

Forschungsvorhaben
Was meinen wir damit, wenn wir jemanden oder etwas kreativ nennen? Und meinen wir immer dasselbe? Es scheint doch, wir schreiben einer Person, indem wir dieselbe kreativ nennen, ganz andere Eigenschaften zu als etwa einem Werk, welches diese Zuschreibung verdient. Angesichts der offenkundigen Verschiedenheiten in der Gebrauchsweise des Kreativitätsprädikats kann es hoffnungslos scheinen, den Kreativitätsbegriff analysieren zu wollen, denn es scheint prima facie überhaupt zweifelhaft, ob von dem Kreativitätsbegriff die Rede sein kann.
In dem Dissertationsprojekt wird der Versuch unternommen, diesen Zweifeln dadurch zu begegnen, dass die verschiedenen Gebrauchsweisen des Kreativitätsprädikats in eine Ordnungsrelation gestellt und so prioritäre von abgeleiteten Gebrauchsweisen unterschieden werden. Dabei treten zwei konzeptuelle Grundsatzfragen auf.
(i): Wenn das Kreativitätsprädikat sowohl auf persons (Subjekte), products (Artefakte, oder enger: Werke) als auch processes (Geschehnisse, oder enger: Handlungen) angewandt wird, kann man sich fragen, ob diese Zuschreibungsmöglichkeiten in eine pragmatische Lehrbarkeitsordnung gebracht werden können. Es scheint vielversprechend, eine dieser Möglichkeiten als prioritär zu setzen und zu zeigen, dass allein mit ihr die Einführung und informative Definition der anderen Gebrauchsweisen gelingt. Die nähere semantische Analyse dieser Gebrauchsweise ist dann das wichtigste Projekt einer materialen Semantik des Kreativitätsprädikats. Es sind diejenigen Bedingungen anzugeben, welche eine Entität x erfüllen muss, um unter den Kreativitätsbegriff (in der prioritären Gebrauchsweise des Kreativitätsprädikats) zu fallen.
(ii): Man kann sich außerdem fragen, mit Vokabular welcher Art es gelingen kann, die prioritäre Gebrauchsweise des Kreativitätsprädikats semantisch zu explizieren.
Demgegenüber wird im Dissertationsprojekt Folgendes vertreten und argumentativ verteidigt:
(i): Die prioritäre Gebrauchsweise des Kreativitätsprädikats besteht in der Zuschreibung an tokens einer Unterart der Geschehnisse: nämlich Handlungen.
(ii): Um diese prioritäre Gebrauchsweise semantisch zu explizieren, wird normatives Vokabular benötigt.
Von dieser Weichenstellung ausgehend wird eine Definition des Kreativitätsprädikats vorgenommen, wobei auf durch Wittgensteins Spätwerk bereitgestelltes Vokabular wie „x folgt (nicht) einer Regel“ und „x ist der Witz einer Praxis“ zurückgegriffen wird.
Die Dissertation wurde erfolgreich abgeschlossen. Die Disputation fand am 18. Dezember 2025 statt. Die Dissertation und die Disputation wurden mit dem Prädikat summa cum laude ausgezeichnet.
Tagungen, Workshops und Vorträge
- Vortrag „In welchem Sinne sind kreative Akte möglich?“ von Finn Marz beim XXVI. Deutschen Kongress für Philosophie in Münster am 25. September 2024
Beteiligte