Überleben am Rand? Räumlich-explizite Modellierung der Pflanzendiversität in Netzwerken linearer Landschaftselemente

Bild5 Luftbild Und Klassifikation Klein
  • Projektbeschreibung


    Intensiv genutzte Agrarlandschaften sind wichtig für die Erhaltung der Biodiversität, da sie mehr als 50% der Landesfläche Deutschlands einnehmen und daher großskalige ökologische Prozesse, wie das Überleben von (Meta)Populationen oder die Ausbreitung von Arten, beeinflussen. Die Intensivierung der Landnutzung hat einen Artenrückgang in den Agrarlandschaften ausgelöst, aber halbnatürliche Rainen zwischen Nutzungsparzellen und entlang von Wegen und Fließgewässern (lineare Landschaftselemente) können möglicherweise den langfristigen Biodiversitätsverlust abmildern, dadurch dass sie als Refugialhabitate und Ausbreitungskorridore für nicht-agrotolerante Arten dienen.

    Die Biodiversität in Netzwerken linearer Landschaftselemente (LLE) hängt, so die Hypothese, sowohl von der lokalen Habitatqualität als auch von der Konnektivität ab, welche die Ausbreitung von Arten durch die Landschaft fördert. Aber es gibt kaum wissenschaftliche Belege, weil bisher nur wenige räumlich-explizite Studien durchgeführt wurden. Wir möchten das Potential linearer Landschaftselemente, zur Erhaltung der Biodiversität in sehr intensiv genutzten Agrarlandschaften beizutragen, abschätzen. Insbesondere möchten wir herausfinden 1.) welche Artengruppen von LLE profitieren, 2.) welche lokalen und landschaftlichen Faktoren eine hohe Biodiversität begünstigen und 3.) welche Habitatqualität und Konnektivität notwendig sind um ein bestimmtes Biodiversitätsniveau in der Landschaft zu erhalten.

    Wir untersuchen 36 zufällig ausgewählte Untersuchungsgebiete (4 km²) im Münsterland, Nordwestdeutschland, wo wir die Pflanzendiversität und Habitatqualität von 432 Probeflächen erfassen und vollständige Artenlisten der Gefäßpflanzen in der Landschaft anfertigen. Auf Grundlage von Luftbildern und digitalen Karten erstellen wir räumlich-explizite Modelle der Landschaften, um die Konnektivität der LLE-Netzwerke zu messen. Mit Regressionsmodellen untersuchen wir  wieviel Diversität aller Gefäßpflanzen und verschiedener funktioneller Pflanzengruppen in Abhängigkeit von Konnektivität und Habitatqualität von LLE erhalten werden kann und wie durchlässig die Agrarlandschaft für nicht-agrotolerante Arten ist.

  • Finanzierung / Bearbeitung / Partner

    Das Projekt wurde als Eigenprojekt mit Mitteln der AG Angewandte Landschaftsökologie/Ökologische Planung finanziert. Hinzu kamen Mittel des FB 14 Geowissenschaften der WWU Münster in Höhe von 1965 EUR aus der Drittmittelanschubfinanzierung.

    Bearbeitung:
    PD Dr. habil. Jan Thiele (PI/Projektleitung/Bearbeitung)
    Simon Kellner (Kartierungen)
    Claudia Reks (Kartierungen)

    Projektparter:
    Dr. Sascha Buchholz
    Dr. Jens Schirmel

  • Publikationen

    Thiele, J., Schirmel, J., Buchholz, S. (kur vor der Annahme): Effectiveness of corridors varies among phytosociological plant groups and dispersal syndromes. PLOS One.

    Thiele, J., Kellner, S., Buchholz, S., Schirmel, J. (2018): Connectivity or area: what drives plant species richness in habitat corridors? Landscape Ecology. doi10.1007/s10980-017-0606-8.

    Thiele, J., Buchholz, S., Schirmel, J. (2017): Using resistance distance from circuit theory to model dispersal through habitat corridors. Journal of Plant Ecology. doi 10.1093/jpe/rtx004.

    Schirmel, J., Thiele, J., Entling, MH., Buchholz, S. (2016): Trait composition and functional diversity of spiders and carabids in linear landscape elements. Agriculture, Ecosystems and Environment 235: 318–328