Kolleg-Forschungsgruppe
„Zugang zu kulturellen Gütern im digitalen Wandel“

Der digitale Wandel hat Möglichkeiten und Bedingungen des Zugangs zu kulturellen Gütern – d. h. zu Werken der Kunst, aber auch zu den Beständen von Archiven, Sammlungen und Museen und zu solchen „Gegenständen“ wie den Ergebnissen wissenschaftlicher Forschung – grundlegend verändert und wird auch künftig neue Formen und Praxen der Produktion, Reproduktion und Rezeption solcher Güter bedingen.

Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Kolleg-Forschungsgruppe Zugang zu kulturellen Gütern im digitalen Wandel (KFG 33) erforscht – insbesondere am Beispiel von Kunst – sowohl die neuartigen Formen des Zugangs zu kulturellen Gütern als auch die neuen Formen der Zugangsbeschränkung und Zugangskontrolle, die durch die Digitalisierung ermöglicht werden. Sie trägt dabei auch dem Umstand Rechnung, dass der digitale Wandel die Produktion und Rezeption vieler kultureller Güter an techno­logische Voraussetzungen bindet, die sich als Zugangsbedingungen zweiter Ordnung charakterisieren lassen.

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© Universität Münster | Stefan Klatt

Ausstellung: „Re:Set: Vom Dia zur Datenbank – Medienwandel in der Kunstgeschichte“

Vom 3. Juli bis 5. September 2025 fand die Ausstellung „case study #2: Re:Set: Vom Dia zur Datenbank – Medienwandel in der Kunstgeschichte“ der Kolleg-Forschungsgruppe statt – eine Ausstellung von Studierenden des Instituts für Kunstgeschichte. Sie nahm den Medienwandel in der Kunstgeschichte zum Ausgangspunkt, um die historischen, ästhetischen und erkenntnistheoretischen Dimensionen kunsthistorischer Bildpraktiken zu beleuchten. Unter anderem waren Posterpräsentationen sowie eine Installation des Künstlers Dr. Philipp Goldbach mit historischen Glasdias zu sehen. Am 27. August 2025 berichtete Georg Imdahl im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung unter dem Titel „Glas hinter Glas – Studenten stellen in Münster die Hilfsmittel aus, mit denen Kunsthistoriker früher sehen lernten“ über die Ausstellung.

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© Universität Münster | Nora Kluck

„Every Monument Will Fall“ von Dan Hicks erschienen – Keynote-Vortrag in der Kolleg-Forschungsgruppe

Am 25. August 2025 ist das Buch „Every Monument Will Fall: A Story of Remembering and Forgetting“ erschienen. Dan Hicks, Professor für Archäologie an der Universität Oxford und Kurator am Pitt Rivers Museum, wirft darin ein kritisches Licht auf die Ursprünge zeitgenössischer Konflikte um Kunst, Kulturerbe, Gedächtnis und Kolonialismus. Am 4. September 2025 stellte er im Rahmen des Workshops „Digital Restitution: Bridging Access, Conservation, and Ethical Challenges“ der Kolleg-Forschungsgruppe in seinem Keynote-Vortrag „‚Militarist Realism‘: Some Thoughts on Copies, Colonial Legacies, and Cultural Restitution“ einige Hauptthemen des Buches vor. „Every Monument Will Fall“ verbindet die Errichtung von Denkmälern mit der Gründung akademischer Disziplinen wie Archäologie und Anthropologie sowie dem Einlagern geraubter Kunstwerke und menschlicher Schädel in Museumsdepots. Das Werk spannt einen Bogen von britischen Landhäusern bis zu karibischen Plantagen und von den Schlachtfeldern des Krimkriegs bis hin zu britischen Kolonialposten in Irland. Durch die Analyse von Erinnerungskulturen und Geschichtsschreibung entsteht ein Bild von Erbschaft, Verlust, kollektiver Trauer und möglicher Versöhnung. Das Buch fordert dazu auf, die Bruchstücke der Geschichte neu zusammenzusetzen und Menschlichkeit über materielles Erbe zu stellen, um eine neue Art von Erinnerungskultur aufzubauen.

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© H. Wiedemann, S. Rittmeier, S. Hopkins

Workshop: „Digital Restitution: Bridging Access, Conservation, and Ethical Challenges“

Vom 3. bis 5. September 2025 fand der Workshop „Digital Restitution: Bridging Access, Conservation, and Ethical Challenges“ der Kolleg-Forschungsgruppe statt.Der Workshop befasste sich mit der Neugestaltung der Restitution im digitalen Zeitalter, in dem Kulturerbe, Ethik, Technik und Nachhaltigkeit zusammenwirken und die Zukunft der Kulturgütererhaltung maßgeblich prägen. Er brachte Wissenschaftler:innen, Museumsfachleute, Kulturerbe-Expert:innen und Digitaltechnolog:innen zusammen, um am interdisziplinären Diskurs über die digitale Erhaltung des Kulturerbes und die ethischen Dimensionen der kulturellen Digitalisierung im Bereich der Restitutionspolitik teilzunehmen.

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© Universität Münster | Stefan Klatt

KFG-Fellow Ossi Naukkarinen ist neuer Vize-Rektor für Forschung an der Uniarts Helsinki

Prof. Dr. Ossi Naukkarinen ist seit dem 1. September 2025 neuer Vize-Rektor für Forschung an der University of the Arts (Uniarts) Helsinki (Finnland). Von 2018 bis 2023 war er an der Aalto-Universität Helsinki Vize-Rektor für Forschung und von 2012 bis 2018 Vizedekan der Fakultät für Kunst, Design und Architektur. In seiner eigenen Forschung ist Ossi Naukkarinen auf Fragen der Alltagsästhetik, der Umweltästhetik und der Natur der Ästhetik als akademische Disziplin spezialisiert. Er hat auch über bildende Kunst, artification und ästhetische Fußabdrücke geschrieben. Derzeit interessiert er sich für die Möglichkeiten, die die Digital Humanities bieten.

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© Natascha Unkart

Fünfte Summer School Museologie

Eine Woche forschen und vermitteln, lernen und leben (mitten) im Museum: Vom 21. bis 26. Juli 2025 veranstaltete das Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie gemeinsam mit dem LWL-Freilichtmuseum Detmold (Westfälisches Landesmuseum für Alltagskultur) und der Kolleg-Forschungsgruppe „Zugang zu kulturellen Gütern im digitalen Wandel“ einen einwöchigen Praxiskurs zu aktuellen Themen und Aufgaben von Museen. Die Teilnehmer:innen erhielten vertiefende Einblicke in das Museum als Praxisfeld, als Forschungsort, als Sammlungs- und Vermittlungsinstitution und vieles mehr. Die Leitung haten Prof. Dr. Lioba Keller-Drescher, In-House Fellow der Kolleg-Forschungsgruppe. Gastkuratorin war Hon.-Prof. Dr. Birgit Johler, Senior Fellow der Kolleg-Forschungsgruppe.

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© Universität Münster | Stefan Klatt

Fellow-Lecture: „The Revolution Will Not Be Televised. Bild und Soziale Gerechtigkeit in digitalisierten Konsumgesellschaften“

Am 14. Juli 2025 hielt Dr. Christopher Nixon (Hamburg) seine Fellow-Lecture zum Thema The Revolution Will Not Be Televised. Bild und Soziale Gerechtigkeit in digitalisierten Konsumgesellschaften“. In seinem Vortrag diskutierte er das Verhältnis von Sozialen Bewegungen und audiovisuellem Bild, das etwa die Schwarze Bürger:innenrechtsbewegung mit ihren Protestbildern und Bildprotesten in den USA prägte. Ihrem Ringen um Soziale Gerechtigkeit kam allerdings die zeitgenössische Theoriebildung nicht bei, wie die Kritik an John Rawls’ Gerechtigkeitstheorie durch den jamaikanischen Philosophen Charles W. Mills zeigt, die im Vortrag nachgezeichnet wurde. Nixon ging zudem der Frage nach, ob der digitale Kapitalismus heute defizitäre Vergesellschaftungsformen fördert, die den Erfolg von sozialen Transformationsbewegungen verunmöglichen.

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© Julia Guo

Fellow-Lecture: „Reimagining Access: Immersive Media for Transforming Cultural Engagement“

Am 7. Juli 2025 hielt Dr. Susanne Thurow (Sydney) ihre Fellow-Lecture zum Thema Reimagining Access: Immersive Media for Transforming Cultural Engagement. Der Vortrag untersuchte den Einfluss der Digitalisierung auf die Rahmenbedingungen für Engagement, Repräsentation und Erkenntnistheorie innerhalb kultureller Institutionen am Beispiel der experimentellen Installation Victorian Reality. Die Installation kombinierte interaktive 3D-Visualisierung und raumbezogene Klänge mit der physischen Darstellung historischer Objekte und war Kernstück eines Forschungsprojekts des Powerhouse Museum in Sydney und des iCinema Centre der University of New South Wales zu neuen, multisensorische Formen des Geschichtenerzählens in Kultureinrichtungen.

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© Andreas Lechtape

Workshop: „Droste Digital – Ein neuer Zugang zu Literatur?“

Am 2. Juli 2025 fand der interne Workshop „Droste Digital“ – Ein neuer Zugang zu Literatur?“ der Kolleg-Forschungsgruppe auf Burg Vischering statt – eine Kooperation mit Burg Hülshoff – Center for Literature. Die Ausstellung „Droste Digital. Handschriften – Räume – Installationen“ macht erstmals die digitalisierten Handschriften der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff zugänglich. Der Workshop widmete sich am Beispiel von „Droste Digital“ der Spezifik und den Folgen eines digitalen Zugangs zu Literatur im Kontext von Ausstellungen.

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© Universität Münster | Stefan Klatt

Bildarchiv Foto Marburg macht 1,2 Millionen Fotografien kostenfrei zugänglich

Seit Januar 2025 bietet das Deutsche Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg (DDK) im „Bildindex Kunst & Architektur“ kostenfreien Zugang zu 1,2 Millionen Fotografien seiner Sammlung. Prof. Dr. Hubert Locher, Direktor am DDK und Fellow der Kolleg-Forschungsgruppe, betont: „Mit der Umsetzung dieser wegweisenden Empfehlung positioniert sich das DDK als Vorreiter für eine offene Wissenschaftspraxis.“ Das Bildarchiv folgt damit der weltweiten OpenGLAM Initiative (GLAM = Galleries, Libraries, Archives, Museums), einer hessischen Landesinitiative sowie den Möglichkeiten, die eine in 2021 erfolgte Reform des deutschen Urheberrechts bietet. Bei der Verwendung der Bilder setzt das Bildarchiv auf Eigenverantwortung gemäß der Fair-Use-Regeln, die z. B. die Nennung der Urheber und der Quelle sowie den behutsamen Umgang mit kulturell sensiblen Inhalten einschließen.

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© Nii Kwate Owoo & Arsenal (Nii Kwate Owoo, YOU HIDE ME, 1970)

Filmreihe: „Zugang und Rückgabe: Restitution im Film“

Was bedeutet es, wenn ein Stück Geschichte fehlt, kulturelle Identität geraubt wurde? Dem Ringen um kulturelle Selbstbestimmung, dem Umgang mit fortbestehenden kolonialen Machtverhältnissen und der Frage, was Rückgabe heute bedeutet und bedeuten kann, widmete sich die Filmreihe „Zugang und Rückgabe: Restitution im Film“ mit den Schwerpunkten „Restitution als Akt der Anerkennung“ (17. Juni 2025), „Gegenstimmen und Rhythmen des Widerstands“ (24. Juni 2025) und „Reparative Praktiken des Erinnerns“ (01. Juli 2025). Sie lud ein, dorthin zu schauen, wo Objekte abwesend sind – und Restitution dadurch nicht nur als Geste der Wiedergutmachung, sondern als gesellschaftliche Herausforderung zu verstehen. Die Filmreihe fand in Kooperation mit dem LWL-Museum für Kunst und Kultur statt.

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Leonie Spielbrink ist neuer Fellow am Kolleg

Seit dem 1. Juli 2025 ist Leonie Spielbrink neuer Junior Fellow der Kolleg-Forschungsgruppe. Sie studierte Philosophie sowie Kultur- und Sozialanthropologie in Münster und war bereits seit März 2024 als studentische Hilfskraft am Kolleg tätig. In ihrem Dissertationsvorhaben mit dem Arbeitstitel „Kulturelle Praktiken und die Konstitution kultureller Güter“ untersucht sie den Zusammenhang zwischen vorgängig etablierten sozialen Handlungsmustern, Zuschreibungs- und Bezugnahmepraktiken und der Ontologie und Sematisierung kultureller Güter.
 

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© Universität Münster | Stefan Klatt

Fellow-Lecture: „Zugang FAIR gestalten: Was sind und was können Referenzontologien?“

Am 30. Juni 2025 hielt Prof. Dr. Ludger Jansen (Brixen) seine Fellow-Lecture zum Thema „Zugang FAIR gestalten: Was sind und was können Referenzontologien?“. Ausgehend von der Feststellung, dass die Arbeit mit digitalen Daten aufgrund unterschiedlicher Dateiformate und unterschiedlich kodierter Beschreibungen oft in eine babylonische Sprachverwirrung führt, beleuchtete der Vortrag Referenzontologien als Möglichkeit, Daten eine Semantik zu geben und den Zugriff auf Daten verlässlich FAIR – also Findable, Accessible, Interoperable, Re-Usable – zu gestalten.

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© Universität Münster | Stefan Klatt

Ausstellung: „Zugänge zu kuratorischen Netzwerken – Postkarten von Kasper König“

Vom 26. Mai bis 22. Juni 2025 fand die Ausstellung „case study #1: Zugänge zu kuratorischen Netzwerken – Postkarten von Kasper König“ der Kolleg-Forschungsgruppe im Bibliotheksfoyer des Philosophikums statt. Die Ausstellung wurde von Studierenden des Kolloquiums von Ursula Frohne und Berit Hummel konzipiert. Sie zeigte collagierte Karten, die Kasper König (1943–2024), Mitbegründer und langjähriger künstlerischer Leiter der Skulptur Projekte Münster sowie Direktor des Museums Ludwig, an Künstler:innen, Kolleg:innen und Weggefährt:innen schickte. Die persönlichen Mitteilungen sind ein einzigartiges Zeugnis seiner kuratorischen Praxis.

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© Universität Münster | Stefan Klatt

Neu am Kolleg: Dr. Susanne Thurow

Seit dem 16. Juni 2025 ist Dr. Susanne Thurow neuer Senior Fellow der Kolleg-Forschungsgruppe. Sie ist Theaterwissenschaftlerin mit Fokus auf immersive Medien, interaktive Visualisierung und die künstlerische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Aktuell leitet sie das ‚Climate Aesthetics‘ Forschungsprogramm am iCinema Centre for Interactive Cinema Research der University of New South Wales, Sydney (Australien), dessen strategische Weiterentwicklung sie zudem als Associate Director Research koordiniert.