April 2024 | Zwölf Monate, zwölf Menschen | Porträt über Prof. Dr. Andreas Pfingsten
April 2024 | Zwölf Monate, zwölf Menschen | Porträt über Prof. Dr. Andreas Pfingsten

Mehr als gute Noten

Die Studienstiftung des deutschen Volkes hat Prof. Dr. Andreas Pfingsten von der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät im April mit der Daidalos-Münze ausgezeichnet. Damit würdigt das Begabtenförderungswerk sein langjähriges Engagement als Vertrauensdozent.
Das Picasso-Museum ist ein beliebtes Ziel von Andreas Pfingsten, das er gerne mit seinen Stipendiatinnen und Stipendiaten der Studienstiftung ansteuert.
© Nike Gais

Leistung ist ihm wichtig, betont Prof. Dr. Andreas Pfingsten und lächelt. Aber er weiß es zu schätzen, wenn Studierende neben dem Lernen beispielsweise Kunst und Musik genießen oder sich ehrenamtlich engagieren. Der Wirtschaftswissenschaftler begleitete als Vertrauensdozent schon etliche Stipendiatinnen und Stipendiaten der Studienstiftung des deutschen Volkes. Andreas Pfingsten schöpft aus seinen Erfahrungen, um individuell auf die Studienverläufe einzugehen. Einige bräuchten den Tipp, über den Tellerrand zu schauen und nicht nur auf die guten Noten, andere die Warnung, sich nicht zu viel vorzunehmen. Der Hochschullehrer, von 2004 bis 2023 federführender Vertrauensdozent in Münster, freut sich darüber, dass die meisten eben keine „Fachidioten“ seien. „Viele haben mehr als ein Ehrenamt“, hat er beobachtet. „Es macht mir Spaß zu überlegen, ob es Sinn ergibt, was dieser Mensch plant, und das Individuum in den Mittelpunkt zu stellen.“ Dazu gehört für ihn auch, talentierte Studierende für ein Stipendium vorzuschlagen, diverse Auswahlverfahren als Gutachter zu unterstützen und bei einer Sommerakademie als Arbeitsgruppenleiter für die Studienstiftung aktiv zu sein.

Mit den Stipendiatinnen und Stipendiaten besucht Andreas Pfingsten in jedem Semester Konzerte an der Universität oder ein Museum. Das Picasso-Museum in Münster zählt ebenso zu seinen Favoriten wie das Sandsteinmuseum in Havixbeck, seinem Wohnort, weil das Material so typisch für die Region ist. Die Gruppe, mit der er unterwegs ist, umfasst etwa 15 Studierende, insgesamt gibt es an der Universität Münster derzeit rund 420 Stipendiatinnen und Stipendiaten. Mit dabei zu sein ist ein Privileg. Die Studienstiftung bemühe sich, dieses auch Studierenden aus nicht akademischen Elternhäusern zu ermöglichen, unterstreicht Andreas Pfingsten.

Während seines Wirtschaftsingenieurstudiums an der Universität Karlsruhe profitierte er von einer Förderung durch die Studienstiftung. 1997 wechselte der Professor von der Universität Siegen nach Münster und nahm bald darauf sein Amt als Vertrauensdozent auf. Im vergangenen Jahr würdigte die Stiftung sein großes Engagement mit der silbernen Daidalos-Münze. „Bei der Verleihung waren alle meine ehemaligen Stipendiatinnen und Stipendiaten eingeladen“, berichtet er. „Gekommen ist unter anderem ein Ehepaar, das sich in meiner Gruppe kennengelernt hatte und inzwischen erfolgreich zwei Karrieren verfolgt und Kinder hat. Aktuelle Stipendiatinnen und Stipendiaten gestalteten einen hochwertigen musikalischen Rahmen der Feier.“

Andreas Pfingsten forscht und lehrt seit dreißig Jahren Betriebswirtschaftslehre an der Universität Münster, seit 2024 als Seniorprofessor. Etwa 800 Studierende besuchten jedes Semester seine Vorlesungen im Hörsaal H1. „Eine so große Gruppe hört nur zu, wenn man authentisch ist“, unterstreicht der beliebte Hochschullehrer, der es sich angewöhnt hat, die fachlichen Inhalte etwas aufzulockern, etwa mit persönlichen Anekdoten. Viele Absolventinnen und Absolventen erkennen ihren ehemaligen Lehrer in der Stadt wieder. Wenn ihn jemand darauf anspricht, wie neulich bei einem Frühstück im Café 1648, stört es den Wissenschaftler nicht, im Gegenteil. „Das ist sogar in einem Italienurlaub vorgekommen. Ich freue mich darüber. Trotzdem wohne ich extra etwas außerhalb, wo ich einfach ein Nachbar oder mit anderen im Sportverein bin.“ Apropos Sport: Am Finance Center Münster haben die Studierenden die Gelegenheit, an einem auswärtigen Seminar teilzunehmen. Ein typischer Tag eines solchen Hauptseminars mit rund dreißig Personen in einem Selbstversorgerhaus, umgangssprachlich auch „Hütte“, bestehe aus gemeinsamen Mahlzeiten, Skifahren und zwei bis drei Vorträgen mit Diskussion. Die Studierenden verteidigen dabei ihre Seminararbeiten.

Von einem weiteren langjährigen Engagement in einem anderen Metier zeugt eine kleine Metallfigur auf seinem Schreibtisch im Juridicum. Zu sehen ist die stilisierte Darstellung eines DJs vor seinen Plattentellern. Von 2006 bis 2023 traf man ihn einmal im Jahr am Mischpult in einem Club an. Dass Andreas Pfingsten von der ersten Stunde an bei der „Night of the Profs“ mit aufgelegt hat, ist kein Zufall: „Der Gründer der Reihe hat auch bei mir studiert und mich angesprochen.“

Brigitte Heeke


Dieser Beitrag stammt aus der Broschüre „Zwölf Monate, zwölf Menschen“, erschienen im Februar 2025.

Download der gesamten Broschüre als pdf-Datei

Zu den anderen Artikeln der Broschüre „Zwölf Monate, zwölf Menschen“.