Zugang zu kulturellen Gütern im Krieg und in Nachkriegszeiten – eine ethische Analyse
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  • Forschungsvorhaben

    Richtet sich die zerstörerische Kraft von Kriegen gegen kulturelle Güter, droht sie nicht nur diese selbst, sondern auch die mit ihnen verbundenen kulturellen Traditionen, im äußersten Fall gar ganze Kulturen zu zerstören. Das Forschungsvorhaben „Zugang zu kulturellen Gütern im Krieg und in Nachkriegszeiten – eine ethische Analyse. Zugleich ein Beitrag zur Grundlegung einer Ethik des Zugangs zu kulturellen Gütern in internationaler Perspektive“ fragt deshalb danach, in welcher Weise der Zugang zu kulturellen Gütern auch im Fall eines Krieges gesichert werden sollte.

    Konkret versucht das Vorhaben, zu bestimmen, was das ius in bello Kriegsparteien im Hinblick auf den Umgang mit kulturellen Gütern gebietet und inwiefern sich eine Pflicht zur Rückgabe von kulturellen Gütern, die im Rahmen von Kriegshandlungen entwendet wurden, und zur Wiederherstellung zerstörter kultureller Güter begründen lässt. Auch die Möglichkeiten und die Bedeutung digitaler Reproduktionen für die Wiederherstellung und Aufrechterhaltung des Zugangs zu kulturellen Gütern in Nachkriegszeiten und im Krieg selbst sollen reflektiert werden.

    Indem das Projekt dabei eine dezidiert ethische Perspektive einnimmt, sucht es die von der Haager Konvention zum Schutz kulturellen Eigentums im Fall eines bewaffneten Konflikts vom 14. Mai 1954 ausgehende und bisher primär in Politik und Rechtswissenschaft geführte Debatte um eine grundlegende Perspektive zu erweitern. Während nämlich ein moralisches Gebot zur Gewährleistung und Sicherung der Möglichkeit des Zugangs zu kulturellen Gütern im Sinne des Menschenrechts auf kulturelle Teilhabe (Art. 27 der Allg. Erklärung der Menschenrechte) in diesen Debatten oft implizit im Hintergrund steht, ist es bisher nicht eigens als moralischer Imperativ erwogen und gegen ihm unter Umständen entgegenstehende andere fundamentale moralische Normen wie der des Schutzes von Leib und Leben bedrohter Menschen abgewogen worden. Die impliziten Prämissen und normativen Einschätzungen der bisherigen völkerrechtlichen Übereinkünfte und Diskussionen explizit mit reflektierend zielt das Projekt letztlich auf die Entwicklung wissenschaftlich fundierter, ethisch begründeter Vorschläge für Praxisnormen und die Weiterentwicklung des positiven Rechts bezüglich des Zugangs zu kulturellen Gütern im Krieg und in Nachkriegszeiten.

  • Tagungen und Workshops

  • Beteiligte