

Forschungsvorhaben
Technisch gesehen war der Zugang zu Bibliotheksinhalten noch nie so einfach wie heute: Während der Zugang zu großen Bibliotheken in früherer Zeit schon aufgrund von räumlichen Entfernungen und begrenzten Raumkapazitäten der Lesesäle oft nur einigen Wenigen vorbehalten war, lässt sich heute selbst hochspezialisierte Fachliteratur von quasi überall online einsehen.
Die Vision vom einfachen Zugang ist freilich nicht immer leicht umzusetzen. Neben technischen und finanziellen Einschränkungen sind es insbesondere auch rechtliche Rahmenbedingungen, die die digitale Zugänglichmachung von Bibliotheksinhalten erschweren und oft sogar verunmöglichen. Im Gegensatz zur technischen Infrastruktur weisen diese rechtlichen Rahmenbedingungen und insbesondere das Urheberrecht zudem eine starke lokale Varianz auf. Dies macht sie für einen internationalen Vergleich interessant.
Besonders interessant scheint in diesem Kontext der Vergleich zwischen Ländern des Globalen Nordens und des Globalen Südens. Denn während die reichen Länder des Globalen Norden meist ausgeprägte Bibliothekssysteme aufweisen, die große Teile der Bevölkerung bereits analog mit vielfältigen Inhalten versorgen, existieren in den Ländern des globalen Südens oft nur wenige und vergleichsweise schlecht ausgestattete Bibliotheken. Daraus ergibt sich wiederum ein besonderes Potenzial des digitalen Zugangs, der für weite Teile der Bevölkerung, die bisher kaum überhaupt Zugang zu Bibliotheksinhalten hatten, eine echte Bereicherung darstellen könnte. Die weite Verbreitung von Mobiltelefonen und mobilem Internet auch in den Ländern des Globalen Südens potenzieren diese Möglichkeiten nochmals.
Da es nicht nur oft fraglich ist, ob die aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen es erlauben, das Potenzial des digitalen Zugangs zu Bibliotheksinhalten auch in den Ländern des Globalen Südens voll auszuschöpfen, sondern die Möglichkeiten des digitalen Zugangs in den Rechtssystemen des Globalen Südens und Nordens bisher auch unterschiedlich starke Berücksichtigung finden, bietet sich auch aus dieser Perspektive ein internationaler Vergleich an. In diesem Sinne sollen im Rahmen dieses Teilprojekts die Rechtssysteme von Deutschland und Sri Lanka exemplarisch miteinander verglichen werden.
In einem ersten Schritt sollen verschiedene Zugangsmodi zu Bibliotheksinhalten aus einer bibliothekswissenschaftlichen Perspektive identifiziert werden, um anschließend ihren rechtlichen Status im Kontext der jeweiligen Rechtssysteme zu analysieren. In einer vergleichenden Perspektive sollen daraufhin insbesondere die rechtlichen Hürden, die einer weiten und einfachen Zugänglichmachung von Bibliotheksinhalten im Wege stehen, genauer untersucht werden. Ziel ist die Erarbeitung konkreter Konzepte, wie solche Hürden überwunden bzw. aus dem Weg geräumt werden könnten.
So kann das hier skizzierte Forschungsvorhaben konkret drei Ergebnisse hervorbringen: Erstens einen systematischen Überblick über verschiedene digitale Zugangsmodi zu Bibliotheksinhalten; zweitens eine rechtswissenschaftliche Analyse der Rahmenbedingungen für den digitalen Zugang zu Bibliotheksinhalten in Sri Lanka, die in dieser Form noch nicht existiert; und drittens einen Reformvorschlag für einen zugangsfreundlichen Rechtsrahmen für digitale Bibliotheksdienste in Sri Lanka, der als Ausgangspunkt für weitere, lokale Diskussionen zwischen Rechts- und Bibliotheksexperten dienen kann. Den srilankischen Projektpartnern erlaubt das Projekt insbesondere, an die in Deutschland bereits seit über zwanzig Jahren intensiv geführte Debatte über ein angemessenes Urheberrecht für Bibliotheken im digitalen Zeitalter anzuschließen. Für die deutschen Projektpartner kann die Art und Weise, wie der Globale Süden rechtlich auf die Möglichkeiten der digitalen Informationsversorgung reagiert und wie gesetzliche Regelungen das tatsächliche Nutzerverhalten beeinflussen, aufschlussreich sein, da sich die Frage nach der tatsächlichen Kontrollwirkung des Rechts im digitalen Wandel, die im Globalen Norden vermeintlich eindeutig beantwortet ist, unter anderen kulturellen, wirtschaftlichen und technischen Bedingungen neu stellt.
Tagungen, Workshops und Vorträge
- Vortrag „EU Copyright Law and Protection of Creativity“, Prof. Dr. Eric Steinhauer, 10. Mai 2024, Colombo (Sri Lanka)
 - Vortrag „Library and Death: Aspects of cemetery law in the library sector“, Prof. Dr. Eric Steinhauer, 11. Mai 2024, Kelanyia (Sri Lanka)
 - Vortrag „Guidelines for Safeguarding Good Research Practice in Germany“, Prof. Dr. Eric Steinhauer, 12. Mai 2024, Colombo (Sri Lanka)
 - Vortrag „Digital Access to Library Material in Germany“, Prof. Dr. Eric Steinhauer, 13. Mai 2024, Peradeniya (Sri Lanka)
 - Workshop mit Prof. Dr. Hannah Ruschemeier (Juniorprofessorin für Öffentliches Recht mit Schwerpunkt Datenschutzrecht/Recht der Digitalisierung an der FernUni Hagen), 12. Juli 2024, Hagen
 - Fellow-Lecture „Digital Access to Library Content – Legal Frameworks in Germany and Sri Lanka“, Dr. Prathiba Mahanamahewa,
Prof. Dr. Nishantha Sampath Punchihewa, Prof. Dr. W. K. M. Mervin Kumara Weerasinghe, 15. Juli 2024, Münster - „Enabling Knowledge: New Directions for Copyright and Library Law in Sri Lanka“, 13. bis 20. April 2026, Olsberg
 
Beteiligte
- Dr. Wathsala Athukorala (University of Colombo, Sri Lanka)
 - Prof. Dr. Katharina de la Durantaye (Freie Universität Berlin)
 - Dr. Prathiba Mahanamahewa (University of Colombo, Sri Lanka), Senior Fellow der Kolleg-Forschungsgruppe „Zugang zu kulturellen Gütern im digitalen Wandel“
 - Prof. Dr. Nishantha Sampath Punchihewa (University of Colombo, Sri Lanka), Senior Fellow der Kolleg-Forschungsgruppe „Zugang zu kulturellen Gütern im digitalen Wandel“
 - Prof. Dr. Eric Steinhauer (FernUniversiät Hagen/Humboldt-Universität zu Berlin), Non-resident permanent Fellow der Kolleg-Forschungsgruppe „Zugang zu kulturellen Gütern im digitalen Wandel“
 - Dr. Eberhard Ortland (Universität Münster), Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Kolleg-Forschungsgruppe „Zugang zu kulturellen Gütern im digitalen Wandel“
 - Prof. Dr. Reinold Schmücker (Universität Münster), Sprecher der Kolleg-Forschungsgruppe „Zugang zu kulturellen Gütern im digitalen Wandel“
 - Prof. Dr. W. K. M. Mervin Kumara Weerasinghe (University of Kelaniya, Sri Lanka), Senior Fellow der Kolleg-Forschungsgruppe „Zugang zu kulturellen Gütern im digitalen Wandel“