März 2024 | Zwölf Monate, zwölf Menschen | Porträt über Maximilian Sommer
März 2024 | Zwölf Monate, zwölf Menschen | Porträt über Maximilian Sommer

„Jedes Konzert hatte seinen eigenen Reiz“

Die Universität Münster war im Frühjahr 2024 Gastgeberin des European Student Orchestra Festivals. Sieben Universitätsorchester aus Europa kamen in Münster zusammen, um gemeinsam zu musizieren. Student Maximilian Sommer hatte als Mitglied des Organisationsteams buchstäblich eine tragende Rolle.
Wenn er sich vom Stress des Alltags erholen möchte, holt er seine Geige aus dem Kasten. Doch Max Sommer dient der Musik auch anders: Im März 2024 gehörte er zum Organisationsteam eines großen Orchesterfestivals an der Universität Münster.
© Nike Gais

An diesem Mittwoch im März 2024 sind die Sitzreihen im Großen Haus im Theater Münster voll besetzt mit Musikerinnen und Musikern aus ganz Europa. Als das Junge Sinfonieorchester der Universität Münster um genau 20 Uhr das Vorspiel zum dritten Aufzug von Richard Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“ anstimmt, ist das European Student Orchestra Festival (ESOF) eröffnet. Die nächsten Abende begeistern europäische Universitätsorchester mit vielen verschiedenen Orchesterstücken die Teilnehmenden sowie die Stadtgesellschaft. Münster verwandelt sich in eine Freiluft-Konzerthalle: An vielen Orten in der Stadt hören und beobachten Passantinnen und Passanten Kammerorchester, beispielsweise aus Frankreich, Slowenien oder Estland.

Zwei Jahre zuvor starteten Mitglieder des Jungen Sinfonieorchesters die Vorbereitungen für das Event. Einer von ihnen war der BWL-Student Max Sommer. Er und der Doktorand David Eidecker waren vor allem für logistische Fragen verantwortlich: Wie kommen die Stühle in den Konzertsaal? Wie kommt das Orchester aus Ljubljana an eine Harfe? Ohne ihren Einsatz wären die zahlreichen Proben und Aufführungen der sieben Universitätsorchester nicht möglich gewesen.

80 Stühle in einer bestimmten Anordnung im Proberaum aufbauen, kurzfristig mit einem Großraumtaxi zur Halle Münsterland fahren, um einen Kontrabass auszutauschen, die Bühne in der Aasee-Aula für die nächste Orchesterprobe umbauen – und zwischendurch als „Orchester-Buddy“ dem Tallinn University Symphony Orchestra den Weg zum Konzertsaal erklären. So in etwa sahen die Tage von Max Sommer während des Festivals aus. Hinzu kamen die eigenen Auftritte mit dem Jungen Sinfonieorchester. „Jedes Orchester hatte unterschiedliche Anforderungen an Requisiten. Viele Anfragen kamen spontan. „Ich war von morgens bis abends auf Achse“, erklärt der 26-Jährige und lacht. „Meinen Knien hat das Schleppen sicherlich nicht gutgetan.“ Doch die Organisation des Events, betont er, sei keine Einzelleistung gewesen. „Wir hatten viele fleißige Helfer, die das Festival ermöglicht haben.“

Max Sommer, aufgewachsen in einer Stadt nahe Bonn, nahm als Sechsjähriger an einem Instrumentenkarussell teil und entdeckte dabei seine Begeisterung für die Musik. Jede Woche spielte er ein neues Instrument. „Bei der Geige bin ich hängengeblieben“, erzählt er. Mit zehn Jahren trat er in ein Kinderorchester ein. Das Musizieren in der Gruppe habe ihm Spaß gemacht, und so spielte er wenige Jahre später in einem Kammerorchester. Er nahm an zahlreichen Konzertreisen teil, die ihn unter anderem nach Israel, Ungarn und England führten. Der Student steckt viel Zeit und Herzblut in seine Leidenschaft. „Das Musizieren ist für mich auch mentale Erholung und Anregung. Es gibt mir Ruhe und Kraft“, betont er. Dennoch sei es nur ein Hobby. Beruflich zieht es ihn in eine andere Richtung: In fünf Jahren möchte er als Unternehmensberater oder Wirtschaftsprüfer arbeiten.

„Das Besondere am ESOF war die Vielfalt der Orchester. Jedes Orchester wurde trotz unterschiedlicher Qualitäten als gleichwertig angesehen und hatte seinen eigenen musikalischen Reiz“, unterstreicht der Student. Vor allem die Stücke, die typisch für das Herkunftsland der Orchester waren, begeisterten ihn. Jetzt weiß er: „Auch estnische Musik gefällt mir gut.“ Ohnehin sei der kulturelle Austausch eine Bereicherung gewesen. Fast jeden Abend trafen sich die Orchestermitglieder, um zu plaudern und zu feiern. Das gute Verhältnis unter den Musikerinnen und Musikern blieb auch nach dem Festival bestehen. So kam es einige Monate später dazu, dass Festivalteilnehmerinnen aus Lüneburg bei denen in Paris übernachteten. „Diese Freundschaften sind der wahre Lohn für den Aufwand“, freut sich Max Sommer.

Wenn es erneut ein großes Festival zu organisieren gäbe, würde er gerne wieder mithelfen. Dass es dazu kommen wird, ist aber unwahrscheinlich – außer, das Festival fände in Wien statt. Denn Max Sommer wird in der österreichischen Hauptstadt sein Masterstudium in „Finanzwirtschaft und Rechnungswesen“ angehen. „Wien ist eine außergewöhnlich musikalische Stadt mit vielen Orchestern“, erklärt Max Sommer. Immerhin haben Genies wie Mozart und Beethoven, Brahms und Mahler hier gelebt und das musikalische Stadtbild bis heute geprägt. Max Sommer ist sich also sicher: „Dort werde ich auch musikalisch gut aufgehoben sein.“

Linus Peikenkamp


Dieser Beitrag stammt aus der Broschüre „Zwölf Monate, zwölf Menschen“, erschienen im Februar 2025.

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