster (UKM) aufgebaut. „EMAH“ steht für „Erwachsene mit angeborenem Herzfehler“. Dieses Engagement führte sie im Jahr 2003 an die Universität Münster. Fünf Jahre später wurde sie für ihren Einsatz mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

„Man muss die Menschen begeistern. Und das geht nur, wenn man selbst begeistert ist.“

Alles begann mit einer Krankheit in der eigenen Familie. Karla Völlms Tochter kam im Jahr 1981 mit einem Herzfehler zur Welt – wie etwa 7000 Kinder in Deutschland jährlich. Ab 1989 setzte sich die Mutter als Vereinsvorsitzende dafür ein, das Deutsche Kinderherzzentrum in Sankt Augustin mit aufzubauen. Dank solcher Zentren konnte die Medizin die jungen Patienten besser versorgen, sodass viel mehr von ihnen das Erwachsenenalter erreichten als noch in den Jahrzehnten zuvor. Heute liegen die Überlebensraten bei etwa 90 Prozent. Doch als Karla Völlms Tochter heranwuchs, wurde den Eltern klar, dass für die erwachsenen Herzpatienten eine echte Versorgungslücke in Deutschland besteht. „Erwachsenen-Kardiologen sind auf erworbene Herzfehler spezialisiert“, erläutert Karla Völlm. „Das hat zur Folge, dass viele Erwachsene mit angeborenem Herzfehler immer noch zum Kinderkardiologen gehen. Diese Menschen sind ein Leben lang chronisch krank. Das kann es doch nicht sein – die Kinder werden operiert, damit sie überleben, und danach behandelt man sie nicht richtig weiter.“ Karla Völlm setzt sich seit 2003 dafür ein, diese Lücke zu schließen, denn: „Eine angefangene Arbeit, die nicht zu Ende gebracht ist, ist wie nicht gemacht.“

Darum suchte sie nach einer Klinik mit einer sehr guten Kinderherzchirurgie, die ihre Idee mittrug. In Münster stieß sie auf offene Türen, sowohl bei den Ärzten als auch bei der damaligen Rektorin der WWU, Prof. Dr. Ursula Nelles. Im Jahr 2007 eröffnete das EMAH-Zentrum dank der Förderung durch die „Fördergemeinschaft Zentrum für angeborene Herzfehler Universitätsklinikum Münster e. V.“, die 2011 in die „EMAH-Stiftung Karla Völlm“ überführt wurde. Die Stifterin spendete selbst und warb Geld bei Unternehmen, Stiftungen und Privatpersonen ein. Schon früh merkte sie, dass sich Spenden für Erwachsene schlechter akquirieren lassen als für Kinder – da fehle „die Niedlichkeit und die Emotionalität“, erklärt sie. Und dennoch überzeugt sie mit ihrem Einsatz die Menschen im Gespräch schnell von der Wichtigkeit ihres Anliegens. „Man muss die Menschen begeistern. Und das geht nur, wenn man selbst begeistert ist.“ Mittlerweile sind rund fünf Millionen Euro ins EMAH-Zentrum geflossen – für den Umbau, für hochmoderne Geräte, für die psychosoziale Betreuung, für Intensivtherapieplätze und für die Stiftungsprofessuren der Fachgebiete Herzchirurgie und Kardiologie. Eine der Stiftungsprofessuren übernahm das Ehepaar Dr. Jürgen und Elisabeth Behrend, Gesellschafter des Auto-Zulieferers HELLA GmbH & Co. KGaA.

„Ich finde es wichtig, dass unsere besten Köpfe hierbleiben.“

Immer wieder gelingt es Karla Völlm auch, prominente Unterstützer zu gewinnen. An der Kampagne „Hör auf dein Herz“ im Jahr 2010 beteiligten sich unter anderem der Bergsteiger Reinhold Messner und die Schauspielerin Christine Urspruch. Im Mai 2018 übernahmen Regierungspräsidentin Dorothee Feller und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die Schirmherrschaft für das EMAH-Zentrum und setzten damit ein Signal in einer aktuellen Diskussion. Denn zur selben Zeit machten Nachrichten die Runde, dass die Kinderkardiologie am UKM aufgrund fehlender finanzieller Mittel und fehlenden Personals geschlossen werden könnte. Karla Völlm sah das EMAH-Zentrum in Gefahr und setzte sich, unterstützt von prominenten Fürsprechern, für den Erhalt der Kinderherzmedizin ein. Mittlerweile erarbeitet das UKM ein Konzept zur Sicherung der Kinderkardiologie in Münster.

Das EMAH-Zentrum ist jedoch nicht der einzige Berührungspunkt von Karla Völlm mit der Medizin. Schon als Kind interessierte sie sich für das Fach. Beruflich orientierte sie sich zwar anders und wurde Fremdsprachenkorrespondentin für Englisch und Französisch, doch ihr medizinisches Interesse ist nie verschwunden. Auch darum unterstützt sie im Rahmen des WWU-Stipendienprogramms ProTalent seit 2009 Medizinstudierende. ProTalent fördert begabte und engagierte Studierende aller Fachbereiche auf der Basis des Deutschlandstipendiums. Diese Nachwuchsförderung liegt Karla Völlm aus verschiedenen Gründen am Herzen. „Deutschlands große Stärke ist die Wissenschaft“, betont sie. „Darum finde ich es wichtig, dass unsere besten Köpfe hierbleiben.“ Außerdem schätzt sie den persönlichen Kontakt zu den jungen Leuten. Bis heute steht sie im regelmäßigen Austausch mit ihrem ersten Stipendiaten.

Den Wissenschaftsstandort Münster stärkt Karla Völlm außerdem als Ehrenkonsulin der WWU und damit als Multiplikatorin für den Umbau des Geomuseums. Voraussichtlich 2019 wird das Museum an der Pferdegasse als „Schaufenster der Wissenschaft“ wiedereröffnen und Besuchern aller Altersgruppen einen spannenden Einblick über die Erdgeschichte der Region geben.
Und dann sind da noch die Kunst und die Musik. Im Kuratorium der Musikhochschule Münster, die der WWU als Fachbereich angegliedert ist, macht Karla Völlm sich für die Ausbildung begabter junger Musiker stark. Schon seit ihrer Kindheit liebt sie klassische Musik. Sie ist außerdem Kunstsammlerin und sammelt Werke von Malern der Düsseldorfer Kunstakademie.
Sportlich ist Karla Völlm als Golfspielerin aktiv. „Aber nur dann, wenn wirklich nichts anderes ansteht“, betont sie lachend. „Wenn die Projekte laufen und es der Familie gut geht.“ Auch Golfturniere zugunsten des EMAH-Zentrums hat sie schon organisiert.
Karla Völlm schätzt sehr, dass ihr Engagement an der Universität sie mit vielen interessanten Menschen zusammenbringt. „Ich bin von Natur aus neugierig. Darum frage ich die Professoren immer alles Mögliche, und sie antworten gerne!“
Das Wichtigste ist aber für sie, dass die Arbeit ihr „unendliche Freude“ bereitet. „Es ist für mich ein Geschenk, sie machen zu dürfen.“