Staatliche Museen als Verhandlungsräume kolonialen Erbes. Zwischen Besitzstandswahrung und transnationaler Dekolonisierung in den 1970er Jahren
© Universität Münster | Stefan Klatt
  • Forschungsvorhaben

    Die gegenwärtige Debatte um die Restitution von Kulturgütern aus kolonialen Kontexten setzt westliche Museen zunehmend unter internationalen Handlungsdruck. Dabei ist die Aushandlung kolonialer Sammlungsgeschichte kein rein gegenwartsbezogenes Phänomen; bereits seit den 1960er Jahren setzen sich Nachfolgestaaten ehemals kolonisierter Regionen auf der Ebene der Vereinten Nationen für Regelungen zur Restitution ein.

    Das Dissertationsvorhabem knüpft an diese frühen Restitutionsforderungen an und fragt, wie als Reaktion darauf in den 1970er und 1980er Jahren konkrete Strategien im musealen Umgang mit kolonialem Erbe und Dekolonisierungsbestrebungen entwickeltet wurden. Im Zentrum stehen dabei westliche Staaten, in denen sich – angesichts wachsender internationaler Aufmerksamkeit – unterschiedliche, teils gezielt verzögernde Praktiken herausbildeten: neben semantischen wie politischen Strategien der Besitzstandswahrung lassen sich verschiedene Formen des Umgangs mit Inventarisierungsprojekten, Objektverzeichnissen, internationalen Ausstellungen sowie mit institutionellen Kooperationen beobachten. Museale Räume avancierten dabei zu symbolisch aufgeladenen Schauplätzen, an denen erste Verschiebungen kolonial verankerter Deutungshoheiten im Rahmen eines entstehenden transnationalen Dekolonisierungsdiskurses zu scheitern drohten. 
    Vor diesem Hintergrund fragt die Dissertation, welche Rolle die staatlichen Museen in Westdeutschland, der DDR, Frankreich und Belgien im Kontext der globalen Dekolonisierung einnahmen, wie sie sich im Spannungsfeld von internationalem Erwartungsdruck und institutionellem Selbstverständnis als aktive Akteure positionierten und welche verflechtungshistorischen Mechanismen entstanden, um verschiedene Aspekte von Aneignung, Teilhabe und Zugänglichkeit zu Zeugnissen eigener wie fremder kultureller Identitäten zu gestalten. 

  • Tagungen, Workshops und Vorträge

    • Vortrag „Blockadepolitik hinter verschlossenen Museumstüren? Der Umgang der Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit der Restitution im geteilten Deutschland“, Jolanda Saal (Universität Münster), 24. Januar 2025 (im Rahmen des gemeinsamen Kolloquiums „Neue Zugänge zur Zeitgeschichte“ der Universität Mannheim, der LMU München und der Universität Münster in Vallendar)
    • Impulsvortrag zur Curatorial Debate: Digital Restitution, Jolanda Saal und Josina Dehn (Universität Münster), 20. März 2025 (im Rahmen des Forschungsgruppenretreats)
    • Vortrag Pre-History of the Restitution Debate – A Case Study, Jolanda Saal (Universität Münster), 4. September 2025 (im Rahmen des Workshops „Digital Restitution: Bridging Access, Conservation, and Ethical Challenges“)
  • Beteiligte