

Das Forschungsvorhaben „Zugang zu Literatur im digitalen Zeitalter als kunstethisches Problem“ befasst sich mit zwei Themen.
Erleichterter Zugang zu Literatur im digitalen Zeitalter
Das Vorhaben „Erleichterter Zugang zu Literatur im digitalen Zeitalter“ untersucht die Folgen des digitalen Wandels für den Zugang zu Literatur im Spannungsfeld von Literaturbegriff, Kanonbildung, Buchmarkt, Urheberrecht und dem Menschenrecht auf kulturelle Teilhabe. Ausgehend von der teils hitzigen Debatte um vereinfachte Literaturklassiker sowie der Konjunktur von Vereinfachungen durch Leichte und Einfache Sprache wird das Phänomen vereinfachter Literatur zunächst literaturhistorisch eingeordnet und literaturtheoretisch wie kunstphilosophisch reflektiert. Aus zugangsethischer Perspektive werden – insbesondere mit Blick auf KI-gestützte Übertragungen – Chancen und Herausforderungen eines derartigen erleichterten Zugangs zu Literatur diskutiert. Eigens untersucht wird die Problematik, dass für Menschen mit Leseschwierigkeiten gerade die deutsche Gegenwartsliteratur oft weitgehend unzugänglich bleibt. Dabei wird zunächst der Zugangskonflikt zwischen dem Menschenrecht auf kulturelle Teilhabe von Menschen mit Leseschwierigkeiten und den Urheberrechten von Autorinnen herausgearbeitet, um dann aus zugangsethischer Perspektive mögliche Lösungen des Zugangskonflikts zu sondieren.
Gatekeeping – Akteure, Medien und Normen des Zugangs zu literarischen Werken
Das Vorhaben „Gatekeeping – Akteure, Medien und Normen des Zugangs zu literarischen Werken“ fragt nach dem Zusammenspiel von Gatekeepern, Medien und Publikationsbedingungen literarischer Werke sowie den Folgen für die (Un-)Zugänglichkeit von Literatur. In Bezug auf exemplarische Zugangskonflikte wird analysiert, welche (ökonomischen, ästhetischen, politischen oder persönlichen) Interessen und handlungsleitenden Normen sich sowohl auf Seiten solcher Gatekeeper als auch auf Seiten ihrer Opponenten ausmachen lassen. Um die Folgen des digitalen Wandels für das Gatekeeping herausarbeiten zu können, werden am Beispiel von Uwe Johnsons erst postum erschienenen Erstlings Ingrid Babendererde. Reifeprüfung 1953 (1985) zunächst Gatekeeper der analogen Literaturpraxis in den Blick genommen, bevor schließlich – vergleichend – neue Akteure und Medien der digitalen Literaturpraxis etwa anhand von Selfpublishing-Plattformen untersucht werden.
Vorträge
- „‚Kulturfrevel‘ oder kulturelle Teilhabe? Vereinfachter Zugang zu Literatur als kunstethisches Problem“ am 28. Oktober 2024
Publikationen
- Kater, Thomas (2025): „‚Kulturfrevel‘ oder kulturelle Teilhabe?“. Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte. https://doi.org/10.1007/s41245-025-00274-z
Beteiligte
- Dr. Thomas Kater, Universität zu Köln, Senior Fellow der Kolleg-Forschungsgruppe „Zugang zu kulturellen Gütern im digitalen Wandel“