"Schreib die Reformation von Munchen gancz daher"- Teiledition und historische Einordnung der Nürnberger Klarissenchronik (um 1500)


Antragstellerin:
Lena Vosding

Projektbeteiligte:
Anna Durwen, Tobias Enseleit, Hanne Grießmann, Lena Vosding, Jessica Wessels, Jens Wortmann; Prof. Dr. Eva Schlotheuber, Dr. Almut Breitenbach

Fachbereich, Studienrichtung:
Mittlere Geschichte, Germanistik

Projekttitel:
"Schreib die Reformation von Munchen gancz daher"- Teiledition und historische Einordnung der Nürnberger Klarissenchronik (um 1500)

Fördersumme:
5.000 €

Kontakt:
LenaVosdingATgmxDOTde

Projektbeschreibung:
Die um 1500 entstandene Konventschronik der Nürnberger Klarissen bietet aufgrund ihrer guten Überlieferungssituation zahlreiche Ansatzpunkte für verschiedene Fragestellungen der mediävistischen Kloster- und Ordensforschung. Liegt nämlich in der Regel nur das 'Endprodukt' mittelalterlicher Schreibtätigkeit vor, so existieren bei dieser Chronik neben der Reinschrift auch die Vorstufen eines lateinischen Entwurfs und einer deutschen Konzeptfassung mit deutlichen Korrektur- und Bearbeitungsspuren. Inhaltliche und formelle Ähnlichkeiten belegen weiterhin einen direkten Zusammenhang des Textes mit der umfangreichen 'Chronica Ordinis Fratris Minorum Observantium' des Franziskaners Nikolaus Glassberger (gest. 1508).

Mit einer Klärung der Abhängigkeitsverhältnisse dieser vier Überlieferungsträger können nicht nur Einsichten in die Genese der Chronik gewonnen werden, die Untersuchung der einzelnen Textversionen ermöglicht es auch, Rückschlüsse auf die gemeinsame Schreibtätigkeit der Schwestern, ihren Austausch untereinander, ihre Kontakte zur außerklösterlichen Welt sowie die angestrebte Funktion dieses schriftlichen Gedächtnisses der Klarissengemeinschaft zu ziehen. Während die kritische Formung der eigenen Konventsgeschichte eine Nutzung als Reflexions- und Identifikationsmittel vermuten lässt, weisen die inserierten Rechtsdokumente auf eine Funktion als juristisches Hilfsmittel zur Selbstorganisation des Konvents sowohl nach innen wie auch nach außen hin.

Die entstandene Publikation greift diese Aspekte auf und bietet neben einer kommentierten, vergleichenden Teiledition der drei Textfassungen (anhand des Chronikberichts über die Reform des Klarissenkonvents in München) auch erstmals die differenzierte Untersuchung, Einordnung und Auswertung der Chronik in mehreren Einzelbeiträgen zu den verschiedenen Fragestellungen. Hier konnten zum Teil grundlegende Neuerkenntnisse für die Forschung gewonnen werden. Die Studie liefert somit einen umfassenden Einblick in die Welt eines spätmittelalterlichen Frauenklosters und stellt im Zusammenspiel mit den weiteren Quellen zum Nürnberger Klarissenkonvent einen maßgeblichen Schlüssel zum Verständnis dieser bedeutenden Gemeinschaft dar.