Geförderte Projekte
Ausgezeichnet: Die zentrale Qualitätsverbesserungskommission der Uni Münster hat in einer Ausschreibung zur Projektförderung Studium und Lehre 10 Projekte für die Förderperiode 2025/26 ausgewählt, die dazu beitragen sollen, Offenheit und Kreativität in der Hochschullehre zu entwickeln. Die Förderung soll dabei die Möglichkeit schaffen, Ideen für die Lehre zu entwickeln, zu erproben und zu evaluieren.
Bei den Qualitätsverbesserungsmitteln steht immer die Förderung aktivierenden Lernens durch innovative Lehr- und Lernformen sowie die Betreuungsqualität der Studierenden im Vordergrund.
Besonders an dieser Ausschreibung: Lehrende und Studierende mussten die Anträge gemeinsam entwickeln und einreichen, damit die Lehre voll auf die Studierenden zugeschnitten ist.
Insgesamt sind 35 Projekte mit einem gesamt-Volumen von 1.39 Millionen Euro eingereicht worden. Aufgrund der begrenzten Mittel hat sich die Kommission dazu entschieden in dieser ersten Ausschreibung 10 herausragende Projekte zu fördern.
Die folgenden Projekte erhalten ab April 2025 eine Förderung
1) Einführungsvorlesung des Center for Nonlinear Science (CeNoS) unter dem Motto „Mastering Complexity to Navigate a Complex World“
Dr. Katrin Schmietendorf und Dr. Oliver Kamps vom Center for Nonlinear Science (CeNoS) möchten unter Beteiligung von SHB-Kräften und den Fachschaften Physik, Mathematik & Informatik, Psychologie, Biologie und Chemie eine disziplinübergreifende, anwendungsorientierte Einführungsvorlesung aufzubauen, die mittels vorbereitender Materialien und begleitenden Jupyter-Notebooks den heterogenen Vorkenntnissen und Interessen einer gemischt-disziplinären Zielgruppe Rechnung trägt.
Die Vorlesung wird im Anschluss dauerhaft in das unter dem Motto „Mastering Complexity to Navigate a Complex World“ stehende CeNoS-Lehrangebot aufgenommen und soll hier zugleich als Impulsgeber für interdisziplinären Austausch und Kooperation an der Universität Münster wirken. Komplexe Netzwerke sind ein thematisch außergewöhnlich vielfältiges und hochgradig interdisziplinäres Forschungsfeld, zumal sie viele Fragen aus aktuellen gesellschaftlichen Debatten wie z. B. die Ausbreitung von Epidemien, die Propagation von Desinformationen, Klimaforschung oder die Optimierung von Radwegenetzen adressieren.
2) Landschaftsölokolgisches Projekt "Sensorlök"
Landschaftsökologische Projekte setzten zur Beobachtung eines Umweltsystems vermehrt auf Messdaten die automatisiert, dauerhaft, und über lange Zeiträume von Sensoren aufgenommen werden. Im Projekt "Sensorlök" von Dr. Marvin Ludwig möchte das Institut für Landschaftsökologie Umweltsensoren in die Lehre integrieren um den wissenschaftlichen Nachwuchs auszubilden die modernen Methoden der Umweltbeobachtung in der Praxis umzusetzen.
Dazu wird als exemplarisches Ökosystem ein Teil des Klima- und Biodiversitätsgebiet Ammeloe, der sogenannte Lüntener Wald, betrachtet. Der ehemalige Moorwald soll in den nächsten Jahren Wiedervernässt werden und bietet die Chance, Reaktionen des Ökosystems auf kontrolliert veränderte Umweltbedingungen zu beobachten.
In einem Seminar soll der Lüntener Wald von Studierenden mit Sensoren ausgestattet werden die z.B. den Grundwasserstand, Bodenfeuchte und Mikroklima messen und automatisch could-basiert abspeichern. Dadurch entsteht eine Art frei-Luft Labor. In einem Hackathon sollen anschließend Verarbeitungsmethoden entwickelt werden um die Sensordaten kontinuierlich auszuwerten und die Auswirkungen der Renaturierungsmaßnahmen auf das Ökosystem zu verstehen.
3) Online-Tutorials zur fachlichen und didaktischen Qualifizierung studentischer Tutor*innen
Von Studierenden in Ergänzung zur Lehre durchgeführte Tutorien stellen – mindestens seit der Bologna-Reform und dem damit verbundenen Anspruch an Qualitätssicherung wie -verbesserung – einen wesentlichen Bestandteil des Lehrangebots an deutschen Hochschulen dar. Es zeigt sich allerdings, dass die verantwortlichen Tutor*innen selten im Sinne einer fachlichen sowie didaktischen Qualifizierung auf ihre Tätigkeit vorbereitet werden.
Auch an der Universität Münster besteht kein übergreifendes Angebot zur Professionalisierung studentischer Tutor*innen. Aus diesem Grund möchten Kris-Stephen Besa und Annalisa Biehl mit ihrem Projekt die Entwicklung eines interdisziplinär angelegten Online-Tutorials zur Qualifizierung studentischer Tutor*innen vorantreiben, welches über die Projektlaufzeit hinaus an der Universität Münster genutzt werden kann.
Die über das Tutorial vermittelten Inhalte zielen auf die Förderung von Sozialkompetenz, Reflexions- und Selbstkompetenz, Diagnostischer Kompetenz sowie didaktisch-methodischer Kompetenz. Das Tutorial soll dabei evaluativ begleitet werden, um einerseits mögliche Anpassungen vornehmen zu können und andererseits einen Beitrag zum bislang wenig bearbeiteten Forschungsfeld zu leisten.
4) Interdisziplinärer Austausch zwischen Studierenden und Mitarbeiter*innen der Fächer Sport und Musik im Hinblick auf die Prävention sexualisierter Gewalt
Diverse Lebensbereiche sind von sexualisierter Gewalt betroffen, davon sind Hochschulen nicht ausgenommen (UniSafe, 2022). Das Erleben von sexualisierter Gewalt hat für Betroffene weitreichende Folgen, nicht nur im Hinblick auf ihre Gesundheit, sondern auch ihre Lebensqualität und Leistungsfähigkeit. Im Hochschulkontext bestehen besondere Verwundbarkeiten von Studierenden und Beschäftigten, insbesondere wenn ein Abhängigkeitsverhältnis vorliegt (bukof, 2018). Fächer wie Musik und Sport weisen besondere Risikofaktoren auf, die sexualisierte Gewalt begünstigen können (z.B. Nähe-Distanz Verhältnis).
Ziel des Projekts von Lena Henning und Isabelle Heiss ist es, einen interdisziplinären Austausch zwischen Studierenden und Mitarbeiter*innen beider Fächer im Hinblick auf die Prävention sexualisierter Gewalt zu fördern. Der Austausch soll anregen, über fachspezifische und fächerübergreifende Strukturen ins Gespräch zu kommen und für fachspezifische und fächerübergreifende Risikofaktoren, aber auch Potenziale zu sensibilisieren.
Im Rahmen des Projekts werden zwei Vorhaben verfolgt a) der Austausch zwischen Studierenden im Rahmen eines gemeinsamen Seminars, der in b) einen moderierten Austausch von Studierenden und Kolleg*innen aus Sportwissenschaft und Musikpädagogik mündet.
5) Praktikum „Modell- und Datenbasierte Methoden in den Naturwissenschaften“ (MoDaNa)
Im neu konzipierten interdisziplinären und forschungsorientierten Praktikum „Modell- und Datenbasierte Methoden in den Naturwissenschaften“ (MoDaNa) erwerben Studierende der Fachbereiche Mathematik und Informatik, Physik sowie Chemie und Pharmazie Kompetenzen im Bereich der numerischen Modellierung und der Verwendung moderner datengetriebener Methoden zur Simulation. Hierzu bearbeiten sie in betreuten interdisziplinären Teams während eines Semesters jeweils ein aktuelles Forschungsthema zu anwendungsnahen Themenbereichen wie z.B. Klimawandel, Epidemiologie oder Schwarmverhalten. Die Studierenden lernen Grundlagen der Programmierung in Python, der numerischen Modellierung, der Datenanalyse und Methoden des maschinellen Lernens kennen. Hierzu gehören auch Themen wie Forschungsdatenmanagement, Datenaufbereitung und Visualisierung sowie das Erstellen und Testen von mathematischen Modellen. Anschließend wenden sie diese Kenntnisse auf ihr spezifisches Forschungsprojekt an. Sie sammeln eigene Daten, entwickeln Hypothesen, erstellen Modelle und führen Simulationsläufe durch. Zudem präsentieren sie ihre Ergebnisse vor den anderen Teilnehmenden.
Prof. Dr. Mario Ohlberger (FB 10), Prof. Dr. Svetlana Gurevich (FB 11) und Prof. Dr. Andreas Heuer (FB12) haben die Lehrveranstaltung gemeinsam mit Studierenden auf Basis des vom Center for Nonlinear Science (CeNoS) angebotenen Praktikums „Nichtlineare Modellierung in den Naturwissenschaften“ konzipiert. Langfristig soll das Praktikum ein Modul des geplanten Data Science-Studiengangs werden.
6) Lehrprojekt "Shared Pharmacy and Healthcare Education for Real-world Experience" (SPHERE)
Das neue Lehrprojekt Shared Pharmacy and Healthcare Education for Real-world Experience (SPHERE) bringt Münsteraner Medizinstudierende und Pharmaziestudierende im Praktischen Jahr (PJ) erstmals zusammen, um die wachsenden Herausforderungen der Patientenversorgung gemeinsam zu meistern. Das Projekt von Prof. Dr. Björn Burkhardt (FB 12) und Dr. Hedda Wollbold (FB 5) folgt dabei dem Ansatz: Gemeinsam lernen, gemeinsam besser versorgen. Hierzu lernen die Teilnehmenden in realitätsnahen Szenarien mit Simulationspatienten komplexe Therapien im Tandem zu planen, gemeinsam Entscheidungen zu treffen und patientenzentriert zu handeln.
Ziel ist die interprofessionelle Zusammenarbeit schon im Studium zu fördern und Barrieren zwischen den Berufsgruppen abzubauen. Schwerpunkte liegen auf Teamarbeit, Kommunikation und dem Rollenverständnis beider Professionen. Die praxisnahe Umsetzung erfolgt dabei ambulant in Lehrpraxen und Apotheken.
Dieses Lehrformat trägt bedeutend zur Qualitätssteigerung der Patientenversorgung bei und vermittelt wichtige Kompetenzen wie kritisches Denken und gesellschaftliche Verantwortung. Wissenschaftlich begleitet, leistet das Projekt einen entscheidenden Beitrag zur Umsetzung der in den Therapieleitlinien geforderten interdisziplinären Versorgung.
7) Entwicklung und Implementierung des KI-basierten Tutors Histo.AI für geschichtsdidaktische Lehrveranstaltungen
Dr. Sabrina Schmitz-Zerres und Ricarda Singh (M.Ed.) vom Institut für Didaktik der Geschichte der Universität Münster entwickeln ab dem Sommersemester 2025 gemeinsam mit Studierenden den KI-basierten Tutor Histo.AI, der in geschichtsdidaktischen Lehrveranstaltungen implementiert und evaluiert werden soll. In Kooperation mit der Münsteraner Tutor.AI soll Histo.AI ein fachspezifisch profiliertes Tool sein, das Studierende bei der Erstellung eigener wissenschaftlicher Texte und bei der Textlektüre unterstützen soll. Histo.AI soll so programmiert werden, dass es auf spezifische Bedürfnisse und Lernniveaus reagiert, ohne die Textproduktion für Studierende zu übernehmen. Vielmehr unterstützt Histo.AI Studierende bei der Textlektüre oder gibt Rückmeldungen zu Schreibprodukten. Ziel des Projektes ist es, Geschichtsstudierende der Universität Münster durch einen KI-basierten Tutor bei der Kompetenzentwicklung individuell zu unterstützen und den reflektierten Umgang mit KI zu schulen.
8) Projekt "Patienten-zentrierte Beratung mittels angereicherter Realität" (AR)
Die Fachrichtung der Klinischen Pharmazie wird als Disziplin verstanden, die aufbauend auf pharmazeutisch-naturwissenschaftlichen Kenntnissen die Optimierung der Arzneimittelanwendung am und durch Patienten zum Inhalt hat. Die ableitbare Erwartungshaltung, dass Studierende damit regelmäßigen Patientenkontakt haben und so ihre Fähigkeiten im Patientenumgang stetig verbessern können, wird jedoch aktuell nicht erfüllt. Absolvent*innen stehen so beim Berufseinstieg vor der Herausforderung, den wachsenden komplexen Anforderungen in Beratung und Patientenbetreuung in Eigenregie gerecht werden zu müssen, die sich aus demografischen Veränderungen und der Individualisierung der Pharmakotherapie ergeben.
Daher haben Prof. Burckhardt (FB 12) und Prof. Hohenberg (FB 4) das Projekt "Patienten-zentrierte Beratung mittels angereicherter Realität" (AR) gestartet.
Durch den Einsatz von augmented reality (AR) im Studium der Klinischen Pharmazie lässt sich der Brückenschlag im Sinne einer kompetenz-orientierten Ausbildung für die Patientenberatung jedoch schrittweise erreichen. Mittels des AR-Tools wird es zukünftig möglich sein, die immer stärker gewünschte personalisierte Medizin und individualisierte Pharmakotherapie zielgerichtet praktisch zu trainieren, und so das im Studium erlernte Wissen von der Theorie in die Praxis zu transferieren.
9) Projekt „VR4Students“ im eXperimental Reality Lab des Marketing Center Münster (XRLab@MCM)
Virtuelle Realitäten und das Metaverse verändern unsere Arbeits- und Lebenswelten. Zugleich gilt für diese neuartigen Technologien aber: Ohne eigenes Erfahren bleiben das Funktionieren und der Nutzen von „immersiven“ VR-Anwendungen für die meisten Menschen vage und abstrakt. Da der Zugang zu Hardware heute einen Engpass darstellt, der virtuelle Erlebnissen verhindert, bietet das Projekt „VR4Students“ im eXperimental Reality Lab des Marketing Center Münster (XRLab@MCM) voraussichtlich ab April für zunächst ein Jahr einen Verleihservice an, der es Studierenden der Universität Münster ermöglicht, State of the Art-Headsets selbst auszuprobieren. Der Verleih von Quest-Headsets erfolgt kostenlos für jeweils eine Woche; er wird von studentischen Hilfskräften organisiert, die Verwaltung, Ausgabe und Betreuung von Soft- und Hardware koordinieren. Auf diesem Wege sollen die Zukunftstechnologie VR auf unkompliziertem Wege nutzbar gemacht und die digitalen Kompetenzen der Münsteraner Studierenden gefördert werden.
10) Projekt „SHIFT happens: Lernen mit und von einem KI-basierten Lernassistenten“
Tutor.AI ist ein gemeinsames Projekt des Fachbereichs Philologie, des REACH – Euregio Start-up Centers sowie des Start-ups colloc.AI an der Universität Münster. Es handelt sich um einen Lernassistenten, der auf einem großen Sprachmodell (LLM) basiert und Studierende bei der Vor- und Nachbereitung ihres Lernstoffs unterstützt. Der Assistent interagiert über eine Chat-Schnittstelle mit den Nutzer*innen und greift passgenau auf von den Dozierenden bereitgestellte Quellen zu für eine bestimmte Veranstaltung zu. In den vergangenen zwei Semestern wurde Tutor.AI in 12 Lehrveranstaltungen mit über 2.000 Studierenden eingesetzt (von Literaturdidaktik über Verfassungsgeschichte bis zu Mathe für Chemiker oder Autonome Systeme in der Informatik). Besonderer Wert wird auf Datenschutz gelegt, da der Assistent auf den Ressourcen der Universität gehostet wird und Open-Source-Technologie verwendet. Im Projekt „SHIFT happens: Lernen mit und von einem KI-basierten Lernassistenten“ von einem interdisziplinären Projektteam um Prof.‘in Silvia Reuvekamp, wird Tutor.AI für die Uni Münster weiterentwickelt und Universitätsweit zur Verfügung gestellt.